Das Glücksbüro – Andreas Izquierdo

dasgluecksbuero Dumont Verlag
Taschenbuch Ausgabe
ca. 272 Seiten
9,99 Euro
Februar 2013
ISBN: 3832162259Bestellen bei Amazon.de


Inhalt
(lt. amazon.de):
Albert Glück ist ein seltsamer Kauz. Er ist knapp über fünfzig, ein wenig trocken, penibel, und er arbeitet im Amt für Verwaltungsangelegenheiten. Formulare, Stempel, Dienstvorschriften sind seine Welt, in der er sich gut eingerichtet hat. Ganz wörtlich, denn Albert arbeitet nicht nur in dem Amt, er wohnt auch dort. Von allen unbemerkt hat er im Keller einen kleinen Raum bezogen und verbringt zufrieden seine Tage im immer gleichen Rhythmus. Doch eines Tages wird Alberts sorgsam eingehaltene Ordnung durcheinandergebracht. Auf seinem Schreibtisch landet ein Antrag, den es eigentlich gar nicht geben dürfte, denn er beantragt nichts! Albert tut alles, um diesen unseligen Antrag loszuwerden, doch vergeblich: Immer wieder kehrt er auf seinen Schreibtisch zurück. Es bleibt ihm nichts anderes übrig, als sich auf den Weg zum Antragsteller zu machen. So trifft Albert auf Anna Sugus, eine ziemlich wilde Künstlerin, die Alberts Welt ganz schön auf den Kopf stellt.

 

Kommentar:
Albert Glück ist ein wirklich komischer Zeitgenosse und arbeitet schon seit über 30 Jahren im Amt. Und er lebt auch dort. Unbemerkt. Seit über 30 Jahren. Sein Tagesablauf ist immer gleich und absolut geregelt, seine Arbeit erledigt er immer vorbildlich. Als eines Tages jedoch der Antrag E45 auf seinem Schreibtisch landet, ändert sich alles, denn diesen Antrag gibt es gar nicht. Bei dem Versuch des Rätsels Lösung zu finden, begibt sich Albert sogar auf den Weg zur Antragstellerin Anna Sugus und verlässt so zum ersten Mal seit über 30 Jahren die vertraute Sicherheit des Amtes. Und das ist sein Glück …

Dieses Buch duftet wirklich schön nach Papier, man vermutet sich beim Lesen selbst beinahe im Amt, zwischen allen möglichen Anträgen, denn der Umschlag dieses Buches besteht aus normaler Pappe. Das schaut auch optisch toll aus, mit hat es sehr gefallen.

Innen besteht das Buch aus vielen, kurzen Kapiteln, 68 an der Zahl, was bedeutet, dass man dieses Buch einmal begonnen nicht mehr aus der Hand legen kann. Leser kennen ja dieses Phänomen: “Ach, das nächste Kapitel ist so kurz, das geht auch noch” und Schwups, ehe man sich versieht ist das Buch zu Ende. So auch bei mir geschehen, aber das Buch war auch wirklich so schön, dass ich es gar nicht weg legen wollte.

Der Autor hat hier mit Albert eine wunderbar kauzige Figur entworfen, die man einfach mögen muss, so merkwürdig wie sie auch zu sein scheint. Außerdem hat Izquierdo hier ein wirkliches Händchen für atmosphärische Beschreibungen gezeigt, denn ich hatte während des Lesens oftmals selbst den Eindruck mitten im Amt zu sitzen und das geschäftige Treiben dort, Alberts Zauber, mitzuerleben.

Andreas Izquierdo hat hier eine wirklich zauberhafte Geschichte geschrieben, deren Zauber ich hier gar nicht so einfach wiedergeben kann. Es steckt ein wenig Gesellschaftskritik drin, es ist ein Buch über Vertrauen und Liebe und über das Gute dieser Welt. Ein Buch, das glücklich macht.

Das Schicksal ist ein mieser Verräter – John Green

Green_24009_MR1.indd Hanser Verlag
Gebundene Ausgabe
ca. 288 Seiten
16,90 Euro
Juli 2012
ISBN: 3446240098

Bestellen bei Amazon.de


Inhalt
(lt. amazon.de):
„Krebsbücher sind doof“, sagt die 16-jährige Hazel, die selbst Krebs hat. Sie will auf gar keinen Fall bemitleidet werden und kann mit Selbsthilfegruppen nichts anfangen. Bis sie in einer Gruppe auf den intelligenten, gut aussehenden und umwerfend schlagfertigen Gus trifft. Der geht offensiv mit seiner Krankheit um. Hazel und Gus diskutieren Bücher, hören Musik, sehen Filme und verlieben sich ineinander – trotz ihrer Handicaps und Unerfahrenheit. Gus macht Hazels großen Traum wahr: Gemeinsam fliegen sie nach Amsterdam, um dort Peter Van Houten zu treffen, den Autor von Hazels absolutem Lieblingsbuch. Ein tiefgründiges, emotionales und zugleich freches Jugendbuch über Krankheit, Liebe und Tod.

Kommentar:
Die 16jährige Hazel ist unheilbar krank. Sie hat Krebs und weiß, dass sie in absehbarer Zeit sterben muss. Sie versucht damit zu leben, so gut es geht. Ihr Leben wird durch die Bekanntschaft mit dem ebenfalls erkrankten Augustus bereichert, durch den sie die Liebe entdeckt und ein paar tolle Abenteur erlebt…

„Krebsbücher sind doof“ – das sagt selbst die Hauptfigur in diesem Buch. Genau deswegen habe ich mich als selbst Betroffene lange Zeit gesträubt dieses Buch, trotz der vielen guten Bewertungen, zu lesen. Auf Drängen guter Bekannter tat ich es schließlich doch und ich habe es nicht bereut.

Die Geschichte in diesem Buch kommt absolut ehrlich rüber. Man hat nicht das Gefühl, dass der Autor die Figuren in diesem Buch erfunden hat. Im Gegenteil, man könnte glauben, dass der Autor einfach eine wahre Geschichte erzählt über zwei Jugendliche, die sterbenskrank sind und versuchen mit dem Wissen zu leben, dass sie bald sterben werden und etwas in der Welt hinterlassen. Ihre Familie und ihre Freunde, Menschen die sie lieben und die sie eigentlich nicht verletzten, nicht allein lassen wollen. Es beschreibt die reale Angst. Nicht die Angst vor dem Sterben selbst, sondern die Angst vor den Folgen. Diese Authentizität verdanken wir wohl der Tatsache, dass der Autor selbst einmal im Kinderkrankenhaus als Seelsorger gearbeitet hat.

Obwohl dieses Buch ein wirklich ernstes und sehr trauriges Thema behandelt und das Buch insgesamt auch sehr traurig macht, ist es dem Autor gelungen eine recht positive Grundstimmung zu kreieren. Trotz ihrer Krankheit und ihres drohenden Schicksals wird deutlich, dass auch sterbenskranke Personen ein Recht darauf haben ihre eigenen Erfahrungen zu machen, sowohl die positiven, wie auch die negativen, denn nur durch die Lebenserfahrung, kann man das Leben schätzen lernen. So kommt auch die recht lebensbejahende Grundstimmung auf, die dieses Buch trotz des Themas so besonders macht. Und das nicht nur irgendwelche Überraschungen oder unglaubliche Ereignisse, sondern einfach nur durch normale Ereignisse des Lebens.

Das Thema Krebs wird in diesem Buch nicht beschönigt. Es wird so dargestellt wie es tatsächlich ist: todbringend, störend, die Lebensqualität beschneidend und und und. Aber es wird auch gezeigt, dass das nicht alles sein muss und dass man nebenbei dennoch ein Leben hat, dass es wert ist gelebt zu werden.

Ein wirklich tolles Buch, empfehlenswert für alle, sowohl Betroffene, Angehörige, aber auch einfach Interessierte. Außerdem eine schöne Geschichte über Liebe, Freundschaft, Verlust und alle Höhen und Tiefen eines Lebens.

Pfingstrosen im September – Camille Noe Pagan

pfingstrosenimseptember Limes Verlag
Gebundene Ausgabe
ca. 320 Seiten
14,99 Euro
April 2012
ISBN: 3809026026

Herzlichen Dank an den Limes-Verlag für dieses Buch!

Bestellen bei Amazon.de

 

Inhalt (lt. amazon.de):
Die Kraft der Erinnerungen und der Mut zu verzeihen.
Seit der Schulzeit steht Marissa Rogers im Schatten ihrer besten Freundin, der charismatischen Balletttänzerin Julia Ferrar. Doch trotz ihrer Schüchternheit hat die intelligente junge Frau als Redakteurin eines New Yorker Hochglanzmagazins Karriere gemacht. Als Julia bei einem Unfall das Gedächtnis verliert, ändert sich das Leben der beiden Freundinnen mit einem Schlag. Gemeinsam kämpfen sie um ihre Erinnerungen und werden dabei mit einer vergessen geglaubten Geschichte konfrontiert: Einst gab eine der Frauen um ihrer Freundschaft willen ihre große Liebe auf …

Kommentar:
Die selbstbewusste Julia und die etwas unsichere Marissa sind seit ihrer Schulzeit die besten Freundinnen. Sie teilen alles miteinander und gehen zusammen durch dick und dünn. Als Julia eines Tages einen schlimmen Unfall hat, erleidet sie eine Hirnschädigung und ist seitdem nicht mehr die selbe. Ihr Erinnerungsvermögen kehrt zwar bald zurück, aber dennoch verhält sie sich nicht mehr wie die Julia, die einst Marissas beste Freundin war. Die Freundschaft der beiden Frauen wird auf eine harte Probe gestellt …

Camille Noe Pagan hat hier eine rührende Geschichte über Freundschaft und Zusammenhalt geschrieben; darüber, dass kein Mensch perfekt ist und über die Folgen einer Hirnschädigung, wie sie auch in Deutschland über eine Viertel Million Mal im Jahr vorkommt.
Die ganze Geschichte erzählt sie aus der Sicht von Marissa. Wir erfahren alles über Marissas derzeitiges Leben und ihr Verhältnis zu Julia und in erzählten Rückblenden auch über die Anfänge ihrer Freundschaft. Der Leser bekommt live mit, wie schwer es Marissa fällt sich an ihre veränderte Freundin zu gewöhnen, wie schlimm die Folgen des Unfalls nicht nur für Julia selbst sind, sondern auch für ihr gesamtes Umfeld, für Familie und Freunde. Der Kernpunkt der Geschichte ist nicht nur der Unfall, sondern eine weit zurück liegende Geschichte, denn durch Julia angetrieben hat Marissa vor Jahren mit ihrer damaligen großen Liebe Schluß gemacht. Jetzt nach dem Unfall erinnert sich Julia wieder an diese Geschichte und schämt sich, dass sie Marissa damals aus reiner Selbstsucht dazu getrieben hat. Durch Julias Versuche die Sache wieder gut machen zu wollen, und das trotz Marissas Gegenwehr, wird die Freundschaft der beiden auf eine harte Probe gestellt.

Die Autorin zeigt in diesem Buch nicht nur, wie schwer es sowohl Unfallopfern als auch den Angehörigen und Freunden nach einem solchen Unfall haben wieder ins normale Leben zu finden, die Autorin zeigt in dieser Geschichte auch auf, dass kein Mensch perfekt ist und eine Freundschaft aus mehr besteht als aus selbstloser Nächstenliebe und auch negative Charakterzüge und Fehler ab und an vergeben werden müssen.

Insgesamt hat mich dieses Buch sehr gefesselt. Die Freundschaft der beiden unterschiedlichen Frauen wird wunderbar erfrischend geschildert und so authentisch, dass ich mich dabei beinahe selbst angesprochen fühlte. Es war ein wirkliches Vergnügen Marissas und Julias Geschichte miterleben zu dürfen und in diesen Roman einzutauchen.

Weihnachten mit Mama – Alex Thanner

weihnachtenmitmama Blanvalet Verlag
Hardcover Ausgabe
ca. 288 Seiten
14,99 Euro
Oktober 2012
ISBN: 3764504471

Herzlichen Dank an den Blanvalet-Verlag für dieses Buch!

Direkt beim Verlag bestellen

Bestellen bei Amazon.de


Inhalt (lt. amazon.de):
Alle Jahre wieder: Terror unterm Tannenbaum
Weihnachten steht vor der Tür. Doch diesmal ist für Johannes Siebenschön alles anders. Seine Mutter hat beschlossen, dass sie zum Fest der Liebe alle ihre Lieben um sich haben will. Doch wenige Tage vor Heiligabend erreicht Johannes ein panischer Anruf seines Vaters: »Hilfe, deine Mutter dreht durch, du musst sofort kommen!« Der pflichtbewusste Sohn macht sich umgehend auf den Weg nach München und stolpert mitten hinein in die Krisen und Katastrophen von Mama Siebenschöns Festvorbereitungen …
Die lustigste und ungewöhnlichste Liebeserklärung an Mama.

Kommentar:
Pünktlich zum ersten Advent bekam ich Alex Thanners „Weihnachten mit Mama“ und freute mich auf einen schönen weihnachtlichen Wohlfühl-Roman.
Johannes Siebenschön ist der Verleger eines kleinen Verlags, der hauptsächlich kitschige Geschenkbüchlein verlegt. Kurz vor Weihnachten und dem gleichzeitigen 65jährigen Geburtstag seiner Mutter, zu dem nach vielen Jahren mal wieder die ganze Familie zusammen kommen soll, ruft sein Vater an: „Hilfe, deine Mutter dreht durch, du musst sofort kommen!“ Umgehend macht sich der Erstgeborene auf den Weg in die 600 km entfernte Heimat und versucht seiner Mutter bei den Vorbereitungen für das perfekte Fest beizustehen. Dass dabei nicht alles so glatt läuft wie gewünscht ist klar…

Alex Thanner hat hier einen wirklich amüsanten Roman abgeliefert, der mit Wortwitz und viel subtilen und intelligenten Humor daher kommt. Erzählt wird der Roman aus der Sicht des Ich-Erzählers Johannes Siebenschön, der liebevoll von den zahlreichen Macken seiner Familie erzählt. Angefangen bei seiner Mutter, für die alles immer perfekt sein muss, die keinen Sinn für Humor hat und das Zepter nie aus der Hand geben will, über seine Schwester, ein bildhübsches Modell, die sich in den Metropolen der Welt zu Hause fühlt und die er öfter auf Plakaten sieht, als im wahren Leben, bis hin zu seiner Tante, die sich vom Leben sehr gebeutelt sieht, kein gutes Wort an den anderen lassen kann und gerne mal einen Streit vom Zaun bricht. Das geschieht so lebensecht und authentisch, dass man sich die unterschiedlichen Figuren als Leser so richtig vorstellen kann und vor sich sieht. Und ehrlich, auch ich habe mich in so manchen Situationen durchaus wieder erkannt, so plastisch erzählt der Autor hier die Geschichte der Familie Siebenschön.
Johannes, der sich kurz vor Weihnachten durch etliche Geschäfte kämpfen muss, nur um seiner Mutter alles Recht zu machen, seinem Vater einen passenden Weihnachtsbaumständer zu besorgen und die ideale goldfarbene Tischdecke, passend zum goldenen Service zu finden, könnte einem wirklich leid tun, wenn man nicht aus jeder seiner zahlreichen Beschwerden die liebevolle Hingabe heraus lesen würde, die er seinen Eltern und speziell seiner Mama angedeihen lässt. Und davon ab, wer schon einmal ein Familienfest organisiert hat, der wird diese ganze Geschichte als den üblichen Weihnachtsstress erkennen. Untermalt und geschmückt mit viel Sarkasmus und Ironie. So macht Weihnachten wirklichen Spaß!

Zu Beginn dieses Buches steht die Widmung „Dieses Buch ist eine Liebeserklärung an Mama. Aber es kann sein, dass Mama es nicht merkt.“ Eine Liebeserklärung ist es wirklich, nicht nur an Mama, sondern an die gesamte Familie, auch wenn es hier und da tatsächlich mal ein wenig untergeht in dem ganzen weihnachten Trouble und den offenen und ehrlichen, aber niemals verletzenden und beleidigenden Worten und Beschreibungen.

Ich habe diesen Roman sehr genossen, er hat mich in die richtige weihnachtliche Stimmung versetzt und gewappnet für das Weihnachtsessen, was auch ich in diesem Jahr wieder organisieren muss. Ich denke, dass ich diesen Roman auch im nächsten Jahr pünktlich zum Advent wieder zur Hand nehmen werde um in die richtige Stimmung für den alljährlichen Weihnachtswahnsinn zu kommen. Ein wirklich toller Roman, den Alex Thanner da abgeliefert hat!

Autorität ist, wenn die Kinder durchgreifen: Wahre Geschichten aus der Familienhölle – Peter Unfried

Ludwig Verlag
Softcover Ausgabe
ca. 256 Seiten
14,99 Euro
Oktober 2012
ISBN: 345328044X

Herzlichen Dank an den Ludwig-Verlag
image
und an
bdb-logo-small23
für dieses Buch!

Direkt beim Verlag bestellen

Bestellen bei Amazon.de


Inhalt (lt. amazon.de):
Die aufreibende Suche nach der zeitgemäßen Erziehung
Was tun, wenn man die Kinder zu eigenständigem Denken ermutigt und die genau das tun – und zwar bevorzugt im Umgang mit den Eltern? Als cleverer Vater arbeitet man dann mit allen Tricks und sogar mit Humor – aber so viel Humor kann ein normaler Mensch gar nicht haben. In Peter Unfrieds Geschichten geht es um die Kernfragen zeitgemäßer Erziehung: elterliche Autorität, Vertrauen und die Werte und Kompetenzen, die man Kindern heute vermitteln sollte. Die bringt er eindringlich, mit Situationskomik und garantiertem Wiedererkennungseffekt auf den Punkt.
Penelope (13) und Adorno (11) sind fixiert auf elektronische Geräte, lesen nur »Kicker« und »Gala« und mutieren zu radikalen Vegetariern. Die Mutter, genannt »die Macht«, zieht bedauerlicherweise nicht immer an einem Strang mit dem Vater – der natürlich der einzig Normale in dem Haufen ist. Unter lebensgefährlichen Bedingungen (»Wenn du das aufschreibst, bist du tot, Papa!«) plaudert Peter Unfried, Chefreporter der taz, aus dem Familien-Nähkästchen und erzählt, wie er seinen pubertierenden Nachwuchs zeitgemäß zu erziehen versucht. Das liest sich höchst unterhaltsam und witzig, doch nie geht es nur um den vordergründigen Gag, sondern immer um die zentralen Fragen, die in der heutigen Zeit alle Eltern umtreiben. Peter Unfried lässt sie teilhaben an seinem unerschütterlichen Optimismus, für jedes familiäre Problem eine Lösung zu finden.

Kommentar:
Peter Schwind ist Chefreporter bei der taz, verheiratet und zweifacher Familienvater. In „Autorität ist, wenn die Kinder durchgreifen“ zieht er in sehr amüsanter und humorvoller Weise Bilanz seiner bisherigen Erziehungserfolge. Und erzählt in 25 kurzen Episoden aus dem Familienleben der Unfrieds, die da sind: Tochter Penelope (13), Sohn Adorno (11), Mutter ‚Macht‘ (um einiges jünger als der Herr selbst) und der Vater, kurz Pu genannt.
Das Buch entstand aus Peter Unfrieds Kolumne „Neue Ökos“ heraus.

Welche Familie, die sich selbst als modern ansieht, kennt das nicht. Sobald Kinder auf dem Weg sind, entwirft man die ersten Lebenspläne, man hat die ersten Erwartungen an den zukünftigen Nachwuchs. Natürlich will man modern sein und alles anders machen als die eigenen Eltern, vor allem will man vorbildlich sein und die eigenen Kinder sollen einem vorbildlichen und modernen Weltbild entsprechen und dabei noch möglichst selbstständig und selbstbewusst werden. So jedenfalls der Plan und die Vorstellung. Wie man diese Ziele erreichen will ist auch schon klar, Erziehungsmethoden sind diskutiert und zurecht gelegt worden, Mutter und Vater sind sich in der Regel einig.
Das war auch die Idealvorstellung im Hause Unfried. Beim Abendessen sollten weltaktuelle Geschehnisse diskutiert werden, die Kinder sollten engagiert und weltoffen sein. Das dies nur Utopie sein kann, das wissen wohl alle Eltern. Peter Unfried erzählt ganz locker wie es wirklich im Familienalltag ausschaut, wie die selbstbewussten Kinder ihre eigenen Interessen entwickeln, die keineswegs mit den Idealvorstellungen der Eltern übereinstimmen und es auch selbstverständlich schaffen, das Zepter in die Hand zu nehmen und das Familienleben aktiv und selbst mitzubestimmen. Dabei ist natürlich immer wichtig, dass die Entscheidungen gegen die Eltern geht. Normal halt.
Der Schreibstil ist wirklich sehr locker, sarkastisch und ironisch und es macht einfach Spaß die kurzen Episoden mit zu verfolgen und sich teilweise selbst in ihnen wieder findet, denn was der Autor in seinem Buch beschreibt sind auf keinen Fall unglaubliche und seltene Vorkommnisse, sondern die ungeschminkte Wahrheit, genau so geht es in Familien heute zu. In unserer jedenfalls ebenso. Jeden Tag.
Ach wenn Unfried des Öfteren in seiner Darstellung so klingt, als wäre er sein Familienleben mehr als satt, so spiegelt sich seine Liebe zu seinen Kindern und auch seiner Frau doch in jedem einzelnen Kapitel. Auch die beinahe schon abwertende Beschreibung der schwäbischen Heimat ist doch ein wenig als Liebeserklärung anzusehen. Natürlich immer unter dem Deckmäntelchen des Sarkasmus.

Insgesamt ein wirklich schönes und gelungenes Buch für alle modernen Familien, die gerne mal etwas über sich selbst erfahren wollen. Volle Sternzahl für dieses unterhaltende Werk!

Ein plötzlicher Todesfall – J. K. Rowling

einploetzlichertodesfall Carlsen Verlag
Hardcover Ausgabe
ca. 576 Seiten
24,90 Euro
September 2012
ISBN: 3551588880Bestellen bei Amazon.de

 


Inhalt
(lt. amazon.de):
Als Barry Fairbrother mit Anfang vierzig plötzlich stirbt, sind die Einwohner von Pagford geschockt. Denn auf den ersten Blick ist die englische Kleinstadt mit ihrem hübschen Marktplatz und der alten Kirche ein verträumtes und friedliches Idyll, dem Aufregung fremd ist. Doch der Schein trügt. Hinter der malerischen Fassade liegt die Stadt im Krieg. Krieg zwischen arm und reich, zwischen Kindern und ihren Eltern, zwischen Frauen und ihren Ehemännern, zwischen Lehrern und Schülern. Und dass Barrys Sitz im Gemeinderat nun frei wird, schafft den Nährboden für den größten Krieg, den die Stadt je erlebt hat. Wer wird als Sieger aus der Wahl hervorgehen – einer Wahl, die voller Leidenschaft, Doppelzüngigkeit und unerwarteter Offenbarungen steckt? J.K. Rowlings erster Roman für Erwachsene ist aufwühlend, berührend und spannend. Ein großer Roman über eine kleine Stadt von einer der besten Erzählerinnen der Welt.

 

 

Kommentar:
Endlich: das neue Buch von J.K. Rowling, abseits der Harry Potter-Welt. Die Aufregung war groß, als bekannt wurde, dass die Harry Potter-Autorin ein neues Buch veröffentlichen würde. Viele Fans hofften auf ein ähnliches zauberhaftes Abenteuer, wie es Harry Potter war, aber obwohl vorher so gut wie nichts über den Inhalt des Buches verraten wurde, war klar, dass es anders sein würde. Ein Buch für Erwachsene, eine gut erzählte Geschichte und ohne jeglichen Zauber.

Als begeisterter Fan der Harry Potter Reihe war auch ich sehr gespannt auf das neue Buch von J.K. Rowling, denn mir haben nicht nur ihre bisherigen Geschichten gefallen, sondern vor allem auch ihre Art zu erzählen. Und so versuchte ich mich möglichst von allen Erwartungen frei zu machen und war sehr gespannt, was da wohl kommen möge.

In „Ein plötzlicher Todesfall“ wird die Geschichte einer britischen Kleinstadt erzählt. Wir erhalten Einblick in viele Haushalte und in die dort vorherrschenden Verhältnisse. Barry Fairbrother, ein ehemaliges Gemeinderatsmitglied Pagfords, ist überraschend verstorben und nicht alle Einwohner sind davon so betroffen wie sie es vortäuschen zu sein. Hinter verschlossenen Türen äußern sich auch viele hämisch oder froh über den Verlust. Viele sind jedoch auch sehr betrübt, viele standen mit dem Verstorbenen in Kontakt. Die Autorin lässt den Leser in die Gedanken vieler Einwohner eintauchen und erzählt die Geschichte so überzeugend und mit so viel Liebe zum Detail, dass man als Leser zwischenzeitlich den Eindruck hat, die Bewohner allesamt selbst zu kennen und ein weiterer Einwohner der Gemeinde Pagford zu sein.

Ja, erzählt ist das Buch wirklich sehr gut. J.K. Rowling hat wirklich eine unbeschreibliche Begabung dafür ihre Romanfiguren lebendig werden zu lassen. Das ist auch das einzige, was dieses Buch mit der Harry Potter-Reihe gemein hat, außer der überwältigenden Erzählkunst hat dieses Buch nichts weiter zauberhaftes an sich.

Von der Erzählung war ich also schon verzaubert und während des Lesens habe ich die Lektüre auch sehr genossen. Einzig die Handlung fand ich doch ein wenig mau, da hatte ich mir wohl doch mehr von erhofft. So gab es in diesem Buch schon einige Längen und über lange Zeit habe ich auch einfach auf das ‚entscheidende‘ gewartet, auf den ‚Aha-Effekt‘, einfach auf irgendetwas, was das Buch ausmachen würde. Erst nach über der Hälfte wurde mir klar, dass inhaltlich nichts dergleichen kommen würde und das es das ist was dieses Buch ausmacht: eine sehr liebevolle und detailreiche Spiegelung gesellschaftlicher Verhältnisse, wie man sie sich auch in der Realität genau so vorstellen könnte.

Insgesamt bin ich von diesem Buch zwar nicht außerordentlich begeistert, ich fand es aber sehr, sehr gut erzählt und finde es immer noch erstaunlich, wie lebendig die Autorin ihre Figuren durch ihre Erzählung machen kann. Insgesamt gibt es von mir vier Punkte für einen überzeugenden und wirklich gut geschrieben Roman. Für den fünften Punkt hat mir dann doch noch das ‚besondere‘ gefehlt.

Sieben Minuten nach Mitternacht – Patrick Ness, Siobhan Dowd

siebenminutennachmitternacht cbj Verlag
Hardcover Ausgabe
ca. 216 Seiten
16,99 Euro
August 2011
ISBN: 3570153746Bestellen bei Amazon.de

 


Inhalt
(lt. amazon.de):
Zwei große Erzähler – eine Geschichte, die den Tod in seine Schranken weist.
Das Monster erscheint sieben Minuten nach Mitternacht. Aber es ist nicht das Monster, das Conor fürchtet. Was er eigentlich fürchtet, ist jener monströse Albtraum, der ihn jede Nacht quält, seit seine Mutter ihre Behandlung begann. Dieser Traum, in dessen Herzen tiefstes Dunkel herrscht und wo im Abgrund ein Albtraumwesen lauert, bis dann ein Schrei die Nacht zerreißt …
Das Monster aber, das scheinbar im Garten hinter Conors Haus lebt, verkörpert etwas völlig anderes. Es ist uralt, wild und weise – es ist das Leben selbst. Und es ist gekommen, um Conor zu helfen. Doch auf welchen Weg Conor sich mit seinem gigantischen Freund begeben wird, ahnt er nicht. Er wird ihn hinab in die tiefsten Tiefen seiner Seele führen, er wird ihn in seinen Albtraum begleiten und dann wird er ihm das Gefährlichste überhaupt abverlangen: die ganze Wahrheit. Denn nur wenn Conor sich dieser stellt, wird er das wahre Wesen des Lebens erkennen …

 

 

Kommentar:
„Sieben Minuten nach Mitternacht“ wurde vom Autoren Patrick Ness geschrieben. Die ursprüngliche Idee dazu hatte allerdings Siobhan Dowd, die das Exposé zu diesem Roman entwarf und die Figuren. Bevor sie diese Geschichte dann tatsächlich schreiben konnte, starb sie an Krebs. Diese Vorgeschichte verleiht diesem Buch noch einmal eine gewisse Tragik, geht es in diesem Buch doch auch um den Tod und wie man damit umgeht, wenn ein geliebter Mensch stirbt.

Durch das komplette Buch ziehen sich sehr stimmungsvolle Illustrationen von Jim Kay. Düster, aber sehr passend und stimmungsvoll. Der Schreibstil von Patrick Ness tut sein übriges und macht dieses Buch wirklich zu etwas ergreifendem.

Conor ist ein dreizehnjähriger Junge, der geistig aber schon viel weiter ist. Viel weiter sein muss, denn seine Mutter kann sich krankheitsbedingt nicht mehr richtig um ihn kümmern. Abends um sieben Minuten nach Mitternacht erscheint ihm regelmäßig ein Monster und Conor versucht verzweifelt herauszufinden, was dieses Monster von ihm will, denn nur dann wird er in der Lage sein wieder Ruhe zu finden.
Die Geschichte ist wirklich ergreifend. Conors Psyche lässt ein Monster auferstehen, dass Conors ganze Angst verkörpert. Die Angst seine Mutter zu verlieren, die Angst sich einzugestehen, dass er mehr fühlt als das, was er vorgibt, Angst selbst ein Monster zu sein wegen der Gedanken die er hat.

Mir hat dieses Buch wirklich gut gefallen und ich war sehr ergriffen von dieser Geschichte und den damit verbundenen Gedankengängen. Ich denke, dass dieses Buch Jugendlichen, die in einer ähnlichen Situation stecken, schon helfen kann mit dieser umzugehen. Allen anderen hilft sie vielleicht mehr Verständnis für ihre Umwelt zu entwickeln.

Wir vom Neptunplatz: Ein Vorabendroman – Patricia Eckermann, Stefan Müller

wirvomneptunplatz Carlsen Verlag
Klappenbroschur Ausgabe
ca. 208 Seiten
12,90 Euro
September 2011
ISBN: 3551684499

Bestellen bei Amazon.de


Inhalt
(lt. amazon.de):
Millionen verfolgen regelmäßig eine oder mehrere Vorabendserien. Jetzt gibt es das Vorabendseriengefühl auch für Leseratten: Die Idee der Vorabendserie wird in „Wir vom Neptunplatz“ in Romanform umgesetzt. Worum geht es? Rund um den Neptunplatz leben vier junge Menschen, deren Wege sich in den kurzen Kapiteln („Folgen“) immer wieder kreuzen. Es geht um: Wohnungssuche, Jobsuche, Sinnsuche – und natürlich um die Liebe. Der zentrale Ort, an dem sich alle Personen und Handlungsstränge immer wieder treffen, ist das (fiktive) „Café Mampf“ am Neptunplatz. Toller Unterhaltungsstoff mit viel Witz. Patricia Eckermann und Stefan Müller schreiben fürs Fernsehen, u.a. für „Schlag den Raab“.

 

Kommentar:
Ab und an finde ich es wirklich angenehm mich von so einfacher Kost wie den allabendlichen Soaps im TV berieseln zu lassen. Und so dachte ich, dass es vielleicht auch mal ganz angenehm wäre das ganze in Buchform zu bekommen. So ein wenig leichte Lektüre zum Abschalten halt. Hört sich ja erst mal ganz nett an und ich war auch wirklich gespannt.
Gestaltet ist das Buch auch recht nett und zum kostenlosen Download gibt es auch noch die Vorgeschichte Wir vom Neptunplatz: Wir vom Neptunplatz: Die Vorgeschichte, die ich empfehle erst einmal zu lesen, weil man dadurch die Figuren des Buchs noch ein wenig besser kennen lernen kann.
Insgesamt fand ich das Buch auch recht flüssig zu lesen. Diese „Soap“ spielt in Köln, die Geschichten waren kurz, bündig, mit wenig Tiefgang und Klischees wurden zu Hauf bedient.
Mir persönlich hat diese Lektüre allerdings nicht so viel gebracht und ich denke, ich schaue so wenig aussagekräftiges doch lieber weiter im TV, wenn ich denn Lust darauf habe und lese lieber wieder Geschichten mit mehr Inhalt und Tiefe, denn das ist es eigentlich was ich an Büchern so mag. Wem das allerdings nicht stört und wer Soaps eh gerne mag, der kann mit diesem Buch bestimmt auch auf seine Kosten kommen.