Penhaligon Verlag |
Tag Archives: Wesen
Der Tag wird kommen – Nina Vogt-Østli
Coppenrath Verlag |
Inhalt
(lt. amazon.de):
Das Leben ist hart, wenn du ganz unten bist. Wenn deine Mutter keine Zeit für dich hat. Wenn dein Vater wünscht, du wärst nie geboren worden. Wenn der mieseste Schlägertyp der Schule dich auf seiner Abschussliste hat. Wenn sie auf dich einprügeln, Tag für Tag, bis du wie ein zitternder Haufen im Dreck liegst.
Doch eines Tages können sie sich nicht mehr zusammenrotten und dann bist du am Zug. Eines Tages werden sie sehen, wer du wirklich bist, was du wirklich kannst. Wozu du fähig bist. Aber bis es so weit ist, musst du überleben.
Gewähltes Zitat
Das ist unfassbar. Ich kann nicht glauben, was sich da vor meinen Augen abspielt. Der böseste Mensch, den ich kenne, der Typ, der mich seit Jahren quält und sich alle mühe gibt, mich plattzumachen, plaudert und schmust und streichelt und liebkost, als wäre er ein kleines Mädchen. Mir ist, als hätte sich ein Spalt zu einem Paralleluniversum geöffnet, und ich hocke hinter einem Baum und beobachte einen völlig anderen Andreas.
(S. 138)
Meine Meinung
Der junge Hans-Petter hat es schwer. Er lebt alleine mit seiner Mutter und hat zu seinem Vater nur wenig Kontakt. Zudem erfährt er auch noch, dass sein Vater ihn eigentlich nie haben wollte. In der Schule wird er ebenfalls gemobbt und verprügelt, Freunde hat er keine. Als seine Mutter dann auch noch ein Verhältnis mit seinem Lehrer hat, ist das Maß voll und Hans-Petter platzt der Kragen. Da kommt es ihm gerade gelegen, als sich eines Tages ein Mädchen per Chat bei ihm meldet. Sie scheint ihn zu kennen, aber obwohl er keine Ahnung hat, wer sie ist, lässt er sich auf ein Gespräch mit ihr ein und verrät ihr sogar seine intimsten Gedanken…
Oberflächlich betrachtet ist die Geschichte eine tolle Fantasy-Story mit überraschenden Wendungen. Und auch so allein stehenden funktioniert sie. Aber es steckt viel mehr dahinter. Eher subtil stößt die Autorin hier die Diskussion an, wie aus bösen Menschen, eben solche werden. Wie es geschehen kann, dass normale Kinder und Jugendliche als spätere Erwachsene Tyrannen werden können. Der Einfluss der Gesellschaft und des persönlichen Umfeldes ist hier sehr ausschlaggebend, wie in der Geschichte eindrucksvoll beschrieben wird.
Zu Beginn des Buches scheinen die Rollen klar verteilt. Hans-Petter besetzt die typische Opfer-Rolle. Ein intelligenter, aber introvertierter Junge, der sich viele Gedanken um die Welt macht, es allen recht und auch alles richtig machen will.
Da er mit seinem Außenseiter-Verhalten eher auffällt ist er das perfekte, wehrlose Opfer für die ‚coolen‘ Jungs, die sich beweisen wollen. Seine Rolle scheint klar, er ist der Gute in der Geschichte.
Sein ärgster Feind ist Andreas, der ihn mobbt und verprügelt, der ihm das Leben zur Hölle macht. Er scheint das ultimative Böse zu verkörpern und so irritiert es Hans-Petter eher, dass Andreas auch eine ganz andere Seite hat, die so gar nicht zu seinem harten Image passt.
Geschrieben wurde das Buch aus der Sicht unseres Protagonisten. Viele Chatgespräche lockern des Text sehr auf und sorgen dafür, dass man durch die lediglich 240 Seiten umfassende Geschichte nur so fliegt. Der Schreibstil ist recht nüchtern und flüssig und beschränkt sich aufs wesentliche.
Fazit
Der Klappentext ist ein wenig irreführend wie ich finde. Anhand dessen hatte ich etwas anderes erwartet, was ich bekam hat mir allerdings auch gut gefallen.
Die Geschichte an sich ist oberflächlich betrachtet unterhaltend und birgt viel Diskussionsstoff über ethische Grundsatzfragen und ist somit für Jugendliche eine ideale Lektüre. Mir hat dieses Buch gut gefallen, mein größter Kritikpunkt ist lediglich, dass es ein wenig zu konstruiert wirkt und zu wenig locker. Das kann allerdings auch am sachlichen Schreibstil liegen.
Insgesamt gibt es von mir hier vier gute Sterne!
Meine Wertung: