Mordsmöwen – Sina Beerwald

mordsmoewen

Emons Verlag
Taschenbuch Ausgabe
ca. 208 Seiten
9,90 Euro
Juni 2013
ISBN: 3954511355
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Inhalt (lt. amazon.de):
Möwerich Ahoi, sein halbes Leben lang Späher einer Bande um die „Scheff“-Möwe Baron Silver de Luft, schlägt Alarm: Crêpes-Budenbesitzer Knut ist verschwunden. Entführt, ermordet, ertrunken? Wovon sollen die Möwen sich jetzt ernähren, wenn sie nicht mehr täglich von den Sylter Touristen ihre Crêpes-Ration erbeuten können? Auf der Suche nach Knut gerät die Möwenbande in aberwitzige Verwicklungen und turbulente Situationen und kommt einem makabren Mord auf die Spur, der die Insel Sylt erschüttert.

Zitat:
Sie schmunzeln? Sie haben dieses Missgeschick geahnt? Und trotzdem haben Sie mich nicht gewarnt? Na warten Sie nur, bis ich Sie irgendwo mit diesem Buch in der Hand erwische. Dann werde ich Ihnen ordentlich die Meinung kreischen.
(S. 57)

Kommentar:
Als eines Tages Mensch-Knut nicht zur Arbeit erscheint um seinen beliebten Crêpes-Stand auf Sylt zu öffnen, bricht in der Möwentruppe des Scheffs das Chaos aus! Was sollen die Möwen nun futtern, wenn Knut einfach nicht zur Arbeit erscheint? In fremden Revieren wildern fällt raus, damit hat man nur Ärger. Den Möwen bleibt also nichts anderes übrig als sich der Sache selbst anzunehmen und sich auf die Suche nach ihrem Lieblingsmenschen Knut zu machen. Dabei stoßen sie schnell auf die fürchterliche Wahrheit, dass Knut wohl tot ist. Die Frage ist nur, ob es wirklich Selbstmord war, weil die Möwen Knut und seinen Crêpes-Stand ruiniert haben oder ein kaltblütiger Mord? Aber von wem begangen? Ahoi und seine kriminelle Möwen-Truppe macht sich selbst an die Ermittlungen in diesem mysteriösen Crêpes-Fall. Die Schoko Crêpes ermittelt!

Ehrlich gesagt ist dieses Buch so überhaupt nichts gewesen, auf das ich aufmerksam geworden wäre, wenn da nicht der Name der Autorin drüber gestanden hätte. Bücher aus tierischer Sicht müssen nicht unbedingt sein und als vermenschlichte Ermittler in einem Regional-Krimi schon Mal gar nicht. Dachte ich. Und dann las ich die Leseprobe und war überraschenderweise doch ganz angetan und so kam ich dann doch in den Genuss diesen Roman zu lesen. Glücklicherweise!

Zugegeben, mit der Insel Sylt kann ich immer noch nicht viel anfangen. Ich habe jetzt zwar ein viel besseres und detailliertes Bild der Insel, aber doch eher aus Vogelperspektive, was ja nicht überraschend ist. Immerhin ist diese Geschichte ja tatsächlich aus der Sicht der Möwe Ahoi geschrieben.
Ahoi ist eine wirklich sehr sympathische Möwe und hat einen sehr angenehmen und witzigen Erzählstil. Trotzdem er eine Möwe ist, konnte ich wirklich mit ihm mitlachen und auch traurig sein. Als Möwerich hat er einfach ein sehr einnehmendes Wesen und das natürlich nicht zuletzt dank der tollen Autorin, die ihn zum Leben erweckt hat.
Hier ist Sina Beerwald wirklich das Kunststück gelungen aus Tieren so handelnde Wesen zu machen, dass sie wirklich sehr, sehr menschlich ankamen, ohne dabei jedoch zu übertrieben albern zu wirken. Das fand ich in bisherigen Romanen, wo Tiere die Hauptfiguren waren, meist recht schwierig und weniger gelungen. Hier hat allerdings alles gestimmt! Das Buch ist an den richtigen Stellen ernst und witzig und da wo es mal zu albern werden könnte, nimmt sich die Geschichte einfach selbst ein wenig auf den Arm und beweist Humor. Das ist nicht nur sehr sympathisch, sondern auch total glaubwürdig.
Besonders gefallen haben mir auch jedes Mal die Szenen, in denen sich Ahoi als Erzähler der Geschichte direkt an den Leser wendet. Da bekam ich dann jedes Mal das Lächeln nicht mehr aus dem Gesicht. Einfach klasse!

In „Mordsmöwen“ klären die Möwen also einen Mord auf. Das ist der Hauptplot in diesem Buch. Nebenbei geht es aber auch noch um Zusammenhalt, Freundschaft und Familie und besonders auch um Ahois persönliche Geschichte, die mich tatsächlich mehr als nur ein wenig gerührt hat. Als Stadtkind, weit ab vom Meer, habe ich noch nicht allzu viele Möwen zu Gesicht bekommen und wenn, dann einfach nicht beachtet. Eine Robbe wie Willi, die es nicht nur im Buch im Hafenbecken von Hörnum gibt, sondern tatsächlich auch in der Realität, findet da sicherlich mehr Beachtung, aber ich werde jetzt wohl doch immer sofort wieder an dieses Buch denken, wenn ich eine Möwe sehe. Und vor allem werde ich wohl ab sofort jede Möwe, die mir über den Weg läuf… äh fliegt, mit der Möwentruppe von Ahoi vergleichen. Es könnte ja schließlich sein, dass … ;)

Mich hat dieses Buch schließlich doch sehr begeistert und ich habe die Lektüre so richtig genossen! Ich hätte es vorher zwar nicht geglaubt, aber weniger als fünf Sterne kann ich hier beim besten Willen nicht vergeben. Was auch gelogen ist, ich will nämlich gar nicht weniger vergeben. „Mordsmöwen“ hat wirklich jeden einzelnen Stern verdient! Und mir bleibt jetzt nur noch das Verlangen nach mehr! Ein nächstes Abenteuer mit den Mordsmöwen wird ja wohl drin sein?! Ich hoffe es jedenfalls!

Hilfe, die Googles kommen! – Tobias Mann

hilfediegoogleskommen

Ullstein Verlag
Taschenbuch Ausgabe
ca. 272 Seiten
8,99 Euro
April 2013
ISBN: 3548374530

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Inhalt (lt. amazon.de):
Macht Online-Shopping irre? Kann man den Sinn des Lebens googeln? Würde Jesus heutzutage die Bergpredigt twittern? Und warum taucht ein Shitstorm nie in der Wettervorhersage auf? Mit Witz und Tempo widmet sich Comedian Tobias Mann den unendlichen Weiten des World Wide Web – und schildert, wie uns Apple & Co. zur Evolution zwingen. Denn in der digitalen Welt muss man stets ein paar Pointen voraus sein. Und dafür ist Tobias Mann genau der richtige, ähm, Mann.

Zitat:
Möchte man zum Beispiel zwecks Eliminierung eines morschen Baums im Vorgarten “Motorsäge”78 recherchieren, spuckt uns Google, je nachdem, wie weit man mit dem Tippen vorangeschritten ist, unzählige Vorschläge auf den Bildschirm, die wir doch bitte gefälligst nehmen sollen. Man tippt “M” und schon legt Google wie ein Streber aus der ersten Bank los und ruft rein: “M? Was meinst du? Mobile? Maps? Media Markt?” Bei “Mo” sprudelt es weiter aus dem Ehrgeizling heraus: “Mo also! Dann meinst du Mobile. Hab ich doch gesagt. Nein? Also vielleicht Motorola? Oder Mobilcom? (S. 203)


Kommentar:
Thomas Mann fasst in diesem Roman sehr amüsant zusammen, wie sich die Welt in den letzten Jahren durch die neuen Medien verändert hat, wie unterschiedlich durch diese Medien die heutige Zeit im Gegensatz zur frühen Vergangenheit doch ist. Niemals zuvor hat sich in so kurzer Zeit so viel getan was den Fortschritt in der Technik angeht.

Dieses Buch hat mich wirklich sehr amüsiert, habe ich mich selbst in der Erzählung doch überraschenderweise wieder erkannt. Ich bin zwar etwas jünger als der Autor, aber die technische Entwicklung habe ich ebenso mitgemacht, wie Tobias Mann sie beschreibt. Dabei trifft er mit seinen humoristischen Beschreibungen genau meinen Geschmack, teils hatte ich sogar den Eindruck, genau so hätten die Worte auch von mir stammen können. Wenn ich schreiben könnte, was ich nicht kann. Aber wenn, dann würde ich es genau so gerne tun.

Die Generationen nach uns, vor allem die aktuellen Teenager-Generationen, werden mit diesem Erzählungen wahrscheinlich weniger anfangen können, auch, wenn das beschriebene eigentlich noch gar nicht allzu lange her ist. Man wird heutzutage zwar mit den neuen Medien groß, aber grob betrachtet, waren diese noch vor gerade einmal 15-20 Jahren kaum verbreitet.

Und genau darüber schreibt der Autor in seinem Buch. Über die rasche Ausbreitung der Medien und wie sich seitdem alles verändert hat. Dabei stellt der Autor oftmals die Vermutung an, wie es gewesen wäre, wenn es in der Vergangenheit bereits solche Möglichkeiten wie Twitter, Facebook etc. gegeben hätte. Hätte Jesus getwittert? Hätte die Mauer damals gebaut werden können, wenn auf Facebook die bildlichen Beweise vorgelegen hätten, dass doch jemand die Absicht hatte eine Mauer zu bauen? Sehr amüsant stellt Mann Thesen auf, wie die Berichterstattung über neue Medien damals hätte ablaufen können.

Ganz oft habe ich es ja, dass ich Kaberettisten zwar ganz lustig zu sehen und zu hören finde, ihre Bücher dann aber nicht mal mehr ansatzweise so gut finde. Bei Mann ist das bislang anders. Seine Schreibe fand ich toll. Ich habe dieses Buch wirklich gerne gelesen und es war wunderbar zu schauen, inwieweit der Autor die weitere technische Entwicklung in seiner unverkennbaren Art zusammen gefasst hat.

Insgesamt vergebe ich hier vier Sterne, weil das Buch zwar sehr amüsant war, angenehm zu lesen ist, aber trotz allem nicht sehr nachhaltig. Dennoch eine klare Empfehlung für jeden, der ein paar amüsante Lesestunden mit dem alten Medium „Buch“ verbringen möchte!