Kurt war tatsächlich mein erstes Buch von Sarah Kuttner und ich war einzig aufgrund der Thematik interessiert daran. Jetzt, nachdem ich diesen Roman gelesen habe, verspüre ich allerdings den Drang mehr von dieser Autorin zu lesen! Und das wohl aus gutem Grund!
Inhalt
(lt. amazon.de):
Von der Suche nach Familie, der Sehnsucht nach dem richtigen Ort und darüber, dass nichts davon planbar ist
»Ich bin mit zwei Kurts zusammengezogen. Einem ganzen Kurt und einem Halbtagskurt. Jana und Kurt haben sich entschieden, dass sie ihr Sorgerecht teilen, vor allem wenn Kurt schon extra aufs Land zieht. Und so pendelt das Kind nun wochenweise zwischen seinen beiden Oranienburger Zuhauses hin und her: zwei Häuser, zwei Kinderzimmer, unterschiedliche Regeln und alle Menschen, die er liebt.
Und dann bin da noch ich.«
Lena hat mit ihrem Freund Kurt ein Haus gekauft. Es scheint, als wäre ihre größte Herausforderung, sich an die neuen Familienverhältnisse zu gewöhnen, daran, dass Brandenburg nun Zuhause sein soll. Doch als der kleine Kurt bei einem Sturz stirbt, bleiben drei Erwachsene zurück, deren Zentrum in Trauer implodiert.
Sarah Kuttner erzählt von einer ganz normalen komplizierten Familie, davon, was sie zusammenhält, wenn das Schlimmste passiert. Sie erzählt von dieser Tragödie direkt und leicht und zugleich mit einer tiefen Ernsthaftigkeit, so einfach und kompliziert, wie nur Sarah Kuttner das kann.
Gewähltes Zitat
Ich schäme mich, weil Laura glaubt, dass sich um mich gekümmert werden muss, und gleichzeitig bin ich verletzt, weil Laura Kurt abspricht, für mich da sein zu können.
»Kurt muss das auch nicht«, sage ich. »Kurt hat genug mit sich selbst zu tun.«
»Eben«, sagt Laura leise. »Aber du bist auch traurig. Du musst auch liebgehabt werden.«(S. 125)
Meine Meinung
Lenas neuer Mann heißt Kurt. Mit ihm zieht sie zusammen und mit dabei ist der kleine Kurt, denn Kurts Sohn heißt ebenso wie sein Papa.
Während die kleine Familie sich noch findet und Lena sich erst an ihre neue Rolle und ihren neuen Platz in der Familie gewöhnen muss, geschieht das schlimmste Unglück das sich Eltern vorstellen können und der kleine Kurt stirbt bei einem Unfall.
Kurt und Lena versuchen mit der eigenen Trauer umzugehen und dennoch füreinander da zu sein…
Dieses war tatsächlich mein erster Roman von Sarah Kuttner. Die Geschichte hat mich aufgrund seiner Thematik sehr interessiert und ich war sehr gespannt auf was für eine Art Story ich hier treffen würde.
Schon auf den ersten Seiten konnte ich feststellen, dass Sarah Kuttner einen besonderen Schreibstil hat.
Sie schreibt total unverblümt und wirklich sehr authentisch. Teils schon sehr umgangssprachlich, aber immer offen und frei. Ich hatte den Eindruck, dass sie wirklich so schreibt wie sie denkt, ohne noch einmal den Filter drüber zu legen und zu schauen, ob auch alle gesellschaftlichen Normen eingehalten wurden.
Das hat mir tatsächlich sehr gefallen und ich fühlte mich den liebenswerten Charakteren mit all ihren Makeln sehr nah.
Genau durch diese hergestellte Nähe konnte ich mich auch sehr in die Gefühlswelt von Lena und Kurt und auch dessen Ex-Frau hineinversetzen. Die Unsicherheit Lenas zu Beginn, die fast schon ein wenig naiv und ungezwungen war und die Wendung, als sie später, nach dem Unglück, versucht einen guten Mittelweg zu finden mit ihrer Trauer angemessen umzugehen ohne den ‘richtigen’ Eltern etwas vorweg zu nehmen oder ihren Partner zu wenig zu unterstützen.
Diese Wendung, dieser Twist kommt tatsächlich schleichend. Der Todesfall wird nicht groß plakatiert. Die Autorin beschreibt hier nichts im Einzelnen. Es ist mehr die Stimmung die hier umschwingt.
Alles, was andere Autoren in einem solchen Fall detailliert und so herzzerreißend wie möglich beschreiben, wird hier einfach weg gelassen. Wir erfahren den Alltag vorher und nachher. Erleben, wie es ist, wenn sich die alltäglichen Dinge verändern und einem immer wieder vor Augen geführt wird, dass ein geliebter Mensch nicht mehr da ist, dass man mit diesem Verlust nun leben muss. Lernen muss damit zu leben.
Ich bin von „Kurt“ sehr angetan. Selten habe ich ein so eindringliches Buch gelesen, dass mich bis ins Mark getroffen hat, obwohl es eigentlich gar keine schrecklichen Situationen schildert. Aber gerade das ist es was das Grauen so grauenhaft erscheinen lässt: Der Alltag, den wir alle kennen, immer wieder erleben und der doch so fragil ist und sich jeden Tag ändern könnte.
Fazit
Sarah Kuttner hat hier mit Kurt einen unheimlich starken Roman geschrieben, der so eindringlich ist, dass man sich ihm gar nicht entziehen konnte. Ihr Stil ist einfach meisterhaft unaufregend aber dabei so treffend, dass es weh tut. Wirklich toll! Ich glaube, ich muss jetzt auch mal nach anderen Werken der Autorin greifen.
Meine Wertung
Ich liebäugle schon damit, seit Sarah bei Thomas Gottschalk war. Ich lasse es mal noch ein paar Etagen hochrutschen auf der WL.
LG Kathleen