Der Tag wird kommen – Nina Vogt-Østli

dertagwirdkommen

Coppenrath Verlag
Gebundene Ausgabe
ca. 240 Seiten
14,95 Euro
Januar 2014
Originaltitel: Min tid kommer
ISBN: 978-3649613862
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Inhalt

(lt. amazon.de):

Das Leben ist hart, wenn du ganz unten bist. Wenn deine Mutter keine Zeit für dich hat. Wenn dein Vater wünscht, du wärst nie geboren worden. Wenn der mieseste Schlägertyp der Schule dich auf seiner Abschussliste hat. Wenn sie auf dich einprügeln, Tag für Tag, bis du wie ein zitternder Haufen im Dreck liegst.
Doch eines Tages können sie sich nicht mehr zusammenrotten und dann bist du am Zug. Eines Tages werden sie sehen, wer du wirklich bist, was du wirklich kannst. Wozu du fähig bist. Aber bis es so weit ist, musst du überleben.

Gewähltes Zitat

Das ist unfassbar. Ich kann nicht glauben, was sich da vor meinen Augen abspielt. Der böseste Mensch, den ich kenne, der Typ, der mich seit Jahren quält und sich alle mühe gibt, mich plattzumachen, plaudert und schmust und streichelt und liebkost, als wäre er ein kleines Mädchen. Mir ist, als hätte sich ein Spalt zu einem Paralleluniversum geöffnet, und ich hocke hinter einem Baum und beobachte einen völlig anderen Andreas.
(S. 138)

Meine Meinung

Der junge Hans-Petter hat es schwer. Er lebt alleine mit seiner Mutter und hat zu seinem Vater nur wenig Kontakt. Zudem erfährt er auch noch, dass sein Vater ihn eigentlich nie haben wollte. In der Schule wird er ebenfalls gemobbt und verprügelt, Freunde hat er keine. Als seine Mutter dann auch noch ein Verhältnis mit seinem Lehrer hat, ist das Maß voll und Hans-Petter platzt der Kragen. Da kommt es ihm gerade gelegen, als sich eines Tages ein Mädchen per Chat bei ihm meldet. Sie scheint ihn zu kennen, aber obwohl er keine Ahnung hat, wer sie ist, lässt er sich auf ein Gespräch mit ihr ein und verrät ihr sogar seine intimsten Gedanken…

Oberflächlich betrachtet ist die Geschichte eine tolle Fantasy-Story mit überraschenden Wendungen. Und auch so allein stehenden funktioniert sie. Aber es steckt viel mehr dahinter. Eher subtil stößt die Autorin hier die Diskussion an, wie aus bösen Menschen, eben solche werden. Wie es geschehen kann, dass normale Kinder und Jugendliche als spätere Erwachsene Tyrannen werden können. Der Einfluss der Gesellschaft und des persönlichen Umfeldes ist hier sehr ausschlaggebend, wie in der Geschichte eindrucksvoll beschrieben wird.

Zu Beginn des Buches scheinen die Rollen klar verteilt. Hans-Petter besetzt die typische Opfer-Rolle. Ein intelligenter, aber introvertierter Junge, der sich viele Gedanken um die Welt macht, es allen recht und auch alles richtig machen will.
Da er mit seinem Außenseiter-Verhalten eher auffällt ist er das perfekte, wehrlose Opfer für die ‚coolen‘ Jungs, die sich beweisen wollen. Seine Rolle scheint klar, er ist der Gute in der Geschichte.
Sein ärgster Feind ist Andreas, der ihn mobbt und verprügelt, der ihm das Leben zur Hölle macht. Er scheint das ultimative Böse zu verkörpern und so irritiert es Hans-Petter eher, dass Andreas auch eine ganz andere Seite hat, die so gar nicht zu seinem harten Image passt.

Geschrieben wurde das Buch aus der Sicht unseres Protagonisten. Viele Chatgespräche lockern des Text sehr auf und sorgen dafür, dass man durch die lediglich 240 Seiten umfassende Geschichte nur so fliegt. Der Schreibstil ist recht nüchtern und flüssig und beschränkt sich aufs wesentliche. 

 

 

Fazit

Der Klappentext ist ein wenig irreführend wie ich finde. Anhand dessen hatte ich etwas anderes erwartet, was ich bekam hat mir allerdings auch gut gefallen.
Die Geschichte an sich ist oberflächlich betrachtet unterhaltend und birgt viel Diskussionsstoff über ethische Grundsatzfragen und ist somit für Jugendliche eine ideale Lektüre. Mir hat dieses Buch gut gefallen, mein größter Kritikpunkt ist lediglich, dass es ein wenig zu konstruiert wirkt und zu wenig locker. Das kann allerdings auch am sachlichen Schreibstil liegen.
Insgesamt gibt es von mir hier vier gute Sterne!

 

Meine Wertung:

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Gone Girl: Das Perfekte Opfer – Gillian Flynn

gonegirl

Scherz Verlag
Broschierte Ausgabe
ca. 576 Seiten
16,99 Euro
August 2013
Originaltitel: Gone Girl
ISBN: 978-3502102229
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Inhalt (lt. amazon.de):
„Was denkst du gerade, Amy?” Diese Frage habe ich ihr oft während unserer Ehe gestellt. Ich glaube, das fragt man sich immer wieder: Was denkst du? Wie geht es dir? Wer bist du? Wie gut kennt man eigentlich den Menschen, den man liebt?
Genau diese Fragen stellt sich Nick Dunne am Morgen seines fünften Hochzeitstages, dem Morgen, an dem seine Frau Amy spurlos verschwindet. Die Polizei verdächtigt sogleich Nick. Amys Freunde berichten, dass sie Angst vor ihm hatte. Er schwört, dass das nicht wahr ist. In seinem Computer findet die Polizei merkwürdige Hinweise. Er erhält sonderbare Anrufe. Was geschah mit Nicks wunderbarer Frau Amy?

Zitat:
»Die Polizei denkt jedenfalls definitiv, dass es … jemand aus dem engen Umfeld war«, sagte Marybeth. Sie sah mich eine Sekunde zu lange an, dann schauderte sie, als müsste sie einen Gedanken abschütteln.
(S. 119)

Kommentar:
Eines Tages verschwindet Nicks Frau Amy spurlos. Die Ehe war schon lange nicht mehr so gut wie zu Beginn der Beziehung und schnell gerät Nick ins Visier der Ermittler, denn alles weist auf ein Verbrechen hin …

Eine so kurze Inhaltsbeschreibung habe ich wahrscheinlich schon lange nicht mehr geschrieben, aber jedes Wort mehr wäre wirklich schon zu viel verraten.
Statt einer Inhaltsangabe finden sich auf dem Buchrücken auch lediglich einige Zitate, die das Buch in den höchsten Tönen loben. Das macht natürlich neugierig und schürt die Erwartungshaltung. So auch bei mir. Nachdem mir die bisherigen Bücher von Gillian Flynn bereits gut gefallen haben, war ich auf „Gone Girl“ so richtig gespannt.

„Vergleichen Sie nicht – dieses Buch ist unvergleichlich“ – u.a. mit diesem Satz wird das Buch beworben. Ich muss zustimmen, in einer Art ist dieses Buch tatsächlich unvergleichlich, ich kann mich jedenfalls nicht erinnern jemals ein solches Buch gelesen haben. Dies ist tatsächlich ein zweifelhaftes Kompliment, denn zumindest ich meine das nicht unbedingt positiv.

Die Autorin erzählt das Buch zum einen aus der Sicht von Nick und wie es ihm in der aktuellen Situation geht und zum anderen aus der Sicht von Amy, in Form von Tagebucheinträgen. Ansonsten gliedert sich das Buch in drei große Abschnitte. Weder Nick noch Amy fand ich während des gesamten Lesens wirklich sympathisch, noch konnte ich sie verstehen. Ich konnte mich also weder für Team Nick, noch für Team Amy entscheiden. Im ersten Abschnitt gab es allerdings noch einige Überraschungen und überraschende Wendungen, die man so nicht unbedingt erwartet hätte, was die Figuren anbelangt.

Insgesamt hat mir das Buch, vor allem das Ende, leider nicht so gut gefallen. Es war gut erzählt ja, gut konstruiert. Aber das war auch schon alles: gut konstruiert. Da war irgendwie nichts authentisch, realistisch und nach dem ersten Teil, nachdem die Geschichte eine überraschende Wendung nimmt, gab es eigentlich auch überhaupt nichts überraschendes mehr.
Hinzu kommt, dass ich das Buch teilweise auch sehr künstlich in die Länge gezogen fand. Einige Dinge hätten wirklich ausgelassen werden können, weil sie nichts weiter zur Geschichte beigetragen haben.

Schade, ich war auf dieses Buch wirklich total gespannt, vor allem nachdem es so wahnsinnig gelobt und gepriesen wurde und mir Gillian Flynns bisherige Bücher total gut gefallen haben, aber meine Erwartungshaltung war nach diesem Hype wohl einfach viel zu hoch. So vergebe ich hier lediglich drei solide Sterne und muss sagen: kann man lesen, muss man aber nicht.

Meine Wertung:
RegenbogenRegenbogenRegenbogen