Panic: Wer Angst hat ist raus – Lauren Oliver

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Carlsen Verlag
Gebundene Ausgabe
ca. 368 Seiten
17,99 Euro
November 2014
Originaltitel: Panic
ISBN: 978-3551583291
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Inhalt

(lt. amazon.de):

Der neue Roman von Bestseller-Autorin Lauren Oliver („Wenn du stirbst“, „Delirium“): atemraubend und elektrisierend! — PANIC verändert alle(s). HEATHER hatte nie vor, an dem verbotenen Spiel für Schulabgänger teilzunehmen. Denn der Gewinn ist zwar hoch, aber der Einsatz auch, und sie ist keine Kämpferin. Doch schnell wird ihr klar, dass es nur den richtigen Grund braucht, um dabei sein zu wollen. Und dass Mut auch eine Frage von Notwendigkeit ist. DODGE war sich immer sicher, dass er bei Panic mitmachen würde. Er hat keine Angst, denn es gibt ein Geheimnis, das ihn durchs Spiel pushen wird. Aber um zu gewinnen, muss man auch seine Gegner kennen.

Gewähltes Zitat

»Du … du bist also nicht sauer auf mich?«, fragte sie.
Anne lachte auf. »Natürlich bin ich sauer auf dich«, sagte sie. »Aber das bedeutet nicht, dass ich dich nicht hierbehalten möchte. Das heißt nicht, dass ich aufgehört habe dich zu mögen.«
Heather sah auf ihre Hände hinab. Sie war erneut zu überwältigt zum Sprechen. Sie hatte das Gefühl, als hätte sie nur eine Sekunde lang etwas unglaublich Bedeutendes begriffen, hätte einen Blick darauf erhascht: auf Liebe, rein und schlicht und anspruchslos.

(S. 316)

Meine Meinung

In jeden Sommerferien wird von den Schülern der Abschlussklasse “Panic” gespielt. Ein gefährliches Spiel voller Mutproben bei dem der Gewinner am Ende eine gewaltige Geldsumme bekommt. Heather hatte nicht vor zu spielen, sie wollte lediglich ihre Freundin Nathalie unterstützen, die am Spiel teilnimmt. Vor Ort überlegt sie es sich jedoch anders und ist ab sofort Teil eines illegalen und gefährlichen Spiels…

Als ich zum ersten mal über Lauren Olivers neues Buchprojekt “Panic” las, war für mich direkt klar, dass ich das neuste Buch der Autorin der Armor-Trilogie (Delirium, Pandemonium und Requiem) ebenfalls lesen müsste. Der Inhalt klang einfach zu gut und den Schreibstil von Lauren Oliver mag ich ja eh. Als “Panic” hier schließlich ankam wurde es auch direkt verschlungen.

Die Geschichte spielt in unserer heutigen Zeit in der uns bekannte Welt, ist also ein typisches Jugendbuch. Es behandelt neben einer spannenden Geschichte auch Themen, die heute von Bedeutung sind, wie Freundschaft, das Verhältnis zwischen Eltern und Kindern, soziale Gerechtigkeit, Akzeptanz und Toleranz innerhalb der Gesellschaft und noch weitere Teenager-Probleme.

Die Hauptfiguren in diesem Buch sind Heather und Dodge. Abwechselnd wird die Geschichte aus der Sicht dieser beiden geschildet.
Heather ist ein nettes, eher schüchternes Mädchen, was aber an den ihr gestellten Aufgaben während der Geschichte wächst und sich stark weiter entwickelt. Sie wächst in einem problematischen Umfeld auf und allein deswegen hat sie schon ein paar Punkte bei mir gewonnen, einfach weil sie und ihr Schicksal mit leid taten.
Während Heather einem eigentlich von Beginn an sympathisch ist und nur ab und an ein wenig nervt, kommt Dodge erst einmal sehr nervig daher. Ihm konnte ich zunächst einmal nicht viel abgewinnen. Er ging mir eher auf die Nerven mit seiner dümmlich-naiven Art. Dass auch er einen schweren Schicksalsschlag zu bewältigen hat, sah ich erst einmal nicht, brachte ihn mir aber schließlich doch näher und vor allem  konnte ich sein Verhalten zum Schluss auch viel besser nachvollziehen.
Nathalie und Bishop, Freunde von Heather, sind ebenfalls wichtige Figuren in diesem Buch. Während Bishop mir von allen am sympathischsten war, weil er so selbstlos agiert, sich kümmert und einfach total nett ist, war mir Nathalie eigentlich die gesamte Zeit über am unsympathisch und ging mir auf die Nerven. Ihre Freundschaft zu Heather konnte ich die gesamte Zeit über nicht wirklich begreifen und auch zum Ende des Buches hin habe ich nicht wirklich verstanden, warum gerade sie so ein Verhalten an den Tag legt, was sie für ein Problem hat.

Neben der spannenden Story rund um das Spiel “Panic” werden also noch viele Probleme so ganz nebenbei und am Rande gewälzt. Ich denke, dass ist es auch, was das Buch ausmacht. Nicht alleine die Geschichte im Vordergrund, sondern die gesamten Hintergründe und die interessanten Figuren machen den Reiz aus. Klar, “Panic” ist auch interessant, aber eigentlich läuft das alles nur so nebenher. Für mich ist das eigentliche Thema, dass hier ein paar junge Leute mit argen Problemen versuchen, sich ihren Platz im Leben zu suchen und zu erkämpfen. Und das muss ja auch erst einmal gelingen.

Fazit

Lauren Oliver konnte mich mit ihrem neusten Jugendroman gut unterhalten, auch wenn es etwas anders war als ich erwartet hatte und weniger um das Spiel selbst geht. Aber gerade die Hintergründe waren das, was für mich den Reiz ausgemacht hat, ebenso wie die interessanten Figuren.
Von mir gibt es für “Panic” vier gute Punkte.

Meine Wertung

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Das Rachespiel – Arno Strobel

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Fischer Verlag
Taschenbuch Ausgabe
ca. 352 Seiten
9,99 Euro
Januar 2014
ISBN: 978-3596196944
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Inhalt (lt. amazon.de):
»Erfüllst du deine Aufgabe, kommt er frei. Erfüllst du sie nicht, wird er sterben.«
Frank Geissler glaubt an einen Scherz, als er die Website aufruft: Ein Mann, nackt, am Boden festgekettet, in Todesangst. Daneben ein Käfig voller Ratten, unruhig, ausgehungert.
Frank kann den Mann retten, heißt es. Aber nur wenn er Teil des »Spiels« wird und seine erste Aufgabe erfüllt. Angewidert schließt er die Website, doch kurz darauf ist der Mann tot. Und Frank beginnt zu zweifeln. Hätte er dem Unbekannten helfen können? Hätte er nicht sofort die Polizei informieren müssen? Aber es ist zu spät. Und nicht nur für den Toten. Auch Frank ist schon mittendrin. Mittendrin in einem Spiel, in dem er einer der Vier ist, einer der vier Kandidaten, für die es um alles geht. Um ihr eigenes Leben. Aber auch um das Leben aller, die ihnen etwas bedeuten …

Zitat:
Wie verrückt die Welt doch war. Während seiner Zeit beim Militär, wo er darauf getrimmt worden war zu töten, wo er den Gedanken kennen gelernt hatte, im Ernstfall vielleicht selbst getötet zu werden, hatte er sich plötzlich sicher gefühlt. Und jetzt lauerte die tödliche Gefahr plötzlich Jahre später hier, im Privaten, in dieser Nacht.
(S. 217)

Kommentar:
Frank bekommt eines Tages einen USB-Stick mit einer merkwürdigen Ankündigung. Er soll am nächsten Tag zur Mittagszeit eine Webseite besuchen und das Spiel mitspielen. Zunächst einmal weiß er damit nichts anzufangen, glaubt aber schließlich an einen Marketing-Gag und schaut aus Neugierde tatsächlich rein. Als er aufgefordert wird eine verrückte Aufgabe zu erledigen, lässt er sich nicht darauf ein und ignoriert das Spiel weiter. Am nächsten Tag bekommt er allerdings einen weiteren USB-Stick mit dem Beweis, dass es der Absender keinesfalls spaßig meint, sondern im Gegenteil sehr ernst. Schnell wird klar, dass die restlichen Mitspieler alte Freunde von Frank aus seiner Vergangenheit sind. Kann der Absender wirklich wissen, was damals vorgefallen ist? Vor beinahe 30 Jahren? Frank bleibt nichts anderes übrig als das Spiel mitzuspielen und tappt ebenso wie seine Mitspieler in eine Falle …

Ein neuer Psychothriller von Arno Strobel! Es ist beinahe schon Tradition, dass einmal im Jahr ein Strobel erscheint und von natürlich direkt verschlungen wird. So auch „Das Rachespiel“, auf das ich mich schon gefreut habe, seitdem ich die Leseprobe im letzten Thriller von Arno Strobel gelesen habe. Als das Buch hier endlich ankam, wurde es demnach auch direkt in Beschlag genommen und ich verbrachte bis in die Nacht damit das Buch zu Ende zu lesen. Leider hat es mich dieses mal aber doch etwas unbefriedigend zurück gelassen.

Aber mal von vorne …

Die Idee ist klasse! Eine beklemmende und spannende Geschichte, die „Das Rachespiel“ hier beinhaltet, denn ob gewollt oder nicht, aber die Spieler sind hier einfach Teil des Spiels und können nicht entkommen. Teils aus reiner Neugierde, teils auch Verantwortungsgefühl.
Der Einstieg war auch super, ich habe mich direkt zu Beginn gefragt, was genau hinter all dem steckt, was in Franks Vergangenheit passiert sein muss, dass jemand so ein Spiel mit ihm treibt und schnell wurde dann ja auch klar, dass es tatsächlich etwas mit Franks Kindheit zu tun hatte und nicht nur er beteiligt ist, sondern auch noch drei weitere alte Freunde, zu denen er schon lange keinen Kontakt mehr hat.

Auch klar war, dass wir als Leser nur nach und nach die Bröckchen zugeworfen bekommen würden um das Rätsel und damit das gesamte Ausmaß der Vergangenheit zu begreifen. Das ist Arno Strobel hier auch wirklich wieder wunderbar gelungen. Ich war vom Anfang bis zum Ende sehr gespannt und gefesselt und wollte selbst alles wissen.
Was mich am Ende aber tatsächlich dann sehr enttäuscht hat, das war die Auflösung. Mir fällt es jetzt ein wenig schwer hier zu schreiben, was mir daran genau nicht gefallen hat, ohne hier zu viel zu verraten, aber ich finde, dass die Lösung hier einfach zu einfach und zu gewollt konstruiert war. Die Idee an sich gerade diesen Täter Täter sein zu lassen, die war schon ganz gut, allerdings insgesamt nicht so wirklich nachvollziehbar und auch überhaupt nicht glaubhaft rübergebracht. Schon alleine, dass damals in der Vergangenheit die Geschehnisse so offen blieben fand ich insgesamt etwas fragwürdig.

Nun gut. Ich war also generell von dem Buch wieder recht angetan, lediglich die Auflösung will mir einfach nicht schmecken, ich persönlich bin damit einfach nicht zufrieden und hätte mir da einfach ‚mehr‘ gewünscht. Mehr Transparenz, mehr Glaubhaftigkeit.

Von mir gibt es für dieses Buch trotzdem noch vier Sterne, weil ich es insgesamt einfach ganz spannend und fesselnd fand. Dennoch hoffe ich, dass der nächste Thriller, von dem wir natürlich auch in diesem Buch wieder die ersten Seiten als Leseprobe finden, wieder überzeugender sein wird, als es „Das Rachespiel“ für mich war.

 

Meine Wertung:
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Blogger-Aktion: Es wird keine Helden geben von Anna Seidl

Vor wenigen Tagen habe ich euch schon meine Rezension zu “Es wird keine Helden geben” vorgestellt. Im Rahmen der großen Blogger-Aktion zu Anna Seidls Debüt “Es wird keine Helden geben”, beschäftige ich mich heute mit eben diesen Titel des Buches.

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Wem von uns sind solche Gedanken nicht schon einmal gekommen? Man sieht im Fernsehen von einer großen Katastrophe, erfährt vom Verhalten der beteiligten Personen und denk sich reflexartig: „Das hätte ich aber anders gemacht“. Hätte man das wirklich? Kann man überhaupt vorher wissen, wie man schließlich in extremen Situationen selbst reagieren wird? Denkt man in Extremsituationen überhaupt noch über sein Verhalten nach?

Nehmen wir einen Amoklauf, wie er im Buch beschrieben ist. Der Täter läuft durch die Schule. Zielt einmal hier hin und erschießt jemanden, schießt dort hin und trifft … Und man selbst beobachtet aus seinem sicheren Versteck diese Szenen, denkt sich „Wie kann ich das stoppen? Wie kann ich meine Mitschüler retten?“ Vielleicht legt man sich einen Plan zurecht wie „Sobald er seine Waffe nachladen muss, werde ich Ihn überwältigen. Die Munition kann schließlich nicht ewig halten“ oder auch „Wenn ich ihn jetzt ablenken kann, sieht er die kleinen Mädchen in ihrem Versteck dort hinten vielleicht nicht“ oder sogar einfach  „Sobald er mir den Rücken zuwendet, ist er dran, dann erschlage ich ihn mit dem Stuhl dort drüben“. Und dann wäre man der Held. Der Held, der den Mörder Unschuldiger gestoppt hat, derjenige, dem das Lob und die Anerkennung aller verdient. Ein Held.

So etwas haben wir in ähnlicher Form schon Dutzende Male im TV gesehen. In Serien und Filmen, selten auch in den Nachrichten. Wieso eigentlich nur selten in den Nachrichten? Wieso gibt es nicht bei jedem Ereignis solche Helden? Sieht die Realität etwa so anders aus?

Ja, in der Realität sehen solche Ereignisse wirklich anders aus. In der Wirklichkeit denkt nämlich jeder zunächst einmal an sich selbst. Und das ist kein Vorwurf, das ist einfach unsere Natur. Unser Überlebenstrieb. Gerade in solch Extremsituationen denkt man einfach nicht mehr rational, man handelt einfach nur noch. Und diese Handlungen sind nicht wirklich überlegt, sie laufen mehr oder weniger einfach mechanisch ab. Triebgesteuert, denn wir wollen alle überleben. Hinzu kommt noch die große Angst, die in solchen Situationen auch noch ausgeschüttet wird. Selbst wenn wir gerne anders handeln wollten – wir können es nicht, denn wir sind gelähmt vor Angst. Wir können gar keine Helden sein. Jedenfalls nicht so, wie wir es uns im Vorfeld ausmalen würden.

Genau diese Gedanken hatte ich nach der Lektüre des Buches “Es wird keine Helden geben”, als ich über diesen treffenden Titel nachdachte.
Weil es mich interessiert hat, wie die Autorin dazu steht und auf diesen Titel gekommen ist, freue ich mich sehr, dass ich die Gelegenheit hatte, auch ihr einige Fragen dazu stellen zu dürfen.


Fragen an Anna Seidl

eswirdkeineheldengebenAnna, wie kamst du auf den Titel, bzw. ist der Titel überhaupt von dir?
Nein, der Titel ist nicht von mir. Mein Verlag war von meinem ersten Titelvorschlag nicht ganz überzeugt, da er nicht viel über das Genre des Romans aussagte. Es wird keine Helden geben ist ein Satz aus meinem Buch.

Stand zuerst der Titel fest oder zuerst die Geschichte?
Der vorherige Titel entstand während des Schreibens. Es wird keine Helden geben hat dann mein Verlag festgelegt, bevor wir mit dem Lektorat begonnen haben.

Was genau willst du mit diesem Titel ausdrücken?
Der Titel drückt genau das aus, was er auch sagt. Es wird keine Helden geben. In Filmen werden Gewalt und Leid immer so heroisch und romantisch dargestellt. Aber so ist es in der Realität nicht. Egal was für einen Charakter wir auch haben, in dem Moment vor dem Tod haben wir alle nun mal Angst. Egal, wie actionreich Hollywood das auch darstellt.

Was sind Helden für dich?
Helden sind für mich diejenigen, die selbstlos anderen Menschen helfen, obwohl sie sich über die Konsequenzen bewusst sind. Aber ein Held muss nicht immer in ein brennendes Haus rennen. Wer sich für einen anderen Menschen einsetzt, egal in welcher Lebenslage, kann schon ein Held sein.

Sind Helden wichtig?
Wir leben in einer Gesellschaft, in der viele nur für sich selbst leben. Helden zeigen uns, was für einen Sinn das Leben haben kann. Was man alles erreichen kann. Also ja, Helden sind sogar sehr wichtig.

Liebe Anna, vielen Dank, dass du mir dazu ein paar Fragen beantwortet hast!


Wer sich weiter mit diesem Thema befassen will, der schaut am besten Mal auf folgenden Blogs vorbei, auf denen es heute ebenfalls Artikel rund um dieses Buch geben wird:

http://blog.claudis-gedankenwelt.de
http://buchplaudereien.de
http://goood-reading.blogspot.de/
http://buecherfee.blogspot.de
http://glitzerfees.blogspot.de/
http://rozasleselieblinge.blogspot.de
http://www.literaturschock.de
http://zwei-sichten-auf-buecher.blogspot.de/
http://merlinsbuecher.blogspot.de/
http://leselustleseliebe.wordpress.com/
http://fairy-book.blogspot.de/
http://mydailybooks.blogspot.com

Wer jetzt ganz neugierig geworden ist, der kann sich schon einmal den morgigen Tag vormerken, denn ab morgen werde ich hier auf meinem Blog gleich 10 signierte Bücher verlosen dürfen!

Es wird keine Helden geben – Anna Seidl

eswirdkeineheldengeben

Oetinger Verlag
Gebundene Ausgabe
ca. 256 Seiten
14,95 Euro
Januar 2014
ISBN: 978-3789147463
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Inhalt (lt. amazon.de):
Berührend, fesselnd, unfassbar: Wenn nichts mehr ist, wie es war. Kurz, nachdem es zur Pause geläutet hat, hört Miriam einen Schuss. Zunächst versteht niemand, was eigentlich passiert ist, aber dann herrschen Chaos und nackte Angst. Matias, ein Schüler aus ihrer Parallelklasse, schießt um sich. Auch Miriams Freund Tobi wird tödlich getroffen. Miriam überlebt – aber sie fragt sich, ob das Leben ohne Tobi und mit den ständig wiederkehrenden Albträumen überhaupt noch einen Sinn hat. Waren sie und ihre Mitschüler Schuld an der Katastrophe? Das großartige Debüt von Anna Seidl, die erst 16 Jahre alt war, als sie diese aufwühlende Geschichte geschrieben hat: eine intensive Auseinandersetzung mit den Folgen eines Amoklaufs für die Überlebenden, mit Schuld und Trauer, schonungslos erzählt.

Zitat:
Manchmal müssen wir einsehen, dass wir nicht perfekt sind. Dass nicht immer alles perfekt laufen kann. Und vielleicht ist das okay. Vielleicht müssen wir nicht immer perfekt funktionieren wie Maschinen, um das perfekte Leben führen zu können. Vielleicht sind es ja genau diese kleinen Fehler, die das Leben lebenswert machen.   
(S. 200)

Kommentar:
Als der Schuss ertönt, wissen die Schüler gar nicht wie ihnen geschieht. Auch Miriam versteht zunächst nicht, dass es sich um einen Amoklauf an ihrer eigenen Schule handelt, aber so ist es: ein Mitschüler schießt um sich. Er erwischt auch Miriams Freund und sie kann nicht helfen. Hilft nicht. Denn Miriam hat Angst. So wie alle anderen …

In “Es wird keine Helden geben” geht es um ein sehr ernstes und aktuelles Thema. Es geht um Amokläufe an Schulen. Ein Thema, das für die meisten irgendwie weit weg ist, weil sie noch nie damit in Berührung bekommen sind, außer durch die Medien. Aber was passiert, wenn man schließlich doch mittendrin ist? Wie verhält man sich dann?
Anna Seidl greift diese Thematik in diesem Buch auf und schildert gerade zu Beginn des Buches sehr überzeugend, wie sich die Protagonistin Miriam fühlt, als sie sich schließlich einer solchen Situation gegenüber sieht. Gerade diesen Anfang fand ich besonders stark, denn – wie der Titel schon sagt – geht es hier nicht um Helden und heldenhafte Taten, sondern einfach um Gefühle und Angst, die in solchen Situationen einfach Überhand nehmen müssen. Hier konnte mich Anna Seidl voll überzeugen und mitreißen, von diesem Einstieg war ich wirklich gleichermaßen gefesselt wie berührt.

Zugegeben hat diese Faszination im Laufe der Geschichte ein wenig nachgelassen. Stark fand ich zwischendrin immer wieder die Gedanken, die Miriam sich über das Leben macht und teils auch ihre Versuche, wieder ins Leben zurück zu finden. Allerdings war es mir an einigen Stellen dann doch etwas übertrieben, vor allem in Hinblick darauf,  dass es in weiteren Szenen dann wieder zu locker und leicht rüber kam.
Interessant fand ich innerhalb der Geschichte auch, die unterschiedlichen Ansätze, wie Miriam und ihre Mitschüler wieder versucht haben in den Alltag zurück zu finden und wie es ihnen gelungen ist oder auch nicht. Hier gab es ebenfalls einige erschütternde Momente, die ebenfalls sehr zum Nachdenken anregen konnten.
Insgesamt fand ich die Geschichte also recht gut, allerdings mit einigen Schwächen im zur Mitte und zum Ende hin.

Den Schreibstil der jungen Autorin fand ich überraschend gut. Anna Seidl schreibt gut auf den Punkt gebracht, schnörkel- aber trotzdem auch lückenlos.
Mir hat dieses Debüt wirklich sehr gut gefallen und auch mit den kleineren Schwächen hat es gerade wegen der Thematik und des mitreißenden Einstiegs viel Potential zu DER Lektüre zum Thema überhaupt zu werden!

 

Meine Wertung:
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Am Donnerstag wird es im Rahmen der großen Blogger-Aktion hier bei mir einen kleinen Beitrag geben, in dem ich mir ein paar Gedanken über den Titel “Es wird keine Helden geben” mache und dazu auch die Autorin befragen durfte. Am Freitag startet dann das Gewinnspiel dazu! Reinsehen lohnt sich also!

Und wer bis dahin nicht warten möchte, der sollte sich bei LovelyBooks.de für die Leserunde bewerben! *Klick*
Viel Erfolg!

Phobia – Wulf Dorn

phobia

Heyne Verlag
Gebundene Ausgabe
ca. 400 Seiten
19,99 Euro
September 2013
ISBN: 978-3453267336
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Inhalt (lt. amazon.de):
Angst hat ein Zuhause.
Eine Dezembernacht im Londoner Stadtteil Forest Hill. Sarah Bridgewater erwacht, als sie ihren Mann überraschend früh von einer Geschäftsreise nach Hause kommen hört. Doch der Mann, den sie in der Küche antrifft, ist nicht Stephen. Er trägt jedoch den Anzug ihres Mannes, hat dessen Koffer bei sich und ist mit Stephens Auto nach Hause gekommen. Der Fremde behauptet, Stephen zu sein, und weiß Dinge, die nur Sarahs Mann wissen kann.
Für Sarah und ihren sechsjährigen Sohn Harvey beginnt der schlimmste Alptraum ihres Lebens. Denn der Unbekannte verschwindet ebenso plötzlich wieder, wie er bei ihr aufgetaucht ist, und niemand will ihr glauben. Nur ihr Jugendfreund, der Psychiater Mark Behrendt, kann ihr jetzt noch helfen. Ein psychologisches Duell mit dem Unbekannten beginnt. Und von Stephen Bridgewater fehlt weiterhin jede Spur …

Zitat:
Mark spürte, dass sie noch um das eigentlich Thema herumschlich, als wüsste sie nicht, wie sie sich ihm nähern sollte. Er kannte das aus seinen Sprechstunden, wenn Patienten anfingen, über Gott und die Welt zu reden, weil sie nicht beim Namen nennen wollten, weshalb sie eigentlich gekommen waren.
(S. 150)

Kommentar:
Eines Tages steht Nachts auf einmal ein Fremder in Sarahs Küche und gibt sich als ihren Mann aus. Er trägt seinen Anzug, fährt sein Auto und verhält sich so wie er. Aber er ist es nicht. Die Polizei will ihr nicht wirklich glauben und so macht sich Sarah zusammen mit ihrem Jugendfreund Mark an eigene Ermittlungen um herauszufinden was mit ihrem Mann tatsächlich geschehen ist, wer dieser Fremde ist und was er von ihr will…

Hinter „Phobia“ steckt eine wirklich tolle Idee und das Buch beginnt auch direkt mit einem Knaller, der das Buch zu einem echten Pageturner macht. Alleine schon das Cover ist ziemlich gruselig, ebenso wie der Beginn der Geschichte, denn wer will sich schon vorstellen, dass jemand Fremdes auf einmal im eigenen Haus steht und viel mehr weiß, als er eigentlich wissen sollte? Der Einstieg ins Buch ist also mehr als nur gelungen, er fesselt regelrecht.

Das Buch ist in sechs große Abschnitte unterteilt, die wiederrum selbst in wirklich kurze Kapitel unterteilt sind. So gibt es einige Cliffhanger und man hangelt sich zwangsläufig von Kapitel zu Kapitel.

Die Hauptfiguren sind ebenfalls sehr gut gelungen. In Sarah kann man sich wirklich gut reinversetzen, ebenso wie in ihren Freund Mark, den man bereits aus Wulf Dorns anderem Thriller kennt. Ihm wird als Figuren-Einführung ein großer Teil gewidmet, der soweit gar nichts mit dem aktuellen Fall zu tun hat. Das hat den Lesefluss zumindest bei mir ein wenig gestört, weil ich die Geschehnisse um Mark gar nicht so wirklich einschätzen konnte und sie später auch nicht mehr wirklich aufgegriffen werden, von daher hätte dieser Teil meiner Meinung nach stark gekürzt werden können, denn so habe ich mir viel mehr von diesem Teil und dieser mysteriösen Uhr versprochen, als schließlich tatsächlich kam.
Nachdem es dann schließlich wieder um den eigentlichen Fall geht, konnte ich auch nicht anders als wilde Vermutungen aufzustellen, was es nun mit dem Verhalten des Mannes auf sich hat, der sich selbst für Sarahs Mann ausgab. Ein Nebenstrang, indem eben dieser Fremde, der sich selbst zum Schluss Hiob nennt, versucht unter allen Umständen seine Identität zu vertuschen und dabei sogar vor einem Mord nicht zurückschreckt, schürte diese Erwartungshaltung nur noch mehr, denn hinter dieser Figur hatte ich mir nach den Bemühungen schon noch eine Überraschung erwartet.

Die Erwartungen lagen hier also sehr hoch, leider wurde ich schlussendlich dann doch enttäuscht, denn viele Fragen wurden nicht beantwortet und die Auflösung fand ich dann auch weniger spektakulär als erhofft. Ein paar Handlungsstränge wie die Verschleierung Hiobs Identität oder die Episode zwischen Mark und seinem Doktorvater kamen mir im nachhinein einfach sinnlos vor und hätten auch weg gelassen werden können. Was dann von der Geschichte übrig bleibt ist sicherlich nicht schlecht, sondern ein ganz solider Thriller, mehr aber auch nicht. Meine Erwartungen konnte das Buch, obwohl es sie selbst schürte, leider nicht ganz erfüllen.

Meine Wertung:
RegenbogenRegenbogenRegenbogen

Die Auslese – Joelle Charbonneau

dieauslese

Penhaligon Verlag
Gebundene Ausgabe
ca. 416 Seiten
16,99 Euro
August 2013
Originaltitel: The Testing (Book I)
ISBN: 9783764531171
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Inhalt (lt. amazon.de):
Sie wurden auserwählt, um zu führen – oder zu sterben.
Nach den verheerenden Fehlern der Vergangenheit war sich die Gesellschaft einig, dass nur noch die Besten politische Macht ausüben dürfen. Von nun an sollten die Psychologen darüber urteilen, in wessen Händen die Zukunft des Landes liegen sollte. So entstand die Auslese.
Cia ist sechzehn und damit eine der Jüngsten, die zu den Prüfungen antreten, die darüber entscheiden, ob man für ein Amt geeignet ist. Zunächst ist sie von Stolz erfüllt – bis die erste Kandidatin stirbt! Jetzt breitet sich Angst aus, und Cia erkennt: Nur die Besten überleben …
Dich erwarten Gefahr, Liebe – und nackte Angst!

Zitat:
Ich lasse das Gespräch um mich herumplätschern, esse kleine Bissen von den süßen Früchten auf meinem Teller und versuche, nicht darüber nachzudenken, was gleich auf uns zukommen wird. Wenn das, was ich bis jetzt gelernt habe, nicht ausreichen wird, dann werde ich das nicht mehr ändern können.
(S. 97)

Kommentar:
Nur die besten Schüler werden nach ihrem Abschluss zur Auslese geholt. Nur sie haben die Chance eine höhere Bildung an der Universität zu erwerben und damit zukünftige Führer zu werden. Als nach vielen Jahren gleich vier Schüler aus ihrem Distrikt zur Auslese geladen werden, ahnt Cia noch nicht, dass die Auslese nicht so wird, wie sie es sich in ihren Träumen ausgemalt hat. Die Auslese ist hart, der Konkurrenzkampf unerbittlich und die Prüfungen tödlich…

Joelle Charbonneau hat hier auf knapp 400 Seiten mittels 22 Kapiteln eine gute dystopische Geschichte geschrieben. Erzählt wird aus der Sicht der Protagonistin Malencia Vale, kurz Cia. Sie muss sich den strengen Prüfungen der Auslese stellen.

„Die Auslese“ erinnerte mich sehr an andere Dystopien, die in den letzten Jahren sehr beliebt waren und es noch sind. Vor allem an „Die Tribute von Panem“ musste ich ständig denken, daran erinnert sehr, sehr viel, finde ich. Direkt zu Beginn gibt es auch Parallelen zu „Die Bestimmung“, gerade die Auswahl erinnerte mich sehr daran, weil Prüfungen bestanden werden mussten und auf Entscheidungen gewartet. Die Zukunft war für die Protagonisten einfach unklar. Im weiteren Verlauf hat mich vor allem der Überlebenskampf in der Wildnis sehr an Panem erinnert. Da ging es ja sehr ähnlich zu. Die Ideen in diesem Buch sind also auf keinen Fall neu, irgendwie war das alles schon einmal da. Mich persönlich hat das allerdings gar nicht mal so sehr gestört, denn der Schreibstil war einfach gut um die Umsetzung ebenso. Die Spannung riss nicht ab und Cia war mir als Hauptfigur sehr sympathisch.
Das Ende des Buches verspricht allerdings auch, dass es im weiteren Verlauf dieser Reihe etwas neues geben könnte, dass das System nicht immer nur von Außen bekämpft werden muss. Ich hoffe, dass ich mit dieser Erwartungshaltung vom nächsten Band jetzt nicht enttäuscht werde, denn die Erwartungen liegen jetzt doch recht hoch, vor allem nach diesem wahnsinnigen Cliffhanger mit dem „Die Auslese“ endete.

Das Cover finde ich im übrigen nicht wirklich gelungen. Anhand des Covers hätte ich es etwas ganz anderes erwartet, nämlich mehr Thriller und Action. Jetzt wo ich das Buch gelesen habe, weiß ich natürlich, dass das Cover eigentlich sehr gut zur Geschichte passt, aber ich finde trotzdem, dass es falsche Erwartungen weckt.

Insgesamt fand ich „Die Auslese“ trotz aller Ähnlichkeiten zu einigen ähnlichen Büchern dieses Genres sehr gut und gelungen und bin jetzt total gespannt auf die Fortsetzung, auf die wir hoffentlich nicht allzu lang warten müssen. Von mir bekommt die Auslese gute vier Sterne!

Meine Wertung:
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