Ich und die Menschen – Matt Haig

ichunddiemenschen

Deutscher Taschenbuch Verlag
Broschierte Ausgabe
ca. 352 Seiten
14,90 Euro
April 2014
Originaltitel: The Humans
ISBN: 978-3423260145
Bestellen bei Amazon.de

Inhalt

(lt. amazon.de):

In einer regnerischen Freitagnacht wird Andrew Martin, Professor für Mathematik in Cambridge, aufgegriffen, als er nackt eine Autobahn entlangwandert. Professor Martin ist nicht mehr er selbst. Ein Wesen mit überlegener Intelligenz und von einem weit entfernten Stern hat von ihm Besitz ergriffen. Dieser neue Andrew ist nicht begeistert von seiner neuen Existenz. Er hat eine denkbar negative Meinung von den Menschen. Jeder weiß schließlich, dass sie zu Egoismus, übermäßigem Ehrgeiz und Gewalttätigkeit neigen. Doch andererseits: Kann eine Lebensform, die Dinge wie Weißwein und Erdnussbutter erfunden hat, wirklich grundschlecht und böse sein? Und was sind das für seltsame Gefühle, die ihn überkommen, wenn er Debussy hört oder Isobel, der Frau des Professors, in die Augen blickt?

 

Gewähltes Zitat

Ein Menschenleben dauert im Schnitt achtzig Erdenjahre oder dreißigtausend Erdentage. Was bedeutet, ein Mensch kommt zur Welt, findet ein paar Freunde, nimmt ein paar Mahlzeiten zu sich, heiratet oder heiratet nicht, hat ein Kind oder zwei oder keins, trinkt ein paar tausend Gläser Wein, hat ein paarmal Sex, entdeckt irgendwo in seinem Körper einen Knoten, bereut ein paar Dinge und fragt sich, wo die Zeit geblieben ist, weiß, dass er alles anders hätte machen sollen, begreift, dass er alles genauso wieder tun würde, und dann stirbt er. Geht ins große schwarze Nichts. Verschwindet aus Zeit und Raum. Die trivialste aller Nullstellen. Das war’s dann schon. Und alles begrenzt auf diesen mickrigen, mittelmäßigen Planeten.
(S. 175)

Meine Meinung

Als eines Tages ein Außerirdischer in den Körper von Professor Andrew Martin schlüpft, um eine folgenschwere Entdeckung zu verhindern, gerät nicht nur das Leben des Professors in ungeahnte Bahnen, sondern auch das Leben des Außerirdischen selbst ändert sich von Grund auf, als er nach und nach feststellen muss, was es bedeutet Mensch zu sein …

Was geschieht, wenn ein Außerirdischer, der von der Menschheit keine Ahnung hat, in den Körper eines Menschen schlüpft und fortan versucht unter den Menschen zu leben? Richtig! Es wird witzig und chaotisch!
Schon nach den ersten Sätzen dieses Buches musste ich schon innehalten und schmunzeln, denn im „Vorwort zur terrestrischen Ausgabe“, dieses Buch gibt es selbstverständlich auch für die Außerirdischen *husthust*, wird der menschliche Leser direkt angesprochen und darf sich erst einmal ein zweifelhaftes Kompliment gefallen lassen.
Insgesamt kommt der Mensch zu Beginn des Buches erst einmal nicht so gut weg, wird als unzureichende und primitive Lebensform mit nur mittelmäßiger Intelligenz dargestellt. Aber nun gut, wie soll ein Außerirdischer, der viel weiter entwickelt ist, die Menschheit auch sonst sehen.

In diesen Buch, das einen Bericht über die menschliche Spezies und ihre Eigenheiten gleicht, geht es also um den Menschen an sich. Am auffälligsten sind wohl die Makel und diese werden zunächst einmal herausgestellt. Hier kommt die ganze Unlogik des Menschen zum tragen. Worte werden irrsinnigen Taten gegenübergestellt, so dass selbst der größte Menschenfreund zugeben muss, dass der Mensch eigentlich total bekloppt ist.
Nach und nach scheinen aber auch die guten Seiten durch, die wirklich lebenswerten, die, die das Menschsein ausmachen und die wohl niemand missen will.

Die 97 Ratschläge an den Menschen, die es ziemlich zum Schluss gibt, sind einfach nur toll und ehrlich gesagt musste ich mir bei einigen Punkten, die besondere Erinnerungen hervorriefen, ein Tranchen verkneifen.

Fazit

Dieses Buch ist vieles. Es ist witzig, verrückt, besonders … eine kleine Hommage ans Mensch sein. Mir hat die Geschichte wirklich gut gefallen, obwohl die Geschichte selbst eher nebensächlich ist und hier mehr die Aussage, die das Buch transportiert, zählt!

 

Meine Wertung:

RegenbogenRegenbogenRegenbogenRegenbogenRegenbogen

Ein Jahr voller Wunder – Karen Thompson Walker

einjahrvollerwunder

btb Verlag
Gebundene Ausgabe
ca. 320 Seiten
19,99 Euro
Mai 2013
Originaltitel: The Age of Miracles
ISBN: 3442753635
Bestellen bei Amazon.de

Inhalt (lt. amazon.de):
Der internationale Bestsellererfolg
Das kalifornische Ehepaar Joel und Helen sitzt mit seiner Tochter Julia gerade am Frühstückstisch, als die Neuigkeit über sie hereinbricht: Die Erdrotation verlangsamt sich spürbar. Und auf einmal ist alles anders. Als sich Julia Hals über Kopf zum ersten Mal verliebt. Und Julias Vater mit dem Gedanken spielt, seine Frau für Julias Klavierlehrerin zu verlassen, die sich nicht von der allgemeinen Panik anstecken lässt. Und Julias Mutter gegen ihre Depressionen ankämpft. Was geschieht mit einer Familie, wenn sich plötzlich das Gefüge um sie herum verschiebt? Was könnte verhängnisvoller sein als der Zerfall einer Ehe? Was bewegender als die Gefühle eines verunsicherten Teenagers? Denn selbst wenn die Erde, wie manche voraussagen, vor ihrem Ende steht – das Leben muss doch weitergehen …

Zitat:
Es waren chaotische, improvisierte Tage.
Jeden Morgen verkündeten die offiziellen Stellen die über Nacht gewonnenen Minuten, wie Regentropfen, die in Töpfen aufgefangen werden. Die Mengen schwankten wild, und wir wussten nie, womit wir zu rechnen hatten.
(S. 85)

Kommentar:
Als eines Morgens in den Nachrichten die Neuigkeit verkündet wird, dass die Erdrotation abnimmt, die Erde sich also langsamer dreht, scheint nicht nur in Julias Leben noch alles normal. Zunächst hat diese Verlangsamung auch kaum Auswirkungen, aber schon bald ist klar, dass sich alles ändern wird. Die Tage und Nächte werden länger, die Pole verschieben sich, das Klima ändert sich. Und das sind nur die offensichtlichsten Veränderungen. Die Spätfolgen kann noch niemand so genau abschätzen. Die ganze Welt ändert sich, nicht nur Julias Leben. Alles wird anders…

„Ein Jahr voller Wunder“ ist ein ruhiger, unaufgeregter Roman, der eine phantastische, beinahe schon apokalyptische Geschichte erzählt. Die Geschichte wird aus der Sicht der kleinen Julia erzählt. Dadurch, dass Julia selbst noch recht jung ist, bekommen wir alle ihre Sorgen und die Änderungen aus der eingeschränkten Sicht eines Kindes mit. Das ist zwar immer noch recht viel, aber die wissenschaftliche Seite bleibt nahezu vollkommen aus, ebenso wie die große politische Seite. Nur einige Anspielungen auf die daraus resultierenden gesellschaftlichen Zustände bekommt der Leser durch Julia vermittelt. Das reicht aber schon um seine eigene Fantasie spielen zu lassen, was ich in diesem Fall und bei diesem Roman viel, viel spannender fand, als alles haarklein vorgekaut zu bekommen. Es blieb sehr viel Platz für eigene Gedanken und Überlegungen. Das hat mir richtig gut gefallen und so habe ich die Lektüre auch genossen, gerade weil die Geschichte sehr gemächlich fortschritt.

Wie bereits erwähnt wird die Geschichte aus der Sicht von Julia erzählt. Julia ist eine sehr sympathische Figur. Ein wenig naiv, mit den normalen Wünschen und Ängsten eines vorpubertären Teenagers, und mit den ungewöhnlichen Ängsten, die sich Julia durch diese Katastrophe stellen muss. Ein normales Heranwachsen, wie wir es kennen ist für Julia nicht mehr möglich, aber das Leben geht trotzdem weiter.
Julia beschreibt die Geschichte auch aus der Sicht ihres älteren Ichs, was man vor allem daran merkt, dass es ständig Aussagen gibt, wie „es war das letzte Mal, dass …, aber damals wussten wir es noch nicht“. Das hat die Spannung der Geschichte dann doch immer ein wenig erhöht, denn so wollte man doch wissen, wie es denn nun ausgehen würde, ob sich nicht vielleicht doch das erwartete Wunder einstellen würde.

Das Ende des Buches war dann doch wie erwartet, ohne hier zu viel verraten zu wollen, habe ich mich die gesamte Lesezeit gefragt, wie die Geschichte wohl enden könnte. Für mich war dies ein recht befriedigendes Ende, weil es wieder viel Raum für die eigene Vorstellung bot.

Trotz der allgemeinen melancholischen Stimmung, die dieses Buch überwiegend transportiert hat, habe ich dieses Buch so richtig genossen und war irgendwie schon ein wenig traurig, als ich dann am Ende angelangt war. Von mir bekommt dieses Buch sehr, sehr gute vier Sterne, eher mit der Tendenz zum fünften!


Meine Wertung:
RegenbogenRegenbogenRegenbogenRegenbogen