Wo ein bisschen Zeit ist – Emil Ostrovski

woeinbisschenzeitist

FJB Verlag
Gebundene Ausgabe
ca. 304 Seiten
16,99 Euro
August 2014
Originaltitel: The Paradox of Vertical Flight
ISBN: 978-3841421609
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Inhalt

(lt. amazon.de):

DREI TEENAGER UND EIN BABY: AUF DER FLUCHT VOR DER POLIZEI und auf der Suche nach dem Sinn des Lebens. Ein Roadmovie-Roman.
Der 18-jährige Jack Polovsky entführt seinen neugeborenen und zur Adoption freigegebenen Sohn, um ihn seiner dementen Großmutter zu zeigen.
Und so gerät alles aus den Fugen.
Jack kauft ein Auto, holt seinen besten Freund Tommy und später auch die Mutter des Kindes dazu, und gemeinsam sind sie zwei Tage lang auf der Flucht vor der Polizei.
Jack bespricht dabei schon mal die ganz großen Themen des Lebens mit seinem Sohn. Der heißt nämlich Sokrates – zumindest für Jack.
Am Ende wird alles gut: Jack bekommt Besuchsrecht, das Baby Sokrates bekommt einen richtigen Namen und sie finden (fast) den Sinn des Lebens.

Gewähltes Zitat

“Es ist … es ist also eine Geschichte über die Liebe. Ich weiß, was du denkst: Jack, was ist eigentlich Liebe? Tja, Sokrates, ich wünschte, ich könnte die Liebe für dich einfach so in ein paar Worten entmystifizieren, könnte dir sagen, es ist eine Kraft, die von allen Lebewesen erschaffen wurde, die uns umgibt, uns durchdringt und die Galaxie zusammenhält. Dass sie buchstäblich in deinen Zellen ist. Als würden mikroskopisch kleine Hippie-Kreaturen in deinen Zellen rumschwimmen und dich mit der Liebe oder einer pseudobiologischen Erklärung für solchen metaphysischen Unsinn verbinden. Doch in Wirklichkeit gibt es verschiedene Arten von Liebe und verschiedene Arten des Liebens, und niemand versteht irgendeine davon so gut, dass er was anderes als rührseliges Kauderwelsch darüber von sich geben könnte.”

(S. 80) 

Meine Meinung

Der 18jährige Jack Polovsky ist gerade dabei seinen Selbstmord zu planen, als seine Ex-Freundin ihn anruft und bittet zu ihr zu kommen. Sie liegt gerade nämlich im Krankenhaus, entbindet ein Kind und benötigt Unterstützung. Jacks Kind. Seinen Sohn. Der nicht geplant war und den sie direkt nach der Geburt zur Adoption frei geben will. Die Adoptiveltern stehen nach der Geburt schon parat, als Jack sich den Säugling schnappt, dem er den bedeutungsvollen Namen Sokrates gibt, und sich mit ihm auf dem Weg macht um seiner dementen Großmutter einen Besuch abzustatten…

„Wo ein bisschen Zeit ist“ klingt zunächst einmal wie ein locker leichter Road-Trip für Jugendliche. Etwas, was total sinnlos ist, aber viel Spaß bringt.
Und genau das ist dieses Buch eigentlich nicht.
Es geht um die ganz großen Fragen des Lebens. Um die Liebe, Freundschaft ums Erwachsen werden. Um Fragen, die sich jeder Mensch im Laufe seines Lebens einmal stellen wird. Und auf die nie jemand eine zufriedenstellende und allgemeingültige Antwort geben kann.

Der Einstieg in das Buch fiel mir ein wenig schwer, weil man mitten in die verworrene Handlung geworfen wird. Es gibt keine große Einleitung, man wird direkt mit den Gedanken von Jack konfrontiert, denen ich zunächst nicht wirklich folgen konnte und auch im späteren Teil oftmals nicht so recht nachvollziehen vermochte. Trotzdem haben mich gerade Jacks philosophische Zwiegespräche mit seinem Sohn sehr zum nachdenken angeregt. Es geht ums Erwachsen werden und um Verantwortung. Darum, wie die Welt funktioniert und wie man sich richtig verhält. Also um die grundliegenden Fragen des Lebens.

Wir erleben die Geschichte aus der Sicht von Jack. Er war mir als Protagonist die meiste Zeit auch recht sympathisch, auch wenn ich ihm oftmals nicht so wirklich folgen konnte und auch nicht zustimmen. Einige seiner Überlegungen waren aber sehr interessant.

Woran ich mich als Mama schon ein wenig anstoßen musste, das war der so sorglose und verantwortungsvolle Umgang mit dem kleinen Säugling. Natürlich stand dies nicht wirklich im Vordergrund, sondern war lediglich Mittel zum Zweck, sozusagen die Oberfläche, dieses tiefgründigen Romans, aber ich fühlte mich bei diesen Szenen dennoch unbehaglich. Selbst Jugendliche sollten schon wissen, dass man Babys anders zu behandeln hat. Aber nun gut, darüber musste ich hinweg sehen.

Das Buch schlägt ein sehr ruhiges Tempo an und hält dieses auch bis zum Ende durch. Spannend ist sicherlich anders, aber interessant war es und es hat irgendwo auch Spaß gemacht und zum selbst nachdenken angeregt. Langsam ging es dann auch noch dem Finale zu und das war dann auch grundsätzlich sehr zufriedenstellend. Trotzdem war bei diesem Buch auf jeden Fall eher der Weg das Ziel. Die eigentliche oberflächliche Geschichte war nichts besonderes, aber die vielen philosophischen Anregungen, die das Buch mit sich brachte, die machten das Buch dann doch noch zu etwas besonderem.

Fazit

Insgesamt habe ich das Buch als Leser sehr genossen. Es ist definitiv nichts um es mal schnell weg zu lesen, man sollte sich schon ein wenig Zeit dafür nehmen und sich auch auf die grundsätzlichen Fragen des Lebens einlassen. Dann kann man ein paar sehr vergnügliche und nachdenkliche Stunden mit diesem Roman verbringen.

Meine Wertung

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