Harper Collins ya! Verlag |
Category Archives: Drama
Morgen kommt ein neuer Himmel – Lori Nelson Spielman
Fischer Krüger Verlag |
Inhalt
(lt. amazon.de):
Können Träume glücklich machen? Eine Mutter zeigt ihrer Tochter den Weg, ihre wahren Träume zu verwirklichen.
Ein berührender Roman über die eine Liebe, die uns ein Leben lang nicht verlässt.
Wer verscheucht die Monster aus unseren Albträumen?
Wer tröstet uns bei Liebeskummer?
Und wer kennt uns besser, als wir uns selber kennen?
Als Brett 14 Jahre alt war, hatte sie noch große Pläne für ihr Leben, festgehalten auf einer Liste mit Lebenszielen. Heute, mit 34 Jahren, ist die Liste vergessen und Brett mit dem zufrieden, was sie hat: einen Freund, einen Job, eine schicke Wohnung.
Doch als ihre Mutter Elizabeth stirbt, taucht die Liste wieder auf: Aus dem Mülleimer gefischt, hat ihre Mutter die Liste aufgehoben, und deren Erfüllung zur Bedingung gemacht, damit Brett ihr Erbe erhält – und zwar innerhalb von 12 Monaten.
Aber Brett ist nicht mehr das Mädchen von damals. Ein Baby bekommen? Das hat sie schon lange ad acta gelegt. Ein Pferd kaufen? In ihrer Wohnung sind nicht mal Haustiere erlaubt. Eine gute Beziehung zu ihrem Vater aufbauen? Ha – der ist seit sieben Jahren tot. Sich verlieben? Die einzig wahre, große Liebe gibt es doch nur im Film.
Um sie bei der Erfüllung ihrer Ziele zu unterstützen, hat ihre Mutter Brett mehrere Briefe hinterlassen. Wütend, enttäuscht und verletzt liest Brett den ersten Brief – und ist überwältigt von der liebevollen und fürsorglichen Nachricht ihrer Mutter, die gespürt hat, dass Brett in ihrem Leben nicht glücklich ist. Die Briefe ihrer Mutter rufen Brett dazu auf, ihre Träume nicht aufzugeben und ihr Leben in die Hand zu nehmen – denn nur sie selbst kann es ändern …
Kann Elizabeth ihrer Tochter dabei helfen, sich selbst wiederzufinden?
Gewähltes Zitat
Es kommt mir verräterisch vor, im Mamas Bett zu schlafen. Schließlich ist sie der Feind. Wegen ihr habe ich meine Arbeit, mein Heim und alle Hoffnung verloren. Sicher, Andrew war kompliziert, manchmal auch ein Arsch, aber er war mein Arsch, und ohne ihn werde ich niemals schwanger werden.
(S. 155)
Meine Meinung
Eigentlich führt Brett ein schönes Leben, ist behütet aufgewachsen ohne finanzielle Sorgen, hat einen netten Freund und einen guten Job in der erfolgreichen Firma ihrer Mutter. Lediglich mit ihrem schon lange verstorbenen Vater hatte sie kein so gutes Verhältnis. Als ihre Mutter nach kurzer Leidenszeit an einer Krebserkrankung stirbt, hinterlässt sie Brett ein Vermächtnis, das Bretts so nicht erwartet hat und ihr gesamtes Leben auf den Kopf stellt. Teils hält Brett ihre Mutter für verrückt und nie käme sie nach der Testamentseröffnung auf die Idee, dass ihre Mutter sich wirklich etwas sinnvolles gedacht hat als sie diese Forderungen an ihre Tochter formulierte …
Wer hatte als Kind nicht irgendwelche Träume, die er heute längst aufgegeben und vergessen hat? Verdrängt von der Realität hängt man Träumen doch immer weniger hinterher, je älter man wird. Genau so ist es der Protagonistin Brett in diesem Buch ergangen.
Brett war mir als Protagonistin wirklich sehr sympathisch. Wir erleben die Geschichte aus ihrer Perspektive, sie erzählt sie und so konnte ich als Leser eine wirklich enge Beziehung zu dieser Figur aufbauen und so richtig mit ihr mitfühlen. Hier hat die Autorin wirklich ganze Arbeit geleistet, so authentisch kommt Brett rüber.
Obwohl sie in der Geschichte gar nicht wirklich vorkommt, weil die Geschichte mit ihrer Beerdigung beginnt, war Bretts Mutter Elisabeth immerzu anwesend. Und wie. Durch Bretts Erinnerungen und Elisabeths Briefe kommt es mir so vor, als hätte ich auch diese Figur gut kennen gelernt und konnte so den Verlust, den Brett erlebt hat noch mehr nachvollziehen.
Auch alle weiteren Figuren in dieser Geschichte waren schön angelegt, bei den potentiellen Liebespartnern war ich mir allerdings tatsächlich bis zum Ende hin nicht sicher, für wen Bretts Herz nun wirklich schlagen wird. Das war ein wirklich schönes Verwirrspiel mit der Liebe und Gefühlen generell.
Die Geschichte selbst ist einfach bezaubernd. Natürlich auch irgendwie total abwegig, weil alles viel zu gut zusammen passt und hier ein Zufall auf den anderen trifft, anders sind die Ereignisse einfach nicht zu erklären, weil es ja kein Fantasy-Buch ist und hier niemand wirklich hellsehen kann. Aber wer wünscht sich nicht so eine Mutter, die einen wirklich in und auswendig kennt und einem alles Glück dieser Erde wünscht und sich auch noch über den eigenen Tod hinaus dafür einsetzt?
Fazit
Insgesamt ist dieses Buch für mich ein totaler Glücksgriff gewesen, ein absoluter Wohlfühl-Roman. Ich habe die Lektüre wirklich sehr genossen und war richtig traurig, als es schließlich vorbei war. Ich hätte wirklich gerne mehr von Brett gelesen, zumal das Ende auch recht abrupt kam und ich gerne noch mehr erfahren hätte, wie es weiter geht.
Abschließend muss ich hier einfach – trotz meiner kleinen Kritik – die volle Sternzahl vergeben, weil ich mich schon lange bei keinem Buch mehr so wohl gefühlt habe.
Meine Wertung:
Specials:
Ein Jahr voller Wunder – Karen Thompson Walker
btb Verlag |
Inhalt (lt. amazon.de):
Der internationale Bestsellererfolg
Das kalifornische Ehepaar Joel und Helen sitzt mit seiner Tochter Julia gerade am Frühstückstisch, als die Neuigkeit über sie hereinbricht: Die Erdrotation verlangsamt sich spürbar. Und auf einmal ist alles anders. Als sich Julia Hals über Kopf zum ersten Mal verliebt. Und Julias Vater mit dem Gedanken spielt, seine Frau für Julias Klavierlehrerin zu verlassen, die sich nicht von der allgemeinen Panik anstecken lässt. Und Julias Mutter gegen ihre Depressionen ankämpft. Was geschieht mit einer Familie, wenn sich plötzlich das Gefüge um sie herum verschiebt? Was könnte verhängnisvoller sein als der Zerfall einer Ehe? Was bewegender als die Gefühle eines verunsicherten Teenagers? Denn selbst wenn die Erde, wie manche voraussagen, vor ihrem Ende steht – das Leben muss doch weitergehen …
Zitat:
Es waren chaotische, improvisierte Tage.
Jeden Morgen verkündeten die offiziellen Stellen die über Nacht gewonnenen Minuten, wie Regentropfen, die in Töpfen aufgefangen werden. Die Mengen schwankten wild, und wir wussten nie, womit wir zu rechnen hatten.
(S. 85)
Kommentar:
Als eines Morgens in den Nachrichten die Neuigkeit verkündet wird, dass die Erdrotation abnimmt, die Erde sich also langsamer dreht, scheint nicht nur in Julias Leben noch alles normal. Zunächst hat diese Verlangsamung auch kaum Auswirkungen, aber schon bald ist klar, dass sich alles ändern wird. Die Tage und Nächte werden länger, die Pole verschieben sich, das Klima ändert sich. Und das sind nur die offensichtlichsten Veränderungen. Die Spätfolgen kann noch niemand so genau abschätzen. Die ganze Welt ändert sich, nicht nur Julias Leben. Alles wird anders…
„Ein Jahr voller Wunder“ ist ein ruhiger, unaufgeregter Roman, der eine phantastische, beinahe schon apokalyptische Geschichte erzählt. Die Geschichte wird aus der Sicht der kleinen Julia erzählt. Dadurch, dass Julia selbst noch recht jung ist, bekommen wir alle ihre Sorgen und die Änderungen aus der eingeschränkten Sicht eines Kindes mit. Das ist zwar immer noch recht viel, aber die wissenschaftliche Seite bleibt nahezu vollkommen aus, ebenso wie die große politische Seite. Nur einige Anspielungen auf die daraus resultierenden gesellschaftlichen Zustände bekommt der Leser durch Julia vermittelt. Das reicht aber schon um seine eigene Fantasie spielen zu lassen, was ich in diesem Fall und bei diesem Roman viel, viel spannender fand, als alles haarklein vorgekaut zu bekommen. Es blieb sehr viel Platz für eigene Gedanken und Überlegungen. Das hat mir richtig gut gefallen und so habe ich die Lektüre auch genossen, gerade weil die Geschichte sehr gemächlich fortschritt.
Wie bereits erwähnt wird die Geschichte aus der Sicht von Julia erzählt. Julia ist eine sehr sympathische Figur. Ein wenig naiv, mit den normalen Wünschen und Ängsten eines vorpubertären Teenagers, und mit den ungewöhnlichen Ängsten, die sich Julia durch diese Katastrophe stellen muss. Ein normales Heranwachsen, wie wir es kennen ist für Julia nicht mehr möglich, aber das Leben geht trotzdem weiter.
Julia beschreibt die Geschichte auch aus der Sicht ihres älteren Ichs, was man vor allem daran merkt, dass es ständig Aussagen gibt, wie „es war das letzte Mal, dass …, aber damals wussten wir es noch nicht“. Das hat die Spannung der Geschichte dann doch immer ein wenig erhöht, denn so wollte man doch wissen, wie es denn nun ausgehen würde, ob sich nicht vielleicht doch das erwartete Wunder einstellen würde.
Das Ende des Buches war dann doch wie erwartet, ohne hier zu viel verraten zu wollen, habe ich mich die gesamte Lesezeit gefragt, wie die Geschichte wohl enden könnte. Für mich war dies ein recht befriedigendes Ende, weil es wieder viel Raum für die eigene Vorstellung bot.
Trotz der allgemeinen melancholischen Stimmung, die dieses Buch überwiegend transportiert hat, habe ich dieses Buch so richtig genossen und war irgendwie schon ein wenig traurig, als ich dann am Ende angelangt war. Von mir bekommt dieses Buch sehr, sehr gute vier Sterne, eher mit der Tendenz zum fünften!
Meine Wertung:
Die Physiker – Friedrich Dürrenmatt
Diogenes Verlag |
Inhalt (lt. amazon.de):
Möbius, ein umworbener weil genialer Physiker, will eine gefährliche Verstrickung von Wissenschaft und Politik verhindern und täuscht darum vor, geisteskrank zu sein, damit er in einer Klinik verschwinden und die gewünschte Kooperation (oder Kollaboration) mit der Macht boykottieren kann. Aber der geschützte Raum ist nicht dicht: Zwei Großmächte haben Agenten in die Klinik eingeschleust, auch diese täuschen Krankheiten vor. Der Fluchtort ist zur Falle geworden.
Kommentar:
Auf jeden Fall ist „Die Physiker“ ein extrem kurzweiliges Buch, durchgelesen in einer Stunde. Doch im krassen Kontrast zu der Oberfläche steht sein tieferer Sinn. Schon unbewußt kann man ungeheuer viele Aspekte und inhaltliche Wendungen interpretieren. Und dieses ständige Wechselspiel, das den Leser versucht in die Irre zu führen, das ist es, was dieses Buch so unglaublich spannend macht. Man meint die Charaktere zu durchschauen, aber schon im nächsten Moment erschlägt Dürrenmatt den Leser mit einer neuen Offenbarung. Dieses chaotische Durcheinander der Rollen, Gefühle und Charaktere wurde einfach hervorragend inszeniert und von guter Hand geplant. So ist „Die Physiker“ ein echtes Verwirrspiel um die Frage: Wer ist hier wer, und vor allem: Wer ist hier überhaupt der Irre?
Gleichzeitig übt Dürrenmatt aber auch mit dem Charakter des Möbius herbe Kritik an den Wissenschaftlern der 30-40 Jahre, die ihre gesamten Fähigkeiten in die Vernichtung von Menschenleben investierten. Auch die verschiedenen Kriegsparteien, wie sie von Newton und Einstein symbolisiert werden, sind nicht verschont und in hämischer Weise zieht Dürrenmatt über ihre Bemühungen her, die klugsten Köpfe auf die eigene Seite zu holen. So wird der Sinn des Krieges am Besten durch das Geschehen in einer Irrenanstalt symbolisiert, wobei selbst da die Irren im Nachhinein die Gesunden sind, die kriegsführenden Leute draußen in der Welt, das sind die eigentlichen Irren.