Phantasmen – Kai Meyer

phantasmen

Carlsen Verlag
Gebundene Ausgabe
ca. 400 Seiten
19,90 Euro
März 2014
ISBN: 978-3551582928
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Inhalt

(lt. amazon.de):

Eines Tages tauchten sie aus dem Nichts auf – die Geister der Toten. Millionen auf der ganzen Welt, und stündlich werden es mehr. Sie stehen da, bewegungslos, leuchtend, ungefährlich. An der Absturzstelle eines Flugzeugs, mitten in Europas einziger Wüste, warten zwei junge Frauen auf die Geister ihrer verunglückten Eltern. Rain hofft, die Begegnung wird ihrer jüngeren Schwester Emma helfen, Abschied zu nehmen. Auch Tyler, ein schweigsamer Norweger, ist auf seinem Motorrad nach Spanien gekommen, um ein letztes Mal seine große Liebe Flavie zu sehen. Dann erscheinen die Geister. Doch diesmal lächeln sie. Und es ist ein böses Lächeln.

 

Gewähltes Zitat

Aber es waren nicht die Bauten aus Stein und Stahl und Glas, denen auf einen Schlag unsere ganze Aufmerksamkeit galt.
Es waren zwei Gebäude, die jahrzehntelang Manhattans Downtown am unteren Ende der Halbinsel überragt hatten und innerhalb eines einzigen Tages ausgelöscht worden waren.
Nun waren sie wiederauferstanden, ein makaberes Mahnmal über dem blassen Kadaver der Stadt. Zwei Türme aus Licht, hoch und schlank und strahlend weiß, zusammengesetzt aus Tausenden Lichtpunkten, die aus der Ferne zu riesenhaften Säulen verschmolzen.
Die Geister des World Trade Center waren zurückgekehrt.
(S. 293)

Meine Meinung

Eines Tages erscheinen sie. Einfach so. Die Geister der Toten. Auf der ganzen Welt und überall. Sie erscheinen nicht alle auf einmal, sondern nach und nach, einem bestimmten zeitlichen Muster folgend. So warten Rain und Emma eines Tages in der einzigen europäischen Wüste auf die Geister ihrer Eltern, die drei Jahre zuvor bei einem Flugzeugabsturz an genau dieser Stelle ums Leben kamen. Als die Geister schließlich erscheinen, geschieht etwas merkwürdiges, etwas, was noch nicht zuvor geschehen ist. Sie lächeln. Und alle Menschen im Umkreis weniger Meter sterben.

Was hat es mit dem Erscheinen der Geister auf sich? Rain und Emma ahnen noch nicht, dass sie dem Geheimnis näher kommen als sie ahnen, als sie den jungen Tyler kennen lernen und mit ihm von bezahlten Elite-Soldaten durch die Wüste gejagt werden …

Ich mag die Bücher von Kai Meyer, lese aber bei weitem nicht alle, sondern nur diejenigen, die mir inhaltlich auch zusagen. Das war bei „Phantasmen“ der Fall. Die Handlung hörte sich so ungewöhnlich an und versprach so viel Spannung, dass ich diese Geschichte unbedingt lesen wollte.

Wie Kai Meyer selbst über seine Geschichte sagt, handelt es sich bei diesem Buch um Dreierlei: um eine Geistergeschichte, um die Geschichte einer Invasion und um die Geschichte des Endes der Welt.

Es war also von Anfang an klar, dass es hier phantastisch zugehen würde und zwar durch und durch.

Der Klappentext verrät ja schon die Grundhandlung, das, worum es also hauptsächlich geht. Um die Geisterscheinungen. Diese hat Kai Meyer wirklich sehr eindringlich beschrieben, so dass ich mich beim Lesen tatsächlich ein wenig mit gruseln konnte. Die Vorstellung, dass die Geister verstorbener Menschen überall herumschweben ist meiner Meinung auch mehr als gruselig. Diese Atmosphäre wurde also super eingefangen. Bei einer Szene, schon ziemlich zum Schluss des Buches bekam ich sogar eine richtige Gänsehaut, da lief es mir wirklich kalt über den Rücken.

Eine Geistergeschichte ist „Phantasmen“ also auf jeden Fall. Und die Invasion durch die Geister findet ebenfalls statt. Durch das mysteriöse Lächeln ist das Ende der Welt schließlich auch nahe, denn der Umkreis in dem sich die Menschen noch aufhalten können, wird immer schmaler. Dieses Lächeln, was ja eigentlich etwas nettes ist, macht diese Geschichte noch ein wenig gruseliger, wie ich finde. Die Idee dahinter ist einfach klasse!

Die Protagonisten die Kai Meyer hier erfunden hat, fand ich ebenfalls sehr interessant. Besonders Emma fand ich sehr gelungen, wenn auch speziell. Rain fand ich für ihre Geschichte recht authentisch geschildert, wenn ich ihre Geschichte selbst auch ein wenig übertrieben und nicht immer besonders glaubhaft fand. Die Beziehung die sich zwischen Tyler und den beiden Mädchen langsam – wobei, eigentlich eher recht schnell – entwickelte, hat mir dagegen wieder sehr gefallen. Hier wird nur ganz subtil angedeutet, dass sich etwas entwickelt. Das fand ich dem Kontext entsprechend sehr passend.

Die Entwicklung der Geschichte lässt mich allerdings ein wenig zwiespältig zurück. Ich kann gar nicht genau beschreiben was mich hier stört, aber ich hätte mir tatsächlich ein wenig mehr „Showdown“ oder auch Kommunikation mit der ‚Ursache‘ gewünscht. Ich nenne es jetzt einfach Ursache um nicht zu viel von der Handlung zu verraten. Wer das Buch gelesen hat, wird wissen, was ich meine und wer nicht, der wird es wissen, sobald er das Buch gelesen hat. Hier hätte ich mir wirklich mehr Konfrontation gewünscht und weniger Puff – Aus – Vorbei.

Wobei das Ende weder total plötzlich kam, noch das Buch abrupt endete. Vielmehr empfand ich das Ende als leicht unbefriedigend. Tatsächlich gibt es noch eine recht zufriedenstellende Entwicklung zum Schluss mitzuerleben, was ganz nett war, meiner Meinung nach aber nicht unbedingt hätte sein müssen.

 

Fazit

Insgesamt war „Phantasmen“ ein unheimlicher Roman, der sich vor allem durch seine besondere Atmosphäre auszeichnet. Die Idee ist ungewöhnlich und wirklich klasse gewesen und auch die Umsetzung habe ich – bis auf den Schluss – sehr genossen, zumal nicht alles total vorhersehbar war. Von mir gibt es hier sehr gute vier Sterne!
 

Meine Wertung:

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Lockwood & Co.: Die seufzende Wendeltreppe – Jonathan Stroud

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cbj Verlag
Gebundene Ausgabe
ca. 432 Seiten
18,99 Euro
September 2013
Originaltitel: Lockwood & Co.: The screaming staircase
ISBN: 9783570156179
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Bitte beachten: Dieser Titel erscheint erst am 11. September 2013!

Inhalt (lt. amazon.de):
Geister, Ghoule, Grabgeflüster: Die Agenten von LOCKWOOD & CO. sind allem gewachsen
LONDON, ENGLAND: In den Straßen geht des Nachts das Grauen um. Unerklärliche Todesfälle ereignen sich, Menschen verschwinden und um die Ecken wabern Schatten, die sich nur zu oft in tödliche von Geisterwesen ausgesandte Plasmanebel verwandeln. Denn seit Jahrzehnten wird Großbritannien von einer wahren Epidemie an Geistererscheinungen heimgesucht. Überall im Land haben sich Agenturen gebildet, die in den heimgesuchten Häusern Austreibungen vornehmen. Hochgefährliche Unternehmungen bei denen sie, obwohl mit Bannkreisketten, Degen und Leuchtbomben ausgerüstet, nicht selten ihr Leben riskieren.
So auch die drei Agenten von LOCKWOOD & CO. Dem jungen Team um den charismatischen Anthony Lockwood ist allerdings bei einem Einsatz ein fatales Missgeschick passiert. Um die Klage abwenden und den Schadenersatz dafür aufbringen zu können, müssen die drei Agenten von LOCKWOOD & CO. einen hochgefährlichen und zutiefst dubiosen Auftrag annehmen. Dieser führt sie in eines der verrufensten Herrenhäuser des Landes und stellt sie auf eine Probe, bei der es um nichts weniger als Leben oder Tod geht …

Zitat:
Jeder normale Mensch wäre dem Geist wehrlos ausgeliefert gewesen. Aber ich war eine erfahrene Agentin. Ich wusste, wie ich mich zu verhalten hatte. Ich überwand mich,, die eisige Luft in gleichmäßigen Zügen einzuatmen, und wehrte mich gegen die Benommenheit, die meinen Verstand vernebelte. Kurzum: Ich zwang mich dazu, am Leben zu bleiben […]
(S. 31 ff.)

Kommentar:
Wie gerne habe ich damals die Bartimäus-Reihe von Jonathan Stroud gelesen und seitdem jedes Buch dieses Autors gelesen, immer in der Hoffnung, dass er wieder etwas so geniales wie die Tetralogie um den quirligen kleinen Dschinn Bartimäus abliefern würde. Mit Lockwood & Co. ist es ihm zumindest in großen Teilen gelungen!

Lockwood & Co., das sind Lucy, George und Anthony Lockwood selbst, den alle nur Lockwood nennen. Diese Agentur, die ihren Sitz im Elternhaus von Lockwood hat, kommt gänzliche ohne erwachsene Berater oder ähnliches aus. Nur die drei Jugendlichen selbst führen das komplette Geschäft. Lucy ist die letzte die zum Team dazu stößt. Wie es dazu kommt erfahren wir ebenso, wie wir auch einen spannenden Fall erleben können. Den Einstieg macht aber eine kurze Episode, die den Beginn der Hauptgeschichte erzählt. Wir werden also mitten in die Geschichte geworfen und müssen uns darauf einlassen, was mir nicht besonders schwer fiel, denn sowohl der Schreibstil von Stroud war wieder so fesselnd, dass man einfach nicht anders konnte als sich wohl zu fühlen, ebenso wie der Humor wieder der bekannt bissige war, den er schon in der Bartimäus-Reihe an den Tag legte.

Insgesamt ist die Geschichte in fünf große Teile gegliedert, die allerdings nicht in chronologischer Reihenfolge erzählt werden, denn zwischendurch gibt es dann auch noch die Geschichte, wie Lucy zu Lockwood & Co. kam und was sie vorher gemacht hat. So wird es tatsächlich überhaupt an keiner Stelle langweilig und ich musste mich zwingen das Buch zwischendurch dann doch mal zur Seite zu legen.

Erzählt wird die Geschichte aus der Sicht von Lucy. Sie führt den Leser gekonnt durch die Geschehnisse und Abenteuer und führt ihn gut in die Geschichte rund um Geister und übernatürliche Erscheinungen ein. Dadurch bekommt der Leser nicht nur die nötigen Kenntnisse um überhaupt alles zu verstehen, sondern auch noch einen besonderen Zugang zu Lucy, die als Figur wirklich sehr sympathisch ist.

Die Story selbst ist ziemlich spannend, mysteriös und gut durchdacht. Als Leser konnte ich mir meine eigenen Gedanken machen und miträtseln, bin aber tatsächlich nicht auf das gesamte Ausmaß gekommen. Wenige Dinge waren trotzdem vorhersehbar, was allerdings überhaupt nicht gestört hat. Im Gegenteil, so konnte ich miterleben, wie es auch bei Lucy langsam ‘klick’ machte.

Die Idee dieser Geschichte finde ich klasse und seit der Serie und den Filmen “Ghostbusters” aus den 80ern auch recht neu und erfrischend. Es geht also um Geister und paranormale Erscheinungen, deren Erscheinen in England der Geschichte überhand genommen hat. Und da Kinder am empfänglichsten für diese übernatürlichen Schwingungen sind, spielen sie bei der Beseitigung dieser auch die größte Rolle.
Genau dies ist auch mein größter Kritikpunkt an diesem Buch, das mir ansonsten ausnehmend gut gefallen hat. Mir fiel es während des Lesens sehr schwer mir Lucy, Lockwood und George wirklich als Kinder vorzustellen, weil sie so erwachsen agierten, auch mit brutalen Handlungen fertig wurden und auch gänzlich ohne Erwachsene auskommen. Darüber hinaus habe ich auch jetzt noch keine genaue Vorstellung davon, wie alt die drei im Buch tatsächlich ungefähr sein sollen, es fällt mir auch jetzt schon schwer da ein genaues Alter festzulegen.

Das ist aber wirklich schon meine einzige Kritik. Ansonsten hat mir dieses Abenteuer ausnehmend gut gefallen. “Die seufzende Wendeltreppe” war ein starker Einstieg in eine grandiose Reihe, die das Zeug zum echten Page-Turner hat, weswegen mir das Warten auf den nächsten Teil jetzt auch wirklich schwer fällt und das, obwohl es keinen Cliffhanger gibt und die Story abgeschlossen ist. Trotzdem habe ich das Team von ‘Lockwood & Co.’ jetzt in mein Herz geschlossen und freue mich total darauf mehr von Lucy, Locky & George lesen zu können.

Das Cover finde ich im übrigen sehr schick, mit dem Logo der Agentur. Auf jeden Fall viel ansprechender und auffälliger als das original Cover. Es hat einfach etwas geheimnisvolles, verrät nicht zu viel, macht aber neugierig.

Mit “Lockwood & Co.” hat Jonathan Stroud hier eine super Story erdacht, die vom Feeling her stark an die Bartimäus-Reihe erinnert, aber trotzdem etwas gänzlich neues und eigenständiges ist. Eine richtig erfrischende und gruselige Geistergeschichte! Absolute Leseempfehlung von mir!

Meine Wertung:
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