Die Gabe von Naomi Alderman

Die Gabe von Naomi Alderman wollte ich unbedingt lesen, weil er von Margaret Atwood empfohlen wurde, deren Romane ich wirklich großartig finde. Dieser Roman hier wurde mit “Der Report der Magd” von Atwood verglichen, nur dass die Geschlechterrollen umgekehrt wurden. Ich war also wirklich sehr gespannt was mich erwarten würde, denn die Erwartungen waren wirklich hoch …

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Heyne Verlag | Broschierte Ausgabe | ca. 480 Seiten | 16,99 Euro | Februar 2018 | Originaltitel: The Power | Übersetzer: Sabine Thiele | ISBN: 978-3453319110

Inhalt

(lt. amazon.de):

Es sind scheinbar gewöhnliche Alltagsszenen: ein nigerianisches Mädchen am Pool. Die Tochter einer Londoner Gangsterfamilie. Eine US-amerikanische Politikerin. Doch sie alle verbindet ein Geheimnis: Von heute auf morgen haben Frauen weltweit die Gabe – sie können mit ihren Händen starke elektrische Stromstöße aussenden. Ein Ereignis, das die Machtverhältnisse und das Zusammenleben aller Menschen unaufhaltsam, unwiederbringlich und auf schmerzvolle Weise verändern wird.

Gewähltes Zitat

Eine Frau, die einen Mann dabei erwischt, wie er diese Gesetze in der Öffentlichkeit bricht, hat nicht nur die Erlaubnis, sondern ist sogar dazu verpflichtet, ihn sofort zu maßregeln. Jede Frau, die dieser Pflicht nicht nachkommt, ist ein Staatsfeind, billigt Verbrechen und untergräbt den Frieden und die Einheit dieses Landes.

(S. 336)

Meine Meinung

Sie kommt aus heiterem Himmel: eine Kraft, die Frauen zum starken Geschlecht macht, die ihnen erlaubt mehr oder weniger gezielte Stromstöße abzugeben und damit auch zu töten, genannt Die Gabe.
Die Machtverhältnisse auf der ganzen Welt verschieben sich zugunsten des weiblichen Geschlechts. Dort, wo Frauen bislang unterdrückt wurden, wird nun zurück geschlagen. Aber auch in allen weiteren Teilen der Welt ändern sich die gesellschaftlichen Verhältnisse…

Bevor ich dieses Buch las, hätte ich spontan mit “selbstverständlich” geantwortet, hätte mich jemand gefragt, ob eine Welt, in der Frauen das starke Geschlecht sind und herrschen, eine bessere wäre. Jetzt, nachdem ich dieses Buch gelesen habe, bin ich mir da nicht mehr so sicher.

Die Rahmenhandlung dieses Buches ist ganz kreativ, wie ich finde, denn augenscheinlich handelt es sich hierbei um ein Werk, dass die Autorin Naomi Alderman von einem Mann erhält, der in dieser neuen Welt lebt und Angst hat die herrschenden Zustände als Mann offen anzuprangern. Das kann man ihm nicht verübeln, wenn man die Geschichte schließlich liest.
„Die Gabe“ ist wie ein historischer Roman geschrieben. Über einen Zeitraum von zehn Jahren erfahren wir anhand einiger Einzelschicksale, die aber natürlich allesamt irgendwie miteinander verbunden sind, die Geschichte der Ausbreitung dieser Gabe.
Die beschriebenen Abstände sind mal kürzer, mal länger, entwickeln sich mal rasant, mal langsamer. Immer haben sie mich aber an die Seiten fesseln können, denn ich wollte unbedingt wissen wie dieses Buch enden würde und was noch kommen könnte.

Allie, genannt Mother Eve, ruft eine neue Religion auf den Plan, die schnell viele Anhänger auf der ganzen Welt findet und darauf basiert, dass Gott weiblich ist und nicht Jesus, sondern seine Mutter Maria die eigentliche Heldin sei. Ihre Predigten werden auf der ganzen Welt verfolgt und angehört.
Roxy Monke ist die Tochter einer der einflussreichsten Familien der Welt. Sie hat eine unglaublich starke Gabe und kann diese auch beherrschen.
Tunde ist Journalist, der trotz aller Widrigkeiten über die tatsächliche Lage auf der Welt und den entbrannten Kampf zwischen Männern und Frauen berichten will.
Margot ist Politikerin die die Gabe nutzt um Aufzusteigen, was ihr auch gelingt. Ihre Tochter Jocelyn hat die Gabe ebenfalls und arge Probleme diese zu beherrschen.

Die Geschichte dieser vielen einzelnen Personen können wir verfolgen und erfahren so aus diversen Sichtweisen was sich in verschiedenen Teilen der Welt zuträgt und wie sich die Menschheit entwickelt. Während sich in der uns bekannten Gesellschaft alles noch recht gemächlich entwickelt und sich die Machtverhältnisse langsam und eher subtil verschieben, kann man sich vielleicht vorstellen, dass sich das in Ländern, in denen Frauen lange unterdrückt, misshandelt, gefoltert, vergewaltigt wurden, schneller und härter entwickelt, denn dort kommt zum Streben nach mehr Macht auch noch ein wahnsinniger Wunsch nach Rache und Vergeltung dazu.

Im Vorfeld sagte ich bereits, dass ich vor dem Lesen dieses Buches nicht gedacht hätte, dass eine Welt in der das weibliche Geschlecht regiert, härter sein würde. Eben weil ich den Umstand, dass es vielen, vielen Frauen auf dieser Welt nicht so gut geht wie mir, wie uns, verdrängt und gar nicht auf dem Schirm hatte.
Das ist auch noch ein Aspekt des Buches, den ich wirklich gut fand, nämlich, dass man sich während des Lesens viel bewusster wird, dass der Schrecken, der sich in diesem Buch abspielt, die Brutalität und Grausamkeit Männern gegenüber, sich auch heute jeden Tag ereignet, nur halt gegen Frauen gerichtet.

Die Geschichte ist brutal, ja, gewalttätig. Oftmals ein wenig überzogen, wobei nichts davon aus der Luft gegriffen ist. Vergewaltigungen, Unterdrückung, Folter – all das gibt es auch in unserer realen Welt.

Dieses Buch hat mich ziemlich gefordert, ich war fasziniert von diesem Szenario und der Welt die Naomi Alderman dort skizziert. Das Ende war dann heftig und lies mich erst einmal sprachlos zurück, so dass ich erst einmal darüber schlafen musste um meine Empfindungen dazu in Worte zu fassen.

Fazit

Mit Die Gabe hat Naomi Alderman wirklich einen Roman geschrieben, der den Büchern von Margret Atwood in ihrer Aussagekraft in nichts nachsteht. Brutal, gewalttätig, real! Man denkt zwangsläufig darüber nach, wie es um unsere gesellschaftlichen Verhältnisse bestellt ist.
Absolute Leseempfehlung!

Meine Wertung

2 thoughts on “Die Gabe von Naomi Alderman

  1. Liebe Nicole,

    ich danke dir, für deine Rezension.
    Das Buch finde ich total spannend und ich habe es gerade auf die Wunschliste gepackt.

    Liebe Grüße und einen schönen Samstag
    Ramona

    • Huhu Ramona!

      Klasse! Ja, mach das, ich kann mir vorstellen, dass dir das Buch auch gefallen wird :) Bin gespannt!

      Dir auch noch ein schönes Wochenende!

      Liebe Grüße
      Nicole

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