Die Luna-Chroniken 2: Wie Blut so rot – Marissa Meyer

wieblutsorot

Carlsen Verlag
Gebundene Ausgabe
ca. 432 Seiten
19,90 Euro
Januar 2014
Originaltitel: The Lunar Chronicles – Scarlet
ISBN: 978-3551582874
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Inhalt (lt. amazon.de):
Zwei ganze Wochen ist Scarlets Großmutter nun schon verschwunden. Entführt? Tot? Die Leute im Dorf sagen, sie sei sicher abgehauen. Sie sei ja sowieso verrückt. Aber für Scarlet ist Grandmère alles – von ihr hat sie gelernt, wie man ein Raumschiff fliegt, Bio-Tomaten anbaut und seinen Willen durchsetzt. Dann trifft Scarlet einen mysteriösen Straßenkämpfer – Wolf. Er fasziniert sie; doch kann sie ihm trauen? Immerhin: Die reißerischen Berichte über Cinder und das Attentat auf Prinz Kai hält Wolf ebenso wie sie für Quatsch. Aber irgendein Geheimnis verbirgt der Fremde …

Zitat:
Lunarier konnten Menschen dazu bringen, Dinge zu sehen, die nicht existierten, und Gefühle zu entwickeln, die auf nichts beruhten. Sie konnten Menschen einer Gehirnwäsche unterziehen, so dass sie Dinge taten, die sie sonst nie tun würden. Ohne Diskussion. Ohne Widerstand.
(S. 53)

Kommentar:
Während Scarlet sich auf die verzweifelte Suche nach ihrer plötzlich verschwundenen Großmutter macht und dabei dem mysteriösen Wolf begegnet, zu dem sie sich direkt hingezogen fühlt, kann Cinder aus ihrer Gefangenschaft fliehen, noch bevor sie nach Luna ausgeliefert wird. Dabei hilft ihr ein weiterer Gefängnisinsasse, mit dessen Hilfe sie nach Frankreich flüchtet, auf den Spuren ihrer Vergangenheit.
Währenddessen versucht Imperator Kai verzweifelt sein Abkommen mit Luna einzuhalten und Cinder wieder zu finden, um sie Königign Levana von Luna ausliefern zu können, ansonsten droht Luna der Erde mit einem schrecklichen Krieg, in dem die Erde so wie es aussieht, den Kürzeren ziehen würde …

Ebenso wie bereits der erste Band ist auch dieses Buch optisch ein echter Hingucker. Der Schutzumschlag ist mit zahlreichen, rot-metallisch glänzenden Wolfssilhouetten geprägt, so dass diese zusammen ein tolles Muster ergeben. Das Papier fühlt sich an wie Tonpapier. Insgesamt also wieder eine stimmige Optik und zusammen machen sich die beiden bisher erschienenen Luna-Chronik-Bände wirklich gut im Regal.

In diesem zweiten Teil bekommen wir mit Scarlet eine neue Hauptfigur vorgesetzt. Scarlet ist sehr temperamentvoll und facettenreich und ebenso sympathisch wie es bereits Cinder war. Die Suche nach ihrer Großmutter erleben wir als Leser mit und ich habe am Anfang wirklich überlegt und war sehr gespannt, wie dieser Strang um Scarlett und ihre Großmutter zur bisherigen Geschichte passen würde. Erst zum Ende hin laufen die beiden Stränge nämlich zusammen und auch dem Leser wird das gesamte Ausmaß bewusst.
Außer Scarlet gibt es noch einige weitere neue Figuren und hier muss ich sagen, dass die Autorin ihre Figuren hier meiner Meinung nach so richtig gut in Szene setzt, ich finde allesamt richtig gut gelungen, mit viel Tiefe.

In diesem Band lernen wir auch ein wenig mehr von der Erde der Zukunft kennen, denn die Geschichte spielt nicht mehr nur im asiatischen Staatenbund, sondern auch im Frankreich des zukünftigen Europas. Hier beweist Marissa Meyer einmal mehr, was für eine tolle und gut durchdachte Geschichte und auch Welt sie hier erdacht und erschaffen hat.

Die politischen Konflikte zwischen den Oberhäuptern der Erd-Staaten und Luna bekommen wir als Leser auch in diesem Band wieder aus der Sicht von Prinz Kai mit, der ja nun Imperator und somit Oberhaupt des asiatischen Staatenbundes ist, allerdings nicht so detailliert wie noch im ersten Band. Dennoch wird auch hier wieder deutlich, wie grausam, gefährlich und machtgierig Königin Levana tatsächlich ist und was ihre eigentlichen Pläne sind.

Die Geschichte um Cinder wird in diesem Buch nicht allzu weit gebracht, nachdem sie entkommen konnte, befindet sie sich hauptsächlich auf der Flucht und auf den Spuren ihrer Vergangenheit und das ist wirklich interessant, denn wir erfahren einiges über Cinders Vergangenheit und wie sie zu dem wurde was sie nun ist und wie es überhaupt dazu kam. Dies verdeutlicht die Wichtigkeit ihrer Existenz noch viel mehr. Außerdem fängt Cinder selbst so langsam an zu verstehen, wer sie tatsächlich ist und zu akzeptieren, dass sie Lunarierin ist.
Erwähnenswert ist vielleicht noch, dass die Geschichte direkt dort wieder einsetzt, wo sie im ersten Band endete, wir verlieren also keine Zeit mit Cinder.

Die märchenhaften Elemente wurden auch in diesem Band eher subtil in die Geschichte gestreut, allerdings trotzdem unübersehbar. Auch dieses Buch ist übrigens in vier große Abschnitte gegliedert, betitelt mit “Erstes Buch”, “Zweites Buch” etc. Jedem Abschnitt gehen ein paar Zeilen des original Märchens voraus. Wer die original Märchen kennt, der kann natürlich schon ein paar Schlüsse ziehen, aber ganz so einfach macht es uns die Autorin uns hier auch wieder nicht, denn die Luna-Chroniken sind einfach keine normalen Nacherzählungen und das gefällt mir einfach richtig gut.  

Insgesamt hat mir auch “Wie Blut so rot” wieder richtig gut gefallen! Zum Ende des Buches findet sich nach den Danksagungen noch die ersten Seiten des dritten Bandes, der “Wie Sterne so golden” heißen wird. Einen Erscheinungstermin dafür gibt es leider noch nicht, aber ich hoffe darauf, dass wir es vielleicht schon zum Ende des Jahres in den Händen halten dürfen. Auf den vierten Teil werden wir noch lange genug warten müssen, denn dieser wird voraussichtlich erst 2015 in Originalsprache erscheinen.

Von mir gibt es für diese grandiose Fortsetzung auf den Fall wieder die volle Punktzahl! Ich liebe Marissa Meyers Fantasie und ihre erschaffene Welt und freue mich bereits sehr auf die Fortsetzung!

 

Meine Wertung:
RegenbogenRegenbogenRegenbogenRegenbogenRegenbogen

Die Luna Chroniken 1: Wie Monde so silbern – Marissa Meyer

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Carlsen Verlag
Gebundene Ausgabe
ca. 416 Seiten
18,90 Euro
Dezember 2013
ISBN: 978-3551582867
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Inhalt (lt. amazon.de):
Cinder lebt bei ihrer Stiefmutter und ihren zwei Stiefschwestern, arbeitet als Mechanikerin und versucht gegen alle Widerstände, sich nicht unterkriegen zu lassen. Als eines Tages in unauffälliger Kleidung niemand anderes als Prinz Kai an ihrem Marktstand auftaucht, wirft das unzählige Fragen auf: Warum braucht Kai ihre Hilfe? Und was hat es mit dem plötzlichen Besuch der Königin von Luna auf sich, die den Prinzen unbedingt heiraten will? Die Ereignisse überschlagen sich, bis sie während des großen Balls, auf den Cinder sich einschmuggelt, ihren Höhepunkt finden. Und diesmal wird Cinder mehr verlieren als nur ihren Schuh …

Zitat:
Dann wollte der Prinz ihre Hand schüttel – ihre Cyborg-Hand.
Cinder wurde nervös – sie hatte zwar Angst, dass er das harte Metall durch den Handschuh spüren konnte, aber noch mehr davor, sie wegzuziehen, denn das würde er verdächtig finden.
(S. 161)

Kommentar:
Als Cinder an ihrem Marktstand eines Tages vom Prinzen des asiatischen Staatenbundes höchstpersönlich aufgesucht wird und er sie auch noch bittet, seine liebste Androidin zu reparieren, da er gehört hat, dass Cinder die beste Mechanikerin sei, ist sie völlig hin und weg vom ihm. Auch er scheint von ihr angetan zu sein, aber dennoch will sie sich von ihm fern halten, damit er ihr Geheimnis nicht erfahren kann. Als Cinder von ihrer Stiefmutter nach einem Unglück schließlich der Wissenschaft zur Verfügung gestellt wird und im Palast zu Untersuchungen gebracht wird, kann sie es nicht verhindern, dem Prinzen erneut und immer wieder zu begegnen. Dieser sucht nach dem Tod seines Vaters und der Ankunft der Erzfeindin der Erde, der Königin Lunas, aber tatsächlich Cinders Nähe. Diese ist verzweifelt, denn sie will verhindern, dass er erfährt, was sie wirklich ist und außerdem hat sie selbst auch kürzlich erst erfahren, wer sie wirklich ist. Und dieses Wissen kann ihr Leben gefährden …

Wow, von „Wie Monde so silbern“ war ich wirklich mal wieder sehr begeistert. Dieser Reihenauftakt, der seiner Entstehung einem Schreibwettbewerb zu verdanken hat, hat mich total überzeugt.

Schon optisch ist dieses Buch ein echter Hingucker. Der Schutzumschlag ist mit zahlreichen, silbernen Schuhen geprägt, so dass diese zusammen ein tolles Muster ergeben. Das Papier fühlt sich an wie Tonpapier. Insgesamt eine total stimmige Optik.

Die Aufmachung hat mir also schon mal gefallen und mich neugierig gemacht. Erwartet hatte ich tatsächlich eine märchenhafte Geschichte, wie die Optik eben auch schon verspricht. Im Inneren findet man auch ein Märchen und sogar ein richtig tolles, aber – und das ist das besondere an dieser Geschichte – im modernen Gewand!
Und mit ‚modern‘ meine ich nicht, dass Cinderella den gläsernen Schuh, gegen Schuhe von Nike getauscht hat, sondern, dass dieses Märchen total futuristisch in einer weit entfernten Zukunft angelegt ist, mit dem technologischen Fortschritt, den man auch erwarten kann, wenn man an unsere Erde in der Zukunft denkt.
Generell ist dieses Märchen also irgendwie auch Science Fiction und das hat mir richtig gut gefallen.

Marissa Meyer hat hier tolle und facettenreiche Figuren erschaffen, die mich total mitreißen konnten und in ihrem Handeln sehr authentisch wirkten. Auch die Welt in der Zukunft, die die Autorin hier erschaffen hat, kann man sich durchaus so vorstellen. Nicht alles hat sich zum guten gewandelt, vieles hat sich geändert, auch in eine Richtung, die man so nicht erwartet hätte, die aber wohl vorstellbar ist. Ein wenig Fantasie muss natürlich erlaubt sein.

Sehr schön fand ich auch, dass hier die Geschichte von Cinderella nicht einfach nacherzählt wurde, nur im neuen Gewand, sondern, dass man die Elemente des Märchens eher in subtilen Andeutungen findet. Cinder verkörpert hier natürlich Cinderella und auch die böse Stiefmutter, die Stiefschwestern und der Prinz fehlen nicht, aber ganz so eindeutig und stereotyp wie im Märchen ist nichts. Jede Figur besitzt viel mehr Tiefe als es bei einer normalen Nacherzählung gewesen wäre, die Autorin hat hier wirklich viel mehr erschaffen!
Die Geschichte weiß einfach sehr zu fesseln und auch wenn ich als Leser schon recht früh ahnte, worauf das alles hinaus laufen würde, fühlte ich mich nicht einen Moment gelangweilt. Im Gegenteil! Es war total spannend und interessant zu erfahren, inwieweit meine Fantasie der von Marissa Meyer folgen kann. Ich fühlte mich wirklich verzaubert. Lediglich das Ende hat mich dann etwas entzaubert, denn jetzt muss ich auf die Fortsetzung warten! Ahhhh!

Das Buch ist übrigens in vier große Abschnitte gegliedert, betitelt mit „Erstes Buch“, „Zweites Buch“ etc. Jedem Abschnitt gehen ein paar Zeilen des original Märchens voraus, aus denen man Gemeinsamkeiten zu Marissa Meyers Geschichte ziehen kann. Diese Idee fand ich ebenfalls sehr toll.

Insgesamt hat mir hier die Mischung einfach total gut gefallen und ich freue mich sehr, dass bereits in wenigen Tagen der zweite Teil „Wie Blut so rot“ erscheinen wird, der sich das nächste Märchen vorknüpfen wird.
Auf den dritten und den vierten Teil werden wir leider noch ein wenig warten müssen, der dritte Teil erscheint in Kürze erst in englischer Sprache.
Volle Punktzahl für diese tolle Geschichte, so sehr konnte mich schon lange kein ‚Märchenbuch‘ mehr begeistern!

 

Meine Wertung:
RegenbogenRegenbogenRegenbogenRegenbogenRegenbogen

Mein Herz zwischen den Zeilen – Jodi Picoult, Samantha van Leer

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Boje Verlag
Gebundene Ausgabe
ca. 288 Seiten
14,99 Euro
Juli 2013
Originaltitel: Between the lines
ISBN: 978-3414823656
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Inhalt (lt. amazon.de):
»Hilf mir« – Deliah kann es kaum fassen, als sie diese Nachricht in ihrem Lieblingsbuch findet. Offensichtlich hat Oliver, der umwerfend gut aussehende Prinz der Geschichte, die Bitte speziell für sie hinterlassen. Und tatsächlich: Schnell stellen die beiden fest, dass sie über die Grenzen der Buchseiten hinweg miteinander sprechen können. Doch das reicht ihnen schon bald nicht mehr aus. Oliver ist schon lange genervt von seinem Märchen, das er immer wieder durchspielen muss, sobald ein Leser das Buch aufschlägt. Und er findet Gefallen an Deliah, die so anders ist als die langweilige Prinzessin Seraphima, die er sonst immer küssen muss. Da ist es doch klar, dass er endlich zu ihr will! Und Deliah: Die hat sich längst Hals über Kopf in ihren Märchenprinzen verliebt. Und ist begeistert von der Idee, Oliver aus dem Buch herauszuholen. Doch wie können die beiden es schaffen, die Grenzen zwischen ihren so unterschiedlichen Welten zu überwinden? Zusammen mit ihrer Tochter Samantha hat die bekannte Bestseller-Autorin Jodi Picoult einen Liebesroman geschrieben – mitreißend, märchenhaft, unwiderstehlich!

Zitat:
»Delilah«, sagt er ruhig. »Ich weiß, dass es manchmal einfacher ist, in einer Scheinwelt zu leben, als sich mit der Realität auseinandersetzen zu müssen.«
»Das ist keine Scheinwelt!«   
(S. 159)

Kommentar:
Prinz Oliver hängt in seinem Märchen fest und ist dazu verdammt auf Ewig das selbe zu erleben und immer seiner Angebeteten hinterher zu jagen. In der realen Welt liest Delilah seine Geschichte immer und immer wieder, denn sie fühlt sich mit dem Prinzen der Geschichte verbunden. Bis eines Tages der Protagonist dieser Geschichte sie um Hilfe bittet, denn er möchte raus aus diesem Buch und rein in die reale Welt …

„Mein Herz zwischen den Zeilen“ ist wie ein modernes Märchen. Die Idee dahinter ist richtig süß und schön! Erzählt wird aus drei unterschiedlichen Perspektiven, für die jeweils auch drei unterschiedliche Schriftfarben verwendet wurden.
Das eigentliche Märchen rund um den Prinzen Oliver, der auf der Suche nach seiner Prinzessin ist, ist in schwarz gedruckt. Die Geschichte aus der realen Welt, aus der Sicht der Leserin Delilah ist in dunklem lila gedruckt und Olivers Perspektive, die Hauptfigur im Märchen, die im Buch fest sitzt, ist in einer blau-grauen Farbe gedruckt.

Illustriert ist das komplette Buch mit vielen Bildern, die Szenen aus dem Märchen darstellen und auch wenige vollfarbige Bilder. Gestaltet ist dieses Buch also wirklich, wirklich sehr schön! Ich habe selten ein so schön gestaltetes und hochwertiges Buch in Händen gehalten. Das Cover passt dagegen irgendwie gar nicht so zum Inhalt, spiegelt aber tatsächlich eher die eigentliche Geschichte wieder, nämlich eine kleine seichte Teenie-Komödie mit Romanze.

Hier komme ich auch schon zum Pudels Kern. Die Idee hinter diesem Buch ist wirklich toll, aber die inhaltliche Umsetzung leider nicht ganz so gelungen, jedenfalls nicht so, dass auch ältere Leser noch wirklich Freude an dieser Geschichte haben könnten. Für jüngere Teenager ist sie aber sicherlich ideal. Mir war die Geschichte einfach nicht tiefgehend genug. Alles blieb sehr oberflächlich.
Das eigentliche Märchen hatte eigentlich nicht viel mit der Geschichte zwischen Oliver und Delilah zu tun, weswegen man diese auch hätte weg lassen können oder zumindest stark zusammen kürzen, denn diese hat mich zwischendrin immer mal wieder gelangweilt. Ich wollte einfach wissen, wie es mit der Geschichte zwischen den beiden Protagonisten voran geht.

Insgesamt gebe ich diesem Buch drei Sterne für die tolle Aufmachung und weil diese Geschichte jüngere Mädchen sicherlich zu begeistern weiß!

 

Meine Wertung:
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Golem & Dschinn – Helene Wecker

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Hoffmann und Campe Verlag
Gebundene Ausgabe
ca. 623 Seiten
24,99 Euro
August 2013
Originaltitel: The Golem and the Jinni
ISBN: 978-3455403671
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Inhalt (lt. amazon.de):
New York, 1899: Hier begegnen sich Chava und Ahmad, eine Frau aus Ton und ein Mann aus Feuer, deren Schicksal seit Jahrhunderten unauflöslich miteinander verknüpft ist. Chava ist ein Golem, zum Leben erweckt von einem skrupellosen Rabbi. Sie kann die Wünsche und Sehnsüchte der Menschen um sich herum spüren. Als ihr Meister stirbt, muss sie sich allein in New York zurechtfinden. Ahmad ist ein Dschinn, der eingeschlossen in einer Kupferflasche auf Umwegen nach Manhattan gelangt. Seine Neugier und seine Leidenschaft sind ihm schon einmal zum Verhängnis geworden. Ihm fällt es schwerer als Chava, sich in das menschliche Leben zu fügen. In einer kalten Winternacht kreuzen sich zufällig die Wege von Chava und Ahmad, von Golem und Dschinn. Sie entdecken ihre Seelenverwandtschaft: In der Welt der Menschen suchen beide nach Liebe und Freundschaft, und ständig schwebt die Gefahr, entdeckt zu werden, über ihnen. Als ein übermächtiger Feind auf den Plan tritt, müssen sie gemeinsam eine schicksalhafte Entscheidung treffen.

Zitat:
Sie sah zu, wie er näher kam und konnte den Blick nicht von ihm abwenden. Sie sah, wie er sie einmal anblickte und dann noch einmal. Dann blieb er stehen. Auch aus dieser Entfernung spürte sie seine Neugier und die Angst dahinter, ein Spiegel ihrer eigenen Gefühle.
Was, fragte er sich, ist sie?
(S. 223)

Kommentar:
Im Jahre 1899 wird Chava, die aus Ton und Lehm besteht und eigentlich ein Golem ist, erweckt. Nach dem schnellen Tod ihres Herrn muss sie lernen im fremden New York alleine zurecht zu kommen und findet Zuflucht bei einem Rabbi. Etwa zur selben Zeit wird Ahmad, der ein Dschinn ist, aus seiner Flasche befreit und lebt bei seinem Meister in einer Schmiede, kommt selbst in dieser Welt aber nicht so gut zurecht. Eines Tages treffen diese beiden ungewöhnlichen Figuren, Chava und Ahmad, schließlich aufeinander …

Der Einstieg in dieses Buch fiel mir eigentlich nicht schwer. Die Sprache ist wirklich schön, das Lesen macht so Freude. Leider ging es inhaltlich aber erst einmal nur sehr, sehr langsam voran. Während wir zuerst Chavas Entstehung, Erweckung und Ankunft mit verfolgen können, bekommen wir auch immer wieder Einblicke in das bisherige Leben Ahmads und seinen Problemen sich anzupassen. Das fand ich zu Beginn etwas mühselig, mir war das Tempo einfach zu langsam und ich habe lange gebraucht um mich darauf schließlich einzulassen. Zeit benötigt man auf jeden Fall, wenn man diesen Roman wirklich genießen will!

Zugegeben, die Figurenzeichnung ist der Autorin hier wirklich wunderbar gelungen. Obwohl die beiden Protagonisten keine Menschen sind, könnte man dies während des Lesens locker annehmen, denn sie haben sehr, sehr menschliche Züge, Gefühle und Eigenschaften.
Neben dem Hauptteil der Geschichte um Golem und Dschinn geht es auch immer wieder um andere Personen und deren Geschichten. Hier erzählt Helene Wecker sehr eindrucksvolle Geschichten und versteht es damit den Leser an diese Lektüre zu fesseln, denn jede Nebenfigur bekommt eine ausführliche Geschichte.

Eine reine Fantasy-Geschichte ist „Golem und Dschinn“ also wirklich nicht. Es geht viel um moralische Fragen und tendiert oftmals auch in die philosophische Richtung. Vorhersehbar fand ich in diesem Roman auch nichts. Die Autorin hat mich hier wirklich mit einer tollen und verschlungenen Geschichte überrascht und auch begeistern können, nachdem ich endlich bereit war mich auf diese ruhige Geschichte einzulassen.

Insgesamt ein wirklich ganz, ganz tolles Debüt von Helene Wecker, auf das man sich allerdings auch einlassen muss.

Meine Wertung:
RegenbogenRegenbogenRegenbogenRegenbogen

So wie Kupfer und Gold – Jane Nickerson

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cbt Verlag
Gebundene Ausgabe
ca. 448 Seiten
16,99 Euro
September 2013
Originaltitel: Strands of Bronze and Gold
ISBN: 978-3570162682
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Inhalt (lt. amazon.de):
Üppige Gewänder, prächtige Sprache und atemberaubender Plot…
Boston, 1855. Sophia ist 17, als sie nach dem Tod ihres Vaters als Waise dasteht. Da erhält sie einen Brief von ihrem Paten Bernard de Cressac, der sie auf seine Plantage in Mississippi einlädt. In Wyndriven Abbey angekommen, zieht der attraktive Gentleman und sein luxuriöser Lebensstil die junge Frau in seinen Bann. Doch je näher sich die beiden kommen, desto mehr spürt Sophia, dass Bernard eine dunkle Seite hat. Als ihr schließlich immer wieder junge, schöne Frauen mit rotem Haar erscheinen – die ihr selbst sehr ähnlich sehen-, wird Sophia misstrauisch. Sie erfährt, dass Cressac bereits mehrfach verheiratet war und alle Ehefrauen unter mysteriösen Umständen ums Leben kamen … Ist Sophia die Nächste? Oder kann sie das Netz, das Cressac um sie gesponnen hat, rechtzeitig zerreißen?

Zitat:
Es war einmal…
…ein sehr mächtiger Edemann, dem gehörten allerlei Besitztümer in der Stadt und auf dem Lande und ein prunkvolles Schloss. Sein Name war Blaubart … Er war ein stattlicher Mann, schön anzusehen und angenehm im Umgang. Doch der Ehrlichkeit halber muss gesagt werden, dass er etwas Gebieterisches an sich hatte und auch etwas Unheimliches.
(S. 7)

Kommentar:
Im Jahre 1855 in den Südstaaten der USA. Nach dem Tod ihres Vaters lebt Sophia bei ihrem reichen Patenonkel ein Leben ohne Entbehrungen. Sie gewöhnt sich nicht so gut daran vom Sklaven bedient zu werden und schnell wird ihr klar, dass bei ihrem Onkel, der bereits vier Ehefrauen hatte, irgendetwas nicht mit rechten Dingen zu geht…

„So wie Kupfer und Gold“ ist angelehnt an das Märchen „Blaubart“ von Charles Perrault, woraus die Autorin auch keinen Hehl macht, das wird durch zahlreichen Anspielungen deutlich und auch durch einen Auszug aus dem „Blaubart“-Märchen der Gebrüder Grimm, der dem Buch voran gestellt wurde.

Jane Nickerson hat dieses recht straffe Märchen in eine recht langwierige Geschichte umgesetzt. Man merk hier in weiten Teilen schon, dass vieles einfach nur schmückendes Beiwerk ist, was allerdings nicht mal wirklich schmückt, sondern hauptsächlich langweilt. Ich selbst habe für dieses Buch knappe drei Wochen gedauert, weil es mich einfach nicht fesseln konnte und ich mich immer wieder zwingen musste noch ein paar weitere Seiten zu lesen.

Sehr, sehr schade, denn ich hatte mich anhand des Covers, das ich wirklich sehr ansprechend fand, für dieses Buch entschieden. Leider war aber gerade die Hauptfigur Sophia alles andere als sympathisch. Ich fand sie sehr naiv und nervig und hatte einfach kein großes Bedürfnis mehr an ihrer Geschichte Anteil zu nehmen.
Ebenso habe ich den Schreibstil als sehr anstrengend und holprig empfunden. Dazu noch die ausschweifende und nichtssagende Erzählung … nein, leider kann ich dieses Buch nicht weiter empfehlen, mir hat es leider nicht gefallen.

Meine Wertung:
RegenbogenRegenbogen