Das Haus der Verlassenen von Emily Gunnis

Das Haus der Verlassenen von Emily Gunnis hat mich total angesprochen, weil es sich zunächst spannend anhört, denn ich mag Geschichten, die auf verschiedenen Zeitebenen erzählt werden und außerdem hatte es im originalen bereits so viele gute Bewertungen, dass ich es einfach lesen musste!

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Heyne Verlag | Gebundene Ausgabe | ca. 400 Seiten | 20,00 Euro | März 2019 | Originaltitel: The girl in the letter | Übersetzer: Carola Fischer | ISBN: 978-3453272125

Inhalt

(lt. amazon.de):

Sussex, 1956. Als die junge Ivy Jenkins schwanger wird, schickt ihr liebloser Stiefvater sie fort – ins St. Margaret’s Heim für ledige Mütter. Sie wird den düsteren, berüchtigten Klosterbau nie mehr verlassen …
Sechzig Jahre später stößt die Journalistin Sam in der Wohnung ihrer Großeltern auf einen flehentlichen Brief Ivys. Er ist an den Vater ihres Kindes adressiert – aber wie ist er in den Besitz von Sams Großvater gelangt? Sam beginnt die schreckliche Geschichte von St. Margaret’s zu recherchieren. Dabei stößt sie auf finstere Geheimnisse, die eine blutige Spur bis in die Gegenwart ziehen. Und die tief verstrickt sind mit ihrer eigenen Familiengeschichte.

Gewähltes Zitat

Die Frau war tief über ihren Rollator gebeugt und hatte die Augen starr auf den Sarg geheftet, aber Sam sah, dass sie in der linken Hand eine Fotografie hielt. Niemand schien sie bemerkt zu haben, alle lauschten noch immer fasziniert der Stimme von Schwester Clara. Der Rollator klackerte über den grauen Steinboden, und die Frau war fast beim Sarg angekommen, als sich plötzlich alle Blicke auf sie richteten. Langsam streckte sie den Arm aus und legte das Foto aus den Sargdeckel. Als der Gesang endete, neigte sie den Kopf, bekreuzigte sich und begann zu sprechen.
»Möge Gott die unverzeihlichen Sünden dieses Mannes verzeihen und die Seelen all jener retten, deren Leben er zerstört hat. Amen.«

(S. 138)

Meine Meinung

Als die junge Journalistin Sam bei ihren Großeltern alte Briefe entdeckt ist sie von der Geschichte, die die Absenderin vor über 50 Jahren festgehalten hat, total fasziniert und will mehr darüber erfahren.
Die Briefeschreiberin Ivy berichtet von ihrer frühen Schwangerschaft und dass sie von ihrem Onkel gezwungen wurde ihr Kind im Mutter-Kind-Heim St. Margarets austragen zu müssen, umsorgt von Nonnen. Tatsächlich hat Ivy dort aber die schlimmste Zeit ihres Lebens erlebt und je mehr Sam darüber recherchiert, desto mehr wird ihr das Ausmaß der damaligen Geschehnisse klar und auch, dass auch ihre Familie da irgendwie mit drin gesteckt hat …

„Das Haus der Verlassenen“ hörte sich richtig toll an! Spannend und geheimnisvoll und die guten Bewertungen taten ihr übriges dazu mich total neugierig auf diese Geschichte zu machen.

Die Geschichte wird auf mehreren Zeitebenen erzählt, was ich persönlich sehr gerne mag. Ich finde es toll miträtseln zu können wie die Vergangenheit und die Zukunft miteinander in Verbindung stehen, denn diese Zusammenhänge werden natürlich nicht von vornerein enthüllt.
So erleben wir die Geschichte also aus der Sicht mehrerer Menschen aus unterschiedlichen Zeiten und teils auch über die geschriebenen Briefe von Ivy.

Zunächst ist es mir tatsächlich ein wenig schwer gefallen mich in diese Geschichte reinzufinden. Warum kann ich gar nicht wirklich sagen, aber ich fand zunächst keinen großen Bezug zu den zahlreichen Personen im Buch und war teils auch ein wenig verwirrt mit dem ich es nun zu tun hatte. Mit zunehmender Lektüre legte sich diese Verwirrung jedenfalls und ich konnte die Geschehnisse viel besser einordnen, lernte die Figuren lieben und musste unbedingt wissen, wie es weiter gehen würde.

Es ist schon ziemlich erschütternd, wie das damalige Verhalten jungen, schwangeren Mädchen gegenüber war, vor allem von solchen Personen wie Ärzte oder Nonnen, von denen man sich eigentlich Verständnis und Unterstützung erhofft. Und vor allem, wenn man im Nachwort dann liest, dass es im frühen Irland tatsächlich solche Machenschaften in solchen Heimen zu Hauf gegeben hat.

Die Geschichte selbst macht auch richtig Spaß und ist gut durchdacht. Ich habe es jedenfalls nicht komplett durchblicken können und immer wenn ich dachte, ich wüsste nun was geschehen wäre, wurde ich wieder überrascht und es kam noch dicker. Insgesamt also sehr gelungen.

Fazit

Das Haus der Verlassenen von Emily Gunnis konnte mich trotz eines etwas erschwerten Einstiegs doch sehr überzeugen. Die viele Generationen umfassende Geschichte war sehr spannend und geheimnisvoll und bescherte mir viele schöne Lesestunden. Auf jeden Fall eine klare Empfehlung für alle, die solche Geschichten mögen!

Meine Wertung

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