Phantasmen – Kai Meyer

phantasmen

Carlsen Verlag
Gebundene Ausgabe
ca. 400 Seiten
19,90 Euro
März 2014
ISBN: 978-3551582928
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Inhalt

(lt. amazon.de):

Eines Tages tauchten sie aus dem Nichts auf – die Geister der Toten. Millionen auf der ganzen Welt, und stündlich werden es mehr. Sie stehen da, bewegungslos, leuchtend, ungefährlich. An der Absturzstelle eines Flugzeugs, mitten in Europas einziger Wüste, warten zwei junge Frauen auf die Geister ihrer verunglückten Eltern. Rain hofft, die Begegnung wird ihrer jüngeren Schwester Emma helfen, Abschied zu nehmen. Auch Tyler, ein schweigsamer Norweger, ist auf seinem Motorrad nach Spanien gekommen, um ein letztes Mal seine große Liebe Flavie zu sehen. Dann erscheinen die Geister. Doch diesmal lächeln sie. Und es ist ein böses Lächeln.

 

Gewähltes Zitat

Aber es waren nicht die Bauten aus Stein und Stahl und Glas, denen auf einen Schlag unsere ganze Aufmerksamkeit galt.
Es waren zwei Gebäude, die jahrzehntelang Manhattans Downtown am unteren Ende der Halbinsel überragt hatten und innerhalb eines einzigen Tages ausgelöscht worden waren.
Nun waren sie wiederauferstanden, ein makaberes Mahnmal über dem blassen Kadaver der Stadt. Zwei Türme aus Licht, hoch und schlank und strahlend weiß, zusammengesetzt aus Tausenden Lichtpunkten, die aus der Ferne zu riesenhaften Säulen verschmolzen.
Die Geister des World Trade Center waren zurückgekehrt.
(S. 293)

Meine Meinung

Eines Tages erscheinen sie. Einfach so. Die Geister der Toten. Auf der ganzen Welt und überall. Sie erscheinen nicht alle auf einmal, sondern nach und nach, einem bestimmten zeitlichen Muster folgend. So warten Rain und Emma eines Tages in der einzigen europäischen Wüste auf die Geister ihrer Eltern, die drei Jahre zuvor bei einem Flugzeugabsturz an genau dieser Stelle ums Leben kamen. Als die Geister schließlich erscheinen, geschieht etwas merkwürdiges, etwas, was noch nicht zuvor geschehen ist. Sie lächeln. Und alle Menschen im Umkreis weniger Meter sterben.

Was hat es mit dem Erscheinen der Geister auf sich? Rain und Emma ahnen noch nicht, dass sie dem Geheimnis näher kommen als sie ahnen, als sie den jungen Tyler kennen lernen und mit ihm von bezahlten Elite-Soldaten durch die Wüste gejagt werden …

Ich mag die Bücher von Kai Meyer, lese aber bei weitem nicht alle, sondern nur diejenigen, die mir inhaltlich auch zusagen. Das war bei „Phantasmen“ der Fall. Die Handlung hörte sich so ungewöhnlich an und versprach so viel Spannung, dass ich diese Geschichte unbedingt lesen wollte.

Wie Kai Meyer selbst über seine Geschichte sagt, handelt es sich bei diesem Buch um Dreierlei: um eine Geistergeschichte, um die Geschichte einer Invasion und um die Geschichte des Endes der Welt.

Es war also von Anfang an klar, dass es hier phantastisch zugehen würde und zwar durch und durch.

Der Klappentext verrät ja schon die Grundhandlung, das, worum es also hauptsächlich geht. Um die Geisterscheinungen. Diese hat Kai Meyer wirklich sehr eindringlich beschrieben, so dass ich mich beim Lesen tatsächlich ein wenig mit gruseln konnte. Die Vorstellung, dass die Geister verstorbener Menschen überall herumschweben ist meiner Meinung auch mehr als gruselig. Diese Atmosphäre wurde also super eingefangen. Bei einer Szene, schon ziemlich zum Schluss des Buches bekam ich sogar eine richtige Gänsehaut, da lief es mir wirklich kalt über den Rücken.

Eine Geistergeschichte ist „Phantasmen“ also auf jeden Fall. Und die Invasion durch die Geister findet ebenfalls statt. Durch das mysteriöse Lächeln ist das Ende der Welt schließlich auch nahe, denn der Umkreis in dem sich die Menschen noch aufhalten können, wird immer schmaler. Dieses Lächeln, was ja eigentlich etwas nettes ist, macht diese Geschichte noch ein wenig gruseliger, wie ich finde. Die Idee dahinter ist einfach klasse!

Die Protagonisten die Kai Meyer hier erfunden hat, fand ich ebenfalls sehr interessant. Besonders Emma fand ich sehr gelungen, wenn auch speziell. Rain fand ich für ihre Geschichte recht authentisch geschildert, wenn ich ihre Geschichte selbst auch ein wenig übertrieben und nicht immer besonders glaubhaft fand. Die Beziehung die sich zwischen Tyler und den beiden Mädchen langsam – wobei, eigentlich eher recht schnell – entwickelte, hat mir dagegen wieder sehr gefallen. Hier wird nur ganz subtil angedeutet, dass sich etwas entwickelt. Das fand ich dem Kontext entsprechend sehr passend.

Die Entwicklung der Geschichte lässt mich allerdings ein wenig zwiespältig zurück. Ich kann gar nicht genau beschreiben was mich hier stört, aber ich hätte mir tatsächlich ein wenig mehr „Showdown“ oder auch Kommunikation mit der ‚Ursache‘ gewünscht. Ich nenne es jetzt einfach Ursache um nicht zu viel von der Handlung zu verraten. Wer das Buch gelesen hat, wird wissen, was ich meine und wer nicht, der wird es wissen, sobald er das Buch gelesen hat. Hier hätte ich mir wirklich mehr Konfrontation gewünscht und weniger Puff – Aus – Vorbei.

Wobei das Ende weder total plötzlich kam, noch das Buch abrupt endete. Vielmehr empfand ich das Ende als leicht unbefriedigend. Tatsächlich gibt es noch eine recht zufriedenstellende Entwicklung zum Schluss mitzuerleben, was ganz nett war, meiner Meinung nach aber nicht unbedingt hätte sein müssen.

 

Fazit

Insgesamt war „Phantasmen“ ein unheimlicher Roman, der sich vor allem durch seine besondere Atmosphäre auszeichnet. Die Idee ist ungewöhnlich und wirklich klasse gewesen und auch die Umsetzung habe ich – bis auf den Schluss – sehr genossen, zumal nicht alles total vorhersehbar war. Von mir gibt es hier sehr gute vier Sterne!
 

Meine Wertung:

RegenbogenRegenbogenRegenbogenRegenbogen

Untot 2: Sie sind zurück und hungrig – Kirsty McKay

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Chicken House Verlag
Broschierte Ausgabe
ca. 416 Seiten
16,99 Euro
August 2013
Originaltitel: Unfed
ISBN: 978-3551520531
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Inhalt (lt. amazon.de):
Na toll! Eine Glatze, eine Narbe und 6 Wochen Koma. Als Bobby erwacht, ist bereits ganz Schottland zombifiziert und zur Sperrzone erklärt worden. Ausgerechnet in einem schottischen Krankenhaus festzusitzen, ist also eher ungünstig. Dass auch Alice und Pete dort untergebracht sind, ist zumindest eine gute Nachricht. Doch wo steckt Smitty? Und wieso hat Bobbys Mutter, die angeblich tot sein soll, verschlüsselte Nachrichten auf dem Handy hinterlassen? Die ungleichen Freunde müssen schnellstens hier weg. Denn die Untoten sind lernfähig und hungrig und verdammt gefährlich. Und sie sind nicht die Einzigen, die ihnen hinterher jagen …

Zitat:
Ich hoffe, sie erledigen mich zuerst; es wäre zu viel, mit anzusehen, wie die anderen vor mir sterben. Viel schlimmer als die erste Kugel ist die Angst. Das Wissen, dass man sterben wird. Andererseits sollte ich vielleicht lieber hoffen, dass sie Alice als Erste finden. Sie ist extrem hübsch. Vielleicht kann sie die Typen irgendwie bequatschen. Wenn sie uns rettet, dann bin ich nie wieder gemein zu ihr, ich schwöre. 
(S. 135)

Kommentar:
Bobby erwacht sechs Wochen nach den Geschehnissen in Band 1 aus dem Koma. Ohne Haare und mit Narbe am Kopf muss sie feststellen, dass sich die Situation in der Zwischenzeit verschlechtert hat. Ganz Schottland steht nun unter Quarantäne und die Untoten treiben nach wie vor in Scharen ihr Unwesen. Zu alledem soll auch noch Bobbys Mutter und Smitty bei dem Unfall am Ende des ersten Bandes ums Leben gekommen sein, was Bobby jedoch aufgrund einer mysteriösen Handy-Nachricht bezweifelt. Zusammen mit Alice, Pete und dem neu hinzugestoßenen Russ kämpfen die Jugendlichen – mal wieder – ums nackte Überleben …

„Untot – Sie sind zurück und hungrig“ setzt sechs Wochen nach den Geschehnissen des ersten Bandes wieder ein und schließt nahtlos an die bisherige Erzählung an. Natürlich verfolgen wir Leser die Geschichte wieder aus Bobbys Perspektive, wie es bereits im ersten Teil der Fall war.

Die Protagonisten sind auch in diesem Band allesamt recht stereotypisch charakterisiert, was aber innerhalb der Geschichte absolut ausreicht und wunderbar funktioniert, gerade weil sich die Geschichte selbst gar nicht mal so ernst nimmt. Das macht meiner Meinung nach allerdings auch den Reiz dieser Reihe aus. Alice, die Klassendiva, die im ersten Band noch ein wenig genervt hat mit ihrer herablassenden Art, ist mittlerweile kaum noch weg zu denken und ihre Streitigkeiten mit Bobby, die mittlerweile einfach unübersehbar liebevoll und freundschaftlichen Charakter haben, haben mittlerweile ihren eigenen Charme entwickelt. Pete hat in diesem Band noch ein neues Outfit verpasst bekommen, ist immer noch der Nerd unter den Teens, allerdings nun mit mehr Selbstbewusstsein als noch im ersten Teil. Zunächst dachte ich, dass der neue Russ Smitty ersetzen soll, aber außer den äußerlichen Attributen haben beide eigentlich nicht allzu viel gemein.

Obwohl das grundsätzliche Setting recht gruselig ist und es auch viele Tote gibt, sorgt der vorhandene Humor für einen tollen Ausgleich, so dass dieses Buch trotz der realistisch beschriebenen Zombiefizierung irgendwo doch auch noch für Jugendliche empfohlen werden kann.
Wie bereits angedeutet strotzt auch dieser zweite Band wieder ziemlich vor Selbstironie und nimmt sich selbst nicht ernst. Das hat einfach viel Charme und bringt viel Witz mit sich. Ich konnte mich während der Lektüre einfach königlich amüsieren und das Buch dadurch einfach nur sehr genießen und das, obwohl die Geschichte alles andere als logisch durchdacht und realistisch ist.

Auch dieser zweite Band lässt wieder einigen Raum für eine Fortsetzung, die es hoffentlich noch geben wird. Mich würde es jedenfalls sehr freuen, denn diese Reihe ist doch mal erfrischend anders!

Meine Wertung:
RegenbogenRegenbogenRegenbogenRegenbogen

Untot 1: Lauf, solange du noch kannst – Kirsty McKay

untotlaufsolangedunochkannst

Chicken House Verlag
Broschierte Ausgabe
ca. 368 Seiten
14,95 Euro
November 2012
Originaltitel: Undead
ISBN: 978-3551520418
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Inhalt (lt. amazon.de):
Auf keinen Fall wird sie aus diesem Bus aussteigen. Bobby hasst ihre neuen Mitschüler und der Skiausflug war die totale Vollkatastrophe. Da wartet sie lieber mit Bad Boy Smitty, bis die anderen aus dem Café zurückkommen. Aber die anderen kommen nicht. Die anderen sind tot – Alice hat es genau gesehen und dreht vollkommen durch. Schöne Scheiße! Sie müssen hier weg und zwar schnell. Denn plötzlich kommen die Toten auf sie zu und sie sehen verdammt hungrig aus. Doch draußen ist es einsam und dunkel, der Schneesturm tobt und die Handys funktionieren auch nicht. Und eigentlich weiß man aus jedem guten Horrorfilm, dass man sich niemals in so eine Situation begeben darf …

Zitat:
Ich gehe also hinein – nicht hastig, sondern so, als ob ich das Sagen habe und die Coolness in Person bin. Aber meine Show ist nichts gegen die von Smitty. Sein lässiger Gang stinkt nach LMAA und er braucht so lange für die paar Schritte, dass ich schon denke, er hat vielleichteinen Schlaganfall bekommen. 
(S. 237 ff.)

Kommentar:
Während einer Klassenreise macht der Bus von Bobbys Schulklasse eine Rast. Die meisten Schüler begeben sich hinaus um etwas zu essen und auch der Lehrer schließt sich irgendwann an. Doch niemand kommt wieder zurück. Als der Bus angegriffen wird, machen sich auch die letzten vier Schüler auf in den Burger-Laden und entdecken, dass all ihre Mitschüler tot sind. Oder besser gesagt untot. Auf der Suche nach einem Ausweg, Schutz und dem Grund für alledem, erleben die vier Jugendlichen ein großes Abenteuer…

Ich habe mich im Vorfeld gar nicht über dieses Buch erkundigt und hatte etwas in Richtung des genre-ähnlichen Zombie-Buchs „Lost Land“ erwartet. Als ich dann begann „Untot – Lauf, solange du noch kannst“ zu lesen, war ich doch sehr überrascht, dass es ganz anders war als erwartet…

Die Hauptfiguren in diesem Buch sind Roberta, die sich nur Bobby nennen lässt und die neu in der Klasse ist und noch keinen großartigen Anschluss gefunden hat. Außerdem noch die Klassendiva Alice, die auf alles und jeden hinabsieht, der Streber Pete, der auf alles eine Antwort hat und der coole Klassen-Clown Smitty. Die Figuren sind also allesamt recht stereotypisch charakterisiert, was aber innerhalb der Geschichte absolut ausreicht und wunderbar funktioniert. Erzählt wird die Geschichte aus Bobbys Sicht.

Die Geschichte selbst ist richtig witzig und selbstironisch und nimmt sich selbst an vielen Stellen gar nicht so ernst. Da macht das Lesen so richtig Freude, jedenfalls hatte so richtig Spaß beim Lesen und wollte das Buch gar nicht mehr zur Seite legen.
Obwohl das grundsätzliche Setting recht gruselig ist und es auch viele Tote gibt, sorgt der vorhandene Humor für einen tollen Ausgleich, so dass dieses Buch trotz der realistisch beschriebenen Zombiefizierung irgendwo doch auch noch für Jugendliche empfohlen werden kann.

In der ersten Hälfte der Geschichte habe ich mich zwar des Öfteren gefragt, wo die Autorin hier noch hinwill, aber nachdem dann nach ca. zwei Dritteln dann schließlich auch ein Hintergrund ins Spiel kommt und auf einmal mehr dahinter steckt als nur ein wenig Zombie-Spaß, war ich schließlich überzeugt von diesem Buch. Es macht einfach Spaß und ist wirklich mal etwas anderes. Ich freue mich jetzt schon auf den zweiten Band und bin sehr gespannt wie es weiter geht, denn dieser erste Teil hier endet schon mit einem kleinen fiesen Cliffhanger …

Meine Wertung:
RegenbogenRegenbogenRegenbogenRegenbogen

Angelfall 1: Fürchtet euch nicht – Susan Ee

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Heyne fliegt Verlag
Gebundene Ausgabe
ca. 400 Seiten
12,99 Euro
September 2013
Originaltitel: Angelfall
ISBN: 978-3453268920
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Inhalt (lt. amazon.de):
Wenn die Engel die Bösen sind.
Die Engel sind auf die Erde gekommen, doch sie haben nicht Frieden und Freude, sondern Elend und Zerstörung mit sich gebracht: Weltweit liegen die Städte in Trümmern, und die Menschen trauen sich vor Angst kaum noch auf die Straße. Als eine Gruppe Engel die kleine Schwester von Penryn entführt, haben sie sich jedoch mit der Falschen angelegt. Die Siebzehnjährige zieht los zum Hauptquartier der Engel, um ihre Schwester zu befreien. Aber dafür braucht sie Hilfe – und die kommt ausgerechnet von Raffe, einem flügellosen Engel …
Penryn ist die Starke in der Familie: Seit ihr Vater sie verlassen hat, kümmert sie sich in jeder freien Minute um ihre siebenjährige Schwester Paige, die im Rollstuhl sitzt, und um ihre Mutter, die seit der Trennung mit ihren eigenen Problemen zu kämpfen hat. Doch seit einigen Wochen ist Penryns Aufgabe immer schwieriger geworden – wenn nicht sogar unmöglich. Die Engel sind gekommen, und mit sanftmütigen, himmlischen Geschöpfen haben die überhaupt nichts gemein! Ganz im Gegenteil – sie zerstören Städte auf der ganzen Welt und machen Jagd auf Menschen. Als Paige von Engeln verschleppt wird und ihre Mutter spurlos verschwindet, bleibt Penryn allein zurück. Die Siebzehnjährige ist wild entschlossen, das Leben ihrer Schwester zu retten, doch dazu muss sie nach Aerie gelangen, dem Hauptquartier der Engel, das auf den Trümmern San Franciscos errichtet wurde. Auf ihrer Reise durch das verwüstete Kalifornien wird sie von Raffe begleitet, einem wunderschönen gefallenen Engel. Raffe, dem seine Flügel genommen wurden, hat mit Paiges Entführern noch eine Rechnung offen und erklärt sich bereit, Penryn zu helfen. Penryn weiß, dass sie ihre Schwester ohne Raffes Unterstützung nicht befreien kann, aber soll sie einem Engel in diesen dunklen Zeiten wirklich vertrauen?

Zitat:
Die Kälte scheint keinen der Engel zu stören, die träge ihren Zigarettenrauch in den Wind blasen. Nicht in einer Million Jahre hätte ich gedacht, dass Engel rauchen. Die Typen hier sehen eher nach Gangstern als nach gottesfürchtigen Engeln aus.
(S. 253 ff.)

Kommentar:
Es ist gerade mal sechs Wochen her, seitdem die Engel die Menschen angreifen, aber bereits jetzt ist die Erde nicht mehr das was sie einmal war. Überall findet man Chaos, Zerstörung und Leichen. Die Engel jagen und töten die Menschen, die Menschen versuchen zurück zu schlagen und handeln mit den Gliedmaßen der Engel. Als Penryn, ihre Mutter und ihre kleine Schwester eines Tages in eine Auseinandersetzung zwischen zwei Engeln geraten, wird Penryns Schwester von einem Engel entführt. Um herauszufinden wohin ihre Schwester verschleppt wurde, kümmert sie sich um den verletzten Engel, dem die Flügel abgeschlagen wurden. Sie hilft ihm und im Gegenzug hilft Raffe ihr. Zusammen machen sie sich auf die Suche nach Penryns Schwester …

Zunächst einmal ein paar Worte zum Offensichtlichen: Das Cover ist wirklich klasse gemacht und total passend, gefällt mir insgesamt wirklich gut, ebenso wie der passende Titel. Überrascht war ich dann doch als ich das Buch bekam, denn für den Preis hatte ich keine hochwertige Hardcover Ausgabe erwartet, sondern eher eine broschierte Ausgabe. Umso überraschter war ich, als ich sah, dass es sich bei diesem Buch tatsächlich um ein gebundenes Buch handelt. Und das für den Preis. Wahnsinn, das findet man heute kaum noch und sollte deswegen Erwähnung finden.

„Angelfall“ ist der erste Band einer Trilogie mit postapokalyptischer Geschichte. Wie der Titel bereits verrät spielen Engel eine große Rolle. Die Geschichte ist sehr modern, ebenso wie die Engel als Figuren, obwohl sie an die Lehren den Christentums orientiert sind mit ihren Hierarchien. Diese Verknüpfung und Modernisierung ist der Autorin hier meiner Meinung nach sehr gut gelungen.
Auch die menschlichen Protagonisten, allen voran natürlich Penryn waren recht vielschichtig, obwohl ich es ein wenig Übertrieben fand, dass es Penryn mit einer verrückten Mutter und einer gehbehinderten Schwester gleich doppelt so schwer gemacht wurde. Penryn war dennoch eine sehr liebenswerte Figur mit viel Witz und Charme.

Die Geschichte selbst ist spannend und wird flüssig aus der Sicht von Penryn erzählt. Die Spannung hält sich bis zum Schluss, das Ende ist wie erwartet offen, denn es handelt sich hier ja zunächst einmal nur um den ersten Teil.
An einigen Stellen habe ich mich lediglich ein wenig darüber geärgert, dass Penryn nicht noch viel mehr hinterfragt und versucht aus Raffe herauszuquetschen was er weiß. Natürlich hätte das nichts an den Absichten der Autorin geändert, die an dieser Stelle wohl noch nichts preisgeben wollte, für die Glaubwürdigkeit wäre dies aber gut gewesen.
Das ist allerdings schon mein einziger Kritikpunkt. Ansonsten hat mir dieses Jahr wirklich gut gefallen, es war aufregend und spannend und eine erfrischend andere Fantasy-Geschichte! Von mir gibt es hierfür sehr gute vier Sterne!

Meine Wertung:
RegenbogenRegenbogenRegenbogenRegenbogen

Ein Jahr voller Wunder – Karen Thompson Walker

einjahrvollerwunder

btb Verlag
Gebundene Ausgabe
ca. 320 Seiten
19,99 Euro
Mai 2013
Originaltitel: The Age of Miracles
ISBN: 3442753635
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Inhalt (lt. amazon.de):
Der internationale Bestsellererfolg
Das kalifornische Ehepaar Joel und Helen sitzt mit seiner Tochter Julia gerade am Frühstückstisch, als die Neuigkeit über sie hereinbricht: Die Erdrotation verlangsamt sich spürbar. Und auf einmal ist alles anders. Als sich Julia Hals über Kopf zum ersten Mal verliebt. Und Julias Vater mit dem Gedanken spielt, seine Frau für Julias Klavierlehrerin zu verlassen, die sich nicht von der allgemeinen Panik anstecken lässt. Und Julias Mutter gegen ihre Depressionen ankämpft. Was geschieht mit einer Familie, wenn sich plötzlich das Gefüge um sie herum verschiebt? Was könnte verhängnisvoller sein als der Zerfall einer Ehe? Was bewegender als die Gefühle eines verunsicherten Teenagers? Denn selbst wenn die Erde, wie manche voraussagen, vor ihrem Ende steht – das Leben muss doch weitergehen …

Zitat:
Es waren chaotische, improvisierte Tage.
Jeden Morgen verkündeten die offiziellen Stellen die über Nacht gewonnenen Minuten, wie Regentropfen, die in Töpfen aufgefangen werden. Die Mengen schwankten wild, und wir wussten nie, womit wir zu rechnen hatten.
(S. 85)

Kommentar:
Als eines Morgens in den Nachrichten die Neuigkeit verkündet wird, dass die Erdrotation abnimmt, die Erde sich also langsamer dreht, scheint nicht nur in Julias Leben noch alles normal. Zunächst hat diese Verlangsamung auch kaum Auswirkungen, aber schon bald ist klar, dass sich alles ändern wird. Die Tage und Nächte werden länger, die Pole verschieben sich, das Klima ändert sich. Und das sind nur die offensichtlichsten Veränderungen. Die Spätfolgen kann noch niemand so genau abschätzen. Die ganze Welt ändert sich, nicht nur Julias Leben. Alles wird anders…

„Ein Jahr voller Wunder“ ist ein ruhiger, unaufgeregter Roman, der eine phantastische, beinahe schon apokalyptische Geschichte erzählt. Die Geschichte wird aus der Sicht der kleinen Julia erzählt. Dadurch, dass Julia selbst noch recht jung ist, bekommen wir alle ihre Sorgen und die Änderungen aus der eingeschränkten Sicht eines Kindes mit. Das ist zwar immer noch recht viel, aber die wissenschaftliche Seite bleibt nahezu vollkommen aus, ebenso wie die große politische Seite. Nur einige Anspielungen auf die daraus resultierenden gesellschaftlichen Zustände bekommt der Leser durch Julia vermittelt. Das reicht aber schon um seine eigene Fantasie spielen zu lassen, was ich in diesem Fall und bei diesem Roman viel, viel spannender fand, als alles haarklein vorgekaut zu bekommen. Es blieb sehr viel Platz für eigene Gedanken und Überlegungen. Das hat mir richtig gut gefallen und so habe ich die Lektüre auch genossen, gerade weil die Geschichte sehr gemächlich fortschritt.

Wie bereits erwähnt wird die Geschichte aus der Sicht von Julia erzählt. Julia ist eine sehr sympathische Figur. Ein wenig naiv, mit den normalen Wünschen und Ängsten eines vorpubertären Teenagers, und mit den ungewöhnlichen Ängsten, die sich Julia durch diese Katastrophe stellen muss. Ein normales Heranwachsen, wie wir es kennen ist für Julia nicht mehr möglich, aber das Leben geht trotzdem weiter.
Julia beschreibt die Geschichte auch aus der Sicht ihres älteren Ichs, was man vor allem daran merkt, dass es ständig Aussagen gibt, wie „es war das letzte Mal, dass …, aber damals wussten wir es noch nicht“. Das hat die Spannung der Geschichte dann doch immer ein wenig erhöht, denn so wollte man doch wissen, wie es denn nun ausgehen würde, ob sich nicht vielleicht doch das erwartete Wunder einstellen würde.

Das Ende des Buches war dann doch wie erwartet, ohne hier zu viel verraten zu wollen, habe ich mich die gesamte Lesezeit gefragt, wie die Geschichte wohl enden könnte. Für mich war dies ein recht befriedigendes Ende, weil es wieder viel Raum für die eigene Vorstellung bot.

Trotz der allgemeinen melancholischen Stimmung, die dieses Buch überwiegend transportiert hat, habe ich dieses Buch so richtig genossen und war irgendwie schon ein wenig traurig, als ich dann am Ende angelangt war. Von mir bekommt dieses Buch sehr, sehr gute vier Sterne, eher mit der Tendenz zum fünften!


Meine Wertung:
RegenbogenRegenbogenRegenbogenRegenbogen