Cainstorm Island von Marie Golien hat mir zwar von der Idee her direkt gefallen, aber so wirklich große Erwartungen hatte ich an dieses Buch nicht geknüpft. Umso überraschter war ich, dass mich die Geschichte total begeistern und abholen konnte!
Inhalt
(lt. amazon.de):
Eine atemlose Flucht durch eine Megacity. Und Millionen schauen zu.
»Meine Zuschauer lieben die Gefahr. Zumindest, wenn ich sie erlebe und sie durch meine Augen dabei zuschauen dürfen.«
Emilios Welt ist geteilt. Auf der einen Seite das reiche Asaria. Auf der anderen Seite Cainstorm Island, überbevölkert, arm und von Gewalt zerfressen. Dort kämpft der 17-Jährige, umgeben von brutalen Gangs, gegen die Schulden seiner Familie. Eines Tages spricht ihn ein Mitarbeiter von Eyevision an und bietet Emilio einen Deal. Emilio willigt ein, sich einen Chip in den Kopf implantieren zu lassen. Dieser Chip ist an seinen Sehnerv angeschlossen und überträgt jeden Tag eine halbe Stunde lang, was Emilio sieht. Seine Videos, waghalsige Kletter- und Trainsurf-Aktionen, kommen an, die Zuschauerzahlen steigen langsam. Bis sein Leben eine unvorhergesehene Wendung nimmt: Emilio gerät in das Gebiet einer Gang und tötet einen der Anführer in Notwehr. Live und auf Sendung. Das Video verbreitet sich rasend schnell und Emilio wird zum Gejagten. Und zwar nicht nur von der Gang, sondern auch von Eyevision, die sehr eigene Pläne mit Emilio haben.
Gewähltes Zitat
»Ich gebe zu, ich habe in der Umfrage ›Ja‹ geklickt, weil ich EC00s Haus sehen wollte und ein bisschen Action, aber jetzt fühle ich mich schlecht.«
»Aber sind das nicht alles nur Schauspieler? Hattet ihr wirklich das Gefühl, dieser Mann war tot? Hat er nicht geatmet?«, fragt jemand anders.(S. 155)
Meine Meinung
Emilio lebt auf Cainstorm Island, wo nahezu alle Einwohner in Armut leben. Um die Schulden seiner Familie zahlen zu können, lässt er sich darauf ein mit dem reichen Asarianern zu arbeiten. Um ihre Sensationsgier zu befriedigen, lässt er sich einen Chip einpflanzen, der alles was er sieht live ins Internet überträgt. Eine halbe Stunde pro Tag geht er so automatisch online und zeigt seinen Zuschauern gefährliche Stunts. Bis er eines Tages an Toxico gerät, der zur Bande von Las Culebras gehört, die Milesculeras, dem Wohnort von Emilio, beherrschen. In Notwehr tötet er das Bandenmitglied – live auf Sendung!
Fortan wird er zum Gejagten von Las Culebras und daraus will Eyevision, die Firma für die er arbeitet, natürlich Profit schlagen und aktiviert die Übertragung immer dann, wenn es für Emilio gerade am ungünstigsten ist…
Wow, einfach wow! Ohne große Erwartungen habe ich das Buch am Abend begonnen und erst in der Nacht wieder zugeschlagen. Und das auch nur, weil die letzte Seite erreicht war und es keine weiteren mehr gab, sonst würde ich wohl jetzt noch lesen!
Die Geschichte ist ein Genre-Mix aus Thriller, Dystopie und auch Science Fiction. Und das absolut gelungen!
Die Welt, die Marie Golien hier erschaffen hat, ist erschreckend realistisch und spiegelt auch ein wenig die Richtung wieder, in die sich unsere heutige Gesellschaft entwickelt: die Kluft zwischen Arm und Reich wird immer größer.
Das reiche Asaria, in dem die Menschen in Luxus leben und kein Verständnis von Knappheit oder Armut haben und das arme Cainstorm Island wären die logische Konsequenz dieser Entwicklung.
Auch die Sensationgier der Asarianer zeigt ein Problem unserer heutigen Lebensweise. In Zeiten von Reality TV will jeder nur möglichst viel Unterhaltung sehen, gerne auf Kosten der Menschen, denen man da zusieht. Dass es sich da im TV um fühlende Menschen handelt, das wird ausgeblendet.
Auch den Asarianern scheint nicht klar, dass die Zustände in Cainstorm Island real sind und nicht gestellt und dass Emilio gerade auch tatsächlich in großen Schwierigkeiten steckt und nicht nur mit seinen Freunden aus Spaß Verstecken spielt.
Ein Seitenhieb darauf, dass es für jedes Handeln auch Konsequenzen gibt, mit denen man leben muss, gab es ebenfalls und mir hat diese Botschaft fand ich wirklich großartig.
Diese Parallelen zu unserer Realität haben mir – ob beabsichtigt oder nicht – total gut gefallen und ich habe mich von der Geschichte total mitgerissen gefühlt!
Das hört sich vielleicht an, als ob dieses Buch die große Moralkeule schwingen würde, aber so ist es auch nicht. Das alles ist absolut nachvollziehbar miteinander verwoben worden und schwingt nur nebensächlich mit.
Generell hat Marie Golien einen sehr flüssigen Schreibstil, dem man leicht folgen kann und auch möchte.
Auch hat mich beeindruckt, dass die Geschichte da, wo andere ihr Ende finden, trotzdem weiter geht. Mittendrin dachte ich nämlich schon, jetzt wäre ja alles klar und fertig und die Sache erledigt. Glücklicherweise hat Marie Golien hier aber Konsequenz bewiesen und die Geschichte bis zum bitteren Ende durchdacht und auch erzählt. Hier hört es nicht auf, wenn es am einfachsten ist, sondern hier wird weiter gedacht!
Neben dem Weltenentwurf und der Storyline konnten mich auch sämtliche Figuren und ihr Handeln überzeugen. Ich mochte vor allem Emilios loyalen Freund sehr gerne! Jeder sollte einen Jago haben!
Bradley ist dafür der Inbegriff von Habgier und ein wirkliches Hassobjekt.
Die Geschichte ist so halbwegs abgeschlossen, aber sie bietet definitiv Raum für eine Fortsetzung, denn mit dem Ende fragt man sich auf jeden Fall, wie es nun weiter geht mit unseren Helden. Ich hoffe, dass wir eine Antwort auf diese Frage bald bekommen werden und dass es somit eine Fortsetzung von Cainstorm Island geben wird.
Fazit
Es ist kaum zu glauben, dass Cainstorm Island das Erstlingswerk von Marie Golien ist, die hier einiges richtig gemacht hat! Die Geschichte ist packend, aktuell und lässt sich leicht auf unsere Gesellschaft übertragen. Und das alles, ohne dass man das Gefühl hat, der moralische Zeigefinger schwebe über einen. Man fühlt sich während des Lesens selbst wie in einem guten Film, fühlt die Spannung, fühlt sich selbst gehetzt. Ich bin total begeistert!
Meine Wertung
Liebe Nicole,
eine tolle Rezension hast du da geschrieben! Ich habe das Buch auch vor kurzem gelesen und war genauso begeistert wie du. Es ist so unfassbar spannend gewesen… Ich hatte bestimmt fünf Herzinfarkte während des Lesens. :D Richtig gut!
Jago war auch mein Lieblingscharakter. So ein treuer, liebenswerter Kerl. Immer, wenn er aufgetaucht ist, konnte ich mich kurz entspannen, weil er so eine Ruhe mitgebracht hat, finde ich.
Und Bradley – haha, ich wollte ihn so gerne abgeknallt sehen. xD Der Kerl hat wirklich Aggressionen in mir ausgelöst. Wenigstens eine Trachtprügel hätte er verdient gehabt. Ich bin schon gespannt, ob er noch mal auftauchen wird…
Hoffentlich bekommen wir die Fortsetzung bald!
Hier findest du meine Rezension.
Liebe Grüße,
Jenny
Huhu Jenny!
Danke für deinen Kommentar :)
Ja, ich bin auch auf die Fortsetzung gespannt! Ist schon toll, wenn man beim Lesen solche Emotionen entwickelt. Dann hat da einiges gestimmt ;)
GlG
Nicole