Der Zorn des Lammes – Johannes Groschupf

derzorndeslammes

Oetinger Verlag
Broschierte Ausgabe
ca. 190 Seiten
12,99 Euro
April 2014
ISBN: 978-3841502827
Bestellen bei Amazon.de

Inhalt

(lt. amazon.de):

Jazz und Milan. Zwei junge Menschen in Berlin. Zwei Geschichten. Zwei Perspektiven. Die eigentlich nichts miteinander zu tun haben. Jazz kennt Milan, den etwas seltsamen Tellerwäscher aus der Kantine des Tagesspiegel, nur ganz flüchtig. Doch für Milan ist Jazz alles. »In jeder Nacht sitze ich hier und schreibe an sie. An sie, deren Namen ich nicht einmal kenne. Du bist schön wie der Mond.« Milan ist besessen von Jazz und schleicht sich nach und nach in ihr Leben …

 

Gewähltes Zitat

»Und als das Lamm das siebente Siegel auftat, entstand eine Stille im Himmel, etwa eine halbe Stunde lang.
Verberget uns vor dem Zorn des Lammes! Denn es ist gekommen der große Tag seines Zorns, und wer kann bestehen?«

Das Lamm wird immer unterschätzt. Niemand hält es für möglich, dass es einmal zornig werden könnte. Aber wie mag er aussehen, der große Tag seines Zorns?
(S. 150)

Meine Meinung

Jazz, eigentlich Jasmin, löst sich nach einer recht traumatischen Kindheit, in dem sie ihren Bruder verlor, endlich von ihren klammernden Eltern und zieht alleine nach Berlin. Einen Job findet sie schnell, wirklichen Anschluss eher weniger.
Milan bricht aus der Anstalt aus, in der er saß und lebt fortan alleine in einem verwitterten Haus. Eines Tages trifft er Jazz, in die er sich verliebt und die er von nun an stalkt. Er geht sogar so weit jemanden umzubringen, nur um dessen Job zu ergattern, denn genau dort arbeitet auch Jazz.
Eines Tages kommen die beiden ins Gespräch und die nichtsahnende Jazz freundet sich mit dem verwirrten Milan an. Das Drama nimmt fortan seinen Lauf …

Johannes Groschupf hat es auf nur 190 Seiten fertig gebracht einen ziemlich eindrucksvollen Roman zu schreiben, was ich für so einen geringen Umfang ziemlich beachtlich finde. Aber mal von vorne.

Optisch, das muss ich leider sagen, spricht mich das Buch gar nicht mal so an. Es ist ziemlich verstörend durch die vielen schwarzen Linien und passt somit recht gut zum Inhalt. Durch den rot geschrieben Titel im schwarzen Balken wird noch ein wenig verdeutlicht, dass es sich um etwas ziemlich erdrückendes handeln könnte, was ja auch so ist.

Die Geschichte spielt in Berlin und die Stadt kommt dabei gar nicht gut weg. Ich war viele Jahre lang jedes Jahr ein paar Wochen in Berlin und habe diese Stadt lieben gelernt und konnte sie in den Beschreibungen leider so gar nicht wieder erkennen, obwohl ich weiß, dass Berlin durchaus auch diese beschriebenen Ecken hat. Gut dargestellt fand ich jedoch die Eigentümlichkeit der Berliner selbst. Das hat absolut gepasst!

Geschrieben ist die Geschichte aus der Sicht von Jazz und Milan, die sich Kapitel für Kapitel abwechseln. Dabei ist recht gut rüber gekommen, wie unterschiedlich die Sichtweisen auf ein und das selbe Geschehen ausfallen können. Nun gut, hinzu kommt noch, dass Milan psychisch krank ist, Jazz aber als gesund gilt, obwohl auch sie einiges mitgemacht hat und psychisch leicht angeschlagen ist. Diese unterschiedlichen Sichtweisen fand ich allerdings sehr ansprechend und gerade bei den recht pikanten Szenen auch sehr gut gelungen.

Die Protagonisten, also Jazz und Milan, wurden hauptsächlich durch ihr Handeln und ihre Denkweisen charakterisiert und entsprechend dargestellt.
Milan, der – wie ich bereits erwähnte – psychisch krank ist, konnte mich eigentlich recht gut überzeugen, obwohl ich mich natürlich überhaupt nicht in ihn rein denken konnte. Hier fehlte mir doch ein wenig der Bezug zu seinen Motiven um mir wenigstens irgendwie erklären zu können, wie Milan selbst auf solch abstruse Gedanken kommt, wie er sie selbst hatte, auch wenn es natürlich schwer ist, wenn nicht gar unmöglich, einem psychisch kranken Menschen folgen zu können. Trotzdem hätte ich es ansatzweise gerne versucht.
Jazz ist psychisch auch nicht ganz auf der Höhe, kommt aber mit ihrer Umwelt und der Realität doch gut klar, weswegen sie als psychisch gesund gelten würde. Jedenfalls bis zu dem Zeitpunkt, an dem das mit Milan passiert und sie erneut in eine beängstigende Situation gerät, in der sie mehr als nur die Kontrolle verliert. Auch wenn ich irgendwie schon verstehen kann, wieso Jazz handelt wie sie schließlich handelt, weiß ich nicht wirklich, ob ihr Verhalten noch als normal einzustufen wäre. Wobei ich zumindest zum Ende des Buches schon den Eindruck hatte, dass sie mehr als nur die Ereignisse mit Milan überwunden hätte.

Ein wenig biblischen Bezug gibt es ebenfalls, obwohl mir hier total die Grundlage dafür fehlte, denn ich hatte eigentlich nicht den Eindruck, als wäre Milan oder auch Jazz besonders religiös.

Nach dem Lesen stehe ich jetzt hier und überlege, wie ich dieses Buch denn nun finde. Es hat sich auf jeden Fall gut lesen lassen, manche Szenen waren auch recht eindrücklich beschrieben. Dennoch ist es kein Buch, was mir wirklich unter die Haut ging, trotz des wirklich schwierigen Themas, dafür fehlte mir die emotionale Bindung komplett.
Außerdem fand ich alles zusammen auch ein wenig zu viel und vielleicht auch ein wenig zu gewollt. Hier kam ja nun wirklich alles zusammen. Weniger wäre an der einen oder anderen Stelle vielleicht doch etwas mehr gewesen. So konnte ich mich gar nicht auf einen Punkt konzentrieren, sondern ließ meine Gedanken wild um alles mögliche herumschwirren.

Fazit

Generell ist „Der Zorn des Lammes“ ein Buch, über das man sich viele Gedanken machen kann. Es bietet so viel Potential, dass man gar nicht weiß, worauf man sich nun beschränken sollte oder könnte. Es war eindrücklich, aber nicht emotional fesselnd.
Insgesamt hätte ich mir die Umsetzung ein wenig anders gewünscht und muss auch leider sagen, dass es kein Buch sein wird, dass bei mir noch lange nachwirkt. Trotz allem ist es ein beeindruckendes Werk, dass mich jedoch nicht gänzlich überzeugen konnte. Von mir gibt es vier gute Sterne!

Meine Wertung:

RegenbogenRegenbogenRegenbogenRegenbogen

Der Professor–John Katzenbach

Inhalt (lt. amazon.de):

Der pensionierte Psychologieprofessor Adrian Thomas bekommt von seinem Arzt eine niederschmetternde Diagnose: Demenz. Noch immer unter dem Eindruck der bestürzenden Nachricht blickt der alte Mann auf die Straße und sieht ein etwa sechzehnjähriges Mädchen vorübereilen. Gleichzeitig rollt ein Lieferwagen heran, bremst ab und beschleunigt wieder: Das Mädchen ist verschwunden. Der Professor ist verwirrt. Täuscht er sich, oder hat er gerade eine Entführung beobachtet?

Kommentar:

Ein demenzkranker Professor beobachtet eine Entführung und ist ab diesem Zeitpunkt so von dem Gedanken gefesselt das entführte Mädchen zu retten, dass er an nichts anderes mehr denken kann und auf eigene Faust Ermittlungen anstellt. Eine Hilfe ist ihm dabei Mark, ein vorbestrafter Pädophiler. Obwohl die offizielle Polizeiermittlerin Detective Collins ihm untersagt sich einzumischen bekommt sie dauernd mit ihm zu tun.
Was die drei zu diesem Zeitpunkt nicht wissen ist, dass Jennifer einem wirklich krankhaftem Verbrecherpärchen in die Hände gefallen ist, das eine grausame Internetshow mit etlichen virtuellen Zuschauern mit der verängstigten Minderjährigen inszeniert…

Ja, das Verbrechen und das es in diesem Buch geht ist grausam und krank. Aber das finde ich gar nicht mal schlimm. Katzenbach verzichtet auf Blutbäder und detailierte Folterbeschreibungen, aber dennoch beschreibt er viel – meiner Ansicht nach viel zu viel. Und zu unglaubwürdig. Das Verbrecherpaar Michael und Linda betont zwar etliche Male, dass es sich bei Jennifer, ihrer Nummer 4, zwar um ein besonderes Exemplar handelt, aber ich konnte mir zu keinem Zeitpunkt wirklich vorstellen, dass ein gefangenes Mädchen so agieren würde wie Jennifer es tat. Noch schlimmer und unglaubwürdiger fand ich allerdings die Darstellung des Professors. Eigentlich ist ein demenzkranker Ermittler ja eine wirklich interessante Idee, aber ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass ein kranker Professor mit seinen etlichen Wahnvorstellungen wirklich noch so gezielt agieren und denken kann, wie beschrieben. Jedenfalls habe ich dem Autoren seine Charaktere allesamt zu keinem Zeitpunkt abgekauft und das finde ich in einem Buch schon wichtig.

Die Handlung wird aus der Sicht mehrerer Personen erzählt, aber dennoch wurde kaum Spannung erzeugt. Es wurde zwar auch nicht wirklich langweilig, aber die ganzen Nebensächlichkeiten haben einfach nur genervt, so dass die Spannung direkt wieder verpuffte.

Fazit: In sich stimmig muss eine Geschichte sein und diese war es für mich leider nicht. Vielleicht habe ich mir auch etwas ganz anderes vorgestellt, aber meine Erwartungen wurden in keinster Weise erfüllt.

41IRetAtl0L__SL500_AA300_ Droemer Verlag
gebundene Ausgabe
ca. 560 Seiten
19,99 Euro
Oktober 2010
ISBN: 9783426198247