Carlsen Verlag |
Inhalt (lt. amazon.de):
Cinder lebt bei ihrer Stiefmutter und ihren zwei Stiefschwestern, arbeitet als Mechanikerin und versucht gegen alle Widerstände, sich nicht unterkriegen zu lassen. Als eines Tages in unauffälliger Kleidung niemand anderes als Prinz Kai an ihrem Marktstand auftaucht, wirft das unzählige Fragen auf: Warum braucht Kai ihre Hilfe? Und was hat es mit dem plötzlichen Besuch der Königin von Luna auf sich, die den Prinzen unbedingt heiraten will? Die Ereignisse überschlagen sich, bis sie während des großen Balls, auf den Cinder sich einschmuggelt, ihren Höhepunkt finden. Und diesmal wird Cinder mehr verlieren als nur ihren Schuh …
Zitat:
Dann wollte der Prinz ihre Hand schüttel – ihre Cyborg-Hand.
Cinder wurde nervös – sie hatte zwar Angst, dass er das harte Metall durch den Handschuh spüren konnte, aber noch mehr davor, sie wegzuziehen, denn das würde er verdächtig finden.
(S. 161)
Kommentar:
Als Cinder an ihrem Marktstand eines Tages vom Prinzen des asiatischen Staatenbundes höchstpersönlich aufgesucht wird und er sie auch noch bittet, seine liebste Androidin zu reparieren, da er gehört hat, dass Cinder die beste Mechanikerin sei, ist sie völlig hin und weg vom ihm. Auch er scheint von ihr angetan zu sein, aber dennoch will sie sich von ihm fern halten, damit er ihr Geheimnis nicht erfahren kann. Als Cinder von ihrer Stiefmutter nach einem Unglück schließlich der Wissenschaft zur Verfügung gestellt wird und im Palast zu Untersuchungen gebracht wird, kann sie es nicht verhindern, dem Prinzen erneut und immer wieder zu begegnen. Dieser sucht nach dem Tod seines Vaters und der Ankunft der Erzfeindin der Erde, der Königin Lunas, aber tatsächlich Cinders Nähe. Diese ist verzweifelt, denn sie will verhindern, dass er erfährt, was sie wirklich ist und außerdem hat sie selbst auch kürzlich erst erfahren, wer sie wirklich ist. Und dieses Wissen kann ihr Leben gefährden …
Wow, von „Wie Monde so silbern“ war ich wirklich mal wieder sehr begeistert. Dieser Reihenauftakt, der seiner Entstehung einem Schreibwettbewerb zu verdanken hat, hat mich total überzeugt.
Schon optisch ist dieses Buch ein echter Hingucker. Der Schutzumschlag ist mit zahlreichen, silbernen Schuhen geprägt, so dass diese zusammen ein tolles Muster ergeben. Das Papier fühlt sich an wie Tonpapier. Insgesamt eine total stimmige Optik.
Die Aufmachung hat mir also schon mal gefallen und mich neugierig gemacht. Erwartet hatte ich tatsächlich eine märchenhafte Geschichte, wie die Optik eben auch schon verspricht. Im Inneren findet man auch ein Märchen und sogar ein richtig tolles, aber – und das ist das besondere an dieser Geschichte – im modernen Gewand!
Und mit ‚modern‘ meine ich nicht, dass Cinderella den gläsernen Schuh, gegen Schuhe von Nike getauscht hat, sondern, dass dieses Märchen total futuristisch in einer weit entfernten Zukunft angelegt ist, mit dem technologischen Fortschritt, den man auch erwarten kann, wenn man an unsere Erde in der Zukunft denkt.
Generell ist dieses Märchen also irgendwie auch Science Fiction und das hat mir richtig gut gefallen.
Marissa Meyer hat hier tolle und facettenreiche Figuren erschaffen, die mich total mitreißen konnten und in ihrem Handeln sehr authentisch wirkten. Auch die Welt in der Zukunft, die die Autorin hier erschaffen hat, kann man sich durchaus so vorstellen. Nicht alles hat sich zum guten gewandelt, vieles hat sich geändert, auch in eine Richtung, die man so nicht erwartet hätte, die aber wohl vorstellbar ist. Ein wenig Fantasie muss natürlich erlaubt sein.
Sehr schön fand ich auch, dass hier die Geschichte von Cinderella nicht einfach nacherzählt wurde, nur im neuen Gewand, sondern, dass man die Elemente des Märchens eher in subtilen Andeutungen findet. Cinder verkörpert hier natürlich Cinderella und auch die böse Stiefmutter, die Stiefschwestern und der Prinz fehlen nicht, aber ganz so eindeutig und stereotyp wie im Märchen ist nichts. Jede Figur besitzt viel mehr Tiefe als es bei einer normalen Nacherzählung gewesen wäre, die Autorin hat hier wirklich viel mehr erschaffen!
Die Geschichte weiß einfach sehr zu fesseln und auch wenn ich als Leser schon recht früh ahnte, worauf das alles hinaus laufen würde, fühlte ich mich nicht einen Moment gelangweilt. Im Gegenteil! Es war total spannend und interessant zu erfahren, inwieweit meine Fantasie der von Marissa Meyer folgen kann. Ich fühlte mich wirklich verzaubert. Lediglich das Ende hat mich dann etwas entzaubert, denn jetzt muss ich auf die Fortsetzung warten! Ahhhh!
Das Buch ist übrigens in vier große Abschnitte gegliedert, betitelt mit „Erstes Buch“, „Zweites Buch“ etc. Jedem Abschnitt gehen ein paar Zeilen des original Märchens voraus, aus denen man Gemeinsamkeiten zu Marissa Meyers Geschichte ziehen kann. Diese Idee fand ich ebenfalls sehr toll.
Insgesamt hat mir hier die Mischung einfach total gut gefallen und ich freue mich sehr, dass bereits in wenigen Tagen der zweite Teil „Wie Blut so rot“ erscheinen wird, der sich das nächste Märchen vorknüpfen wird.
Auf den dritten und den vierten Teil werden wir leider noch ein wenig warten müssen, der dritte Teil erscheint in Kürze erst in englischer Sprache.
Volle Punktzahl für diese tolle Geschichte, so sehr konnte mich schon lange kein ‚Märchenbuch‘ mehr begeistern!
Meine Wertung: