Interview mit Neal Shusterman

Wie einige von euch vielleicht ja anhand meiner gelegentlichen Begeisterungsstürme bereits mitbekommen haben, bin ich großer Fan von Neal Shusterman und seinen Büchern.
Sowohl seine „Vollendet“-Reihe, als auch seine aktuelle „Scythe“-Reihe konnten mich absolut begeistern, schockieren und faszinieren!
Umso erfreuter war ich natürlich, dass ich dank des Sauerländer-Verlags auf der diesjährigen Leipziger Buchmesse die Gelegenheit hatte diesen Autor zusammen mit Sabrina von Bookwives und Friederike von Friedelchens Bücherstube zu treffen und zu plaudern und somit ein Interview mit Neal Shusterman zu führen. Was wir dabei erfahren haben, das könnt ihr nun nachlesen!

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Ich finde es ja selbst süß, dass ich aufgeregt war wie ein kleines Kind! Aber ich finde die Bücher von Neal Shusterman wirklich toll und habe mich schon damals beim ersten Vollendet-Band gefragt, wie er überhaupt auf solche Ideen kommt, bzw. wer hinter einer solchen Idee steckt!

Pünktlich zur verabredeten Zeit warteten wir am Stand der Fischerverlage, wo man uns aber direkt sagte, dass es sein könne, dass sich der Autor etwas verspätet, weil er noch signieren würde und die Schlange ziemlich lang sei.
Tatsächlich kam Neal Shusterman aber pünktlich zu uns zusammen nahmen wir an einem Tisch Platz und teilten ihm gleich mit, dass wir ziemlich aufgeregt seien ihn zu treffen.

Daraufhin erzählte er uns, dass auch er sehr aufgeregt sei in Deutschland zu sein und so viele seiner Leser treffen zu können. Er war tatsächlich nicht das erste mal in Deutschland und erzählte, dass er zum Erscheinen seines ersten Buches bereits hier war, seine Scythe-Reihe aber so erfolgreich ist, dass er dachte, dass es an der Zeit wäre mal wieder zu kommen.

Im Gespräch mit Neal Shusterman

Nachfolgend versuche ich mal das Interview zumindest sinngemäß, wenn auch nicht komplett wörtlich wieder zu geben:

Wir haben so lange auf die Veröffentlichung des vierten Vollendet-Teils gewartet! Es war wirklich blöd so lange warten zu müssen und nicht zu wissen, ob er noch veröffentlicht werden würde oder nicht.
Neal: Das kommt! Das kommt! Und wenn ihr mich fragt: Der vierte Band ist der Beste! Ich hoffe, dass ihr das ebenso seht, wenn ihr ihn gelesen habt. Und ja, der vierte Teil ist auch der letzte.

Findest du es selbst nicht ein wenig gruselig, dass deine Geschichten so nah an der Realität sind?
Neal: Ja, aber was ich noch gruseliger finde ist, wenn etwas, was ich geschrieben habe erst hinterher so oder so ähnlich wirklich passiert. Es ist merkwürdig, wenn mir Leser später schreiben, dass irgendetwas davon so geschehen ist und mir Links oder Artikel senden. Sie wurden durch meine Geschichten sensibler für solche Nachrichten.

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Ist es dein Ziel Menschen für genau solche Dinge zu sensibilisieren? Damit sie vielleicht genauer hinsehen und hinterfragen?
Neal: Ja, ich möchte Menschen zum Nachdenken bringen. Ich möchte, dass sie sich ihre Umwelt, unsere Gesellschaft genau anschauen. Ich habe auch keine Antworten auf alles, aber ich möchte, dass sie über die wirklich wichtigen Dinge nachdenken.

Kannst du dir vorstellen, dass Dinge, die du geschrieben hast, in der Zukunft wirklich mal so passieren?
Neal: Nein, ich glaube nicht, dass Dinge so passieren wie ich sie erdacht habe, aber ich denke, dass Dinge passieren können, die wir so nicht erwarten. Meine Geschichten sind nur eine Möglichkeit von vielen. Wenn wir sensibler für solche Veränderungen sind, dann können wir – nur vielleicht – auch Dinge tun, um sie zu stoppen.

Wann hast du angefangen Bücher zu schreiben?
Neal: Ich schrieb mein erstes Buch als ich 18 Jahre alt war. Es wurde nie veröffentlicht, es war schrecklich. Mit 20 habe ich es noch einmal versucht und mit 22 habe ich schließlich mein erstes Buch verkauft. Seitdem schreibe ich Jugendbücher. Ich möchte Geschichten erzählen, die verändern können. Alle sagen immer, es sei nur Science Fiction, aber es ist mehr als nur Science Fiction. Es sind Geschichten, die davon handeln wie Gesellschaften sich entscheiden und was geschieht, wenn es die falschen Entscheidungen waren.
In Vollendet habe ich von solchen falschen Entscheidungen geschrieben. In Scythe habe ich es umgedreht und mich gefragt, was denn geschieht, wenn man alles bekommt was man will. Was sind die Konsequenzen, wenn niemand mehr sterben müsste, wenn es keine Kriege und nur noch Wohlstand gäbe? Es gibt immer Konsequenzen, auch für positive Entwicklungen. Ich wollte sehen, welche Konsequenzen es in einer perfekten Welt geben würde. Das war die Idee von Scythe.

Bekommst du viel negative Rückmeldungen für deine Bücher? Was besagen diese dann?
Neal: Ich habe zu Scythe eigentlich noch nichts negatives gehört. Zu Vollendet gab es einige negative Stimmen, aber die Kritik war eigentlich weniger Kritik am Buch, sondern eher persönlicher Natur. Zu Challenger Deep gab es Kommentare, dass die Geschichte zu verworren war, zu kompliziert. Ja, ist sie! Ich wollte das so, die ganze Geschichte ist darauf ausgelegt verwirrend zu sein. Der Punkt ist, dass man so weit weg von der Realität ist, dass man nicht mehr weiß, was los ist. Man muss die Puzzleteile erst zusammen setzen.
(Anmerkung: Challenger Deep erscheint im August 2018 unter dem Titel „Kompass ohne Norden“ im Hanser Verlag)

Nehmen Leser in unterschiedlichen Ländern deine Bücher und deren Themen anders auf? Haben sie andere Aspekte auf denen ihr Augenmerk liegt?
Neal: Nein, die Reaktionen sind alle ähnlich, die Themen universell. Alle stürzen sich und stolpern über die selben Szenen.

Hast du im ersten Scythe Buch eine Lieblingsszene oder eine, die dir besonders schwer gefallen ist zu schreiben?
Neal: Die härtesten Szenen waren die Gewaltszenen, vor allem die mit Goddard. Ich habe eine Abneigung gegen Gewaltszenen, aber ich weiß, dass sie dazu gehören. Ich hasse Gewaltszenen in denen es nur darum geht. Ich schaue immer, dass ich herausarbeiten kann, worum es genau geht. Also den psychologischen Aspekt, den Antrieb und die Intention. Ich gehe an solche Szenen lieber vorsichtig ran.

Wie viel Spaß hat es dir gemacht einen bösen Charakter wie Scythe Goddard zu schreiben?
Neal: Das ist das unheimliche, dass diese bösen Figuren zwar dunkel und böse sind, aber Goddard ist auch sehr charismatisch. Er kann so manipulieren und man kann es nachvollziehen. Das ist unheimlich! Um einen guten Antagonisten zu schreiben muss eine Figur mehr sein als nur böse, es muss mehr dahinter stecken.

Ist Goddard dein Lieblingscharakter in den Büchern?
Neal: Mein Lieblingscharakter ist Greyson Tolliver, der kommt im zweiten Teil vor. Er ist ein sehr wichtiger Charakter, sein Weg ist sehr interessant.

Wovon wird dein nächstes Buch handeln?
Neal: Es wird in Kalifornien spielen und behandelt das Thema der Wasserknappheit und was mit der Gesellschaft dort passiert, wie sie reagiert, wenn es eine Woche lang kein Wasser mehr gegeben hat.

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Neal Shusterman ist wirklich so ein sympathischer Mann! Es hat total Spaß gemacht sich mit ihm zu unterhalten und obwohl er an diesem Tag schon eine ganze Menge Autogramme gegeben hat, war er unheimlich freundlich und geduldig und hat all unsere Fragen beantwortet und Foto- und Signierwünsche erfüllt!

Man merkt richtig, dass er liebt was er tut und zwar mit voller Überzeugung. Sofort aufgefallen ist uns übrigens seine kleine Anstecknadel in Form einer Sense (also Scythe) am Revers seines Sakkos. Und auch seine Handyhülle war mit dem Scythe-Cover bedruckt.

Übrigens kann Neal auch ein klein wenig Deutsch und will für seinen nächsten Besuch noch mehr lernen. Wir werden es überprüfen! :D

Ich freue mich so, dass die Vollendet-Reihe endlich komplett in Deutschland erscheinen wird und bin ich auch schon wahnsinnig gespannt auf den dritten Teil der Scythe-Reihe.

Wie sieht es bei euch aus? Habt ihr bereits etwas von Neal Shusterman gelesen?

3 thoughts on “Interview mit Neal Shusterman

  1. Huhu Nicole, es war echt ein großartiges Erlebnis, vielen Dank, dass ich mit dazustoßen durfte! Und danke für den Hinweis auf die Übesetzung von Challenger Deep, das wusste ich noch gar nicht.

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