Romeo & Romy – Andreas Izquierdo

romeoromy

Suhrkamp Insel Verlag | Broschierte Ausgabe | 491 Seiten | 14,99 Euro | April 2016 | ISBN: 978-3458361411

Inhalt

(lt. amazon.de):

Romy könnte eine große Schauspielerin sein, aber niemand sieht sie, denn sie ist nur die Souffleuse. Aber auch das nicht lange, denn nach einem harmlosen Flirt mit Hauptdarsteller Ben, dessen einzige schauspielerische Glanzleistung sein Auftritt als »Frischedoktor« in einem Waschmittelspot ist, wird sie gefeuert. Und Ben kurz nach ihr.
Romy kehrt zurück in ihr winziges Dorf, um dort ihr Erbe anzutreten. Hier leben nur noch Alte. Und die haben sich in den Kopf gesetzt, rasch das Zeitliche zu segnen, denn auf dem Friedhof sind nur noch zwei Plätze frei. Wer da zu spät kommt, muss auf den Friedhof ins Nachbardorf. Und da gibt es – wie jeder weiß – nur Idioten.
Romy schmiedet einen tollkühnen Plan: Sie will mit den Alten ein elisabethanisches Theater bauen. Aus der gammeligen Scheune hinter ihrem Hof. Und mit ihnen Romeo und Julia auf die Bühne bringen. Sie haben kein Geld, keine Erfahrung, aber einen Star: Der »Frischedoktor« soll Regie führen! Ben ist begeistert: Regisseur! Das könnte unter Umständen der erste Job werden, den er nicht voll gegen die Wand fährt …

Gewähltes Zitat

Sie blickte zu Bella, die gerade amüsiert lachte: Nein, meine Liebe, du lagst falsch! Es gibt immer Etwas Neues! Und es gibt immer einen Grund, weiterzuleben. Das Leben verbraucht den Geist, das ist wahr, aber es kann ihn auch mit neuer Kraft befeuern. Und ihre Alten waren der Beweis: Die Energie, die von ihnen abstrahlte, erfüllte den Raum mit Vorfreude und Trubel!

(S. 297)

Meine Meinung

Bereits als ich den ersten Roman von Andreas Izquierdo vor mittlerweile über sechs Jahren gelesen habe war ich vollends begeistert vom Stil, von den Ideen und von dem was noch dahinter steckte. Und so habe ich mir in den letzten Jahren auch jedes weitere Buch des Autors gekauft und war immer sehr glücklich beim Lesen und auch mit dem jeweiligen Buch. So war es natürlich ein absolutes MUSS, dass ich auch Romeo & Romy wieder haben musste und das nicht nur, weil das Cover wieder einmal unglaublich toll aussah!

Romy wäre gerne Schauspielerin, hat es bislang aber nur bis zur Souffleuse gebracht und selbst als solche ist sie am Theater gescheitert. Als ihre Omi stirbt macht sie sich auf in ihr winziges Heimatdorf, wo sich Fuchs und Hase noch gute Nacht sagen und wo nahezu nur noch die älteren Einwohner leben, weil sich die jungen allesamt auf und davon in die große, weite Welt gemacht haben. Romy ist entsetzt als sie erfährt, dass ihre Oma absichtlich sterben wollte, ebenso wie alle anderen der Alten im Dorf sterben wollen. Der Grund ist unglaublich: Auf dem Friedhof von Großzerlitsch sind nur noch drei Gräber frei und wenn diese belegt sind, kann in diesem Dorf niemand mehr bestattet werden. Um den Alten eine Aufgabe zu verschaffen und auch um sich selbst etwas zu beweisen ersinnt Romy den wahnwitzigen Plan im Dorf ein elisabethanisches Theater zu errichten, aus der alten Scheune ihrer Oma, und dort ein Stück aufzuführen. Dass sie damit das ganze Dorf durcheinanderwirbelt scheint klar …

Andreas Izquierdo hat hier ein Szenario entworfen, was irgendwie grotesk wirkt und mich zu Beginn doch etwas erstaunt hat. Ich konnte mir gar nicht so recht vorstellen, dass das tatsächlich auf etwas schönes hinauslaufen würde, aber da ich Izquierdos bisherige Bücher ja so mochte, hatte ich vollstes Vertrauen, dass die Geschichte trotz des wahnwitzigen Anfangs und einer verrückten Idee doch wieder das gewisse Etwas haben, was mich am Ende staunend und gerührt zurück lassen würde. Was soll ich sagen? Natürlich hat mich Herr Izquierdo auch dieses Mal nicht enttäuscht und genau da abgeholt, wo ich es nötig hatte!

Die Idee mal ganz beiseite geschoben, denn diese ist – wie ich bereits sagte – schon etwas grotesk und damit gewöhnungsbedürftig, bleiben wirklich wahnsinnig tolle Figuren. Es sticht nicht mal Romy selbst so sehr heraus, denn sie ist trotz ihrer Vision eines Theaters in der Pampa doch noch die normalste Figur in diesem Roman. Vor allem die Alten stechen hier besonders heraus und sind mir im Laufe der Geschichte total ans Herz gewachsen. Jeder der alten Bewohner hat irgendwie eine kleine Macke und ist auf liebevolle Art besonders schrullig oder verrückt. Und alle kümmern sich besonders gerne um Romy und Romy sich um ‚ihre‘ Alten. Man kann eigentlich gar nicht anders als die Figuren zu mögen und ich hatte bis zum Ende des Romans und auch noch darüber hinaus wirklich das Gefühl Anton, Emil, Hilde und Co. wirklich zu kennen. Es ist einfach ein tolles Gefühl gewesen so liebevoll in die Geschichte eingesogen und ein Teil davon zu werden.

Das Setting war für mich ebenfalls sehr greifbar. Ein kleines Dorf im Osten, in dem es beinahe nix gibt und jeder jeden kennt. Wo es noch wirkliche Hilfsbereitschaft gibt und gemeinsames Miteinander statt nur Nebenher. Das ist heute selten geworden und alleine dafür, dass dieses Gemeinschaftsgefühl auch über den Buchdeckel schwappen konnte, bin ich sehr dankbar gewesen.

Die Geschichte selbst ist zwar zu Beginn sehr merkwürdig, aber nachdem ich mich voll und ganz darauf eingelassen hatte, hat sie einfach nur noch Spaß gemacht. Die Rahmenhandlung mit dem Theater ist witzig und hat seine Momente. Außerdem gibt es noch viele Nebenhandlungen, die einfach dazu gehören, wie die Thematik, wie heutzutage mit Alten umgesprungen wird. Wie auch heute noch Menschen unter den Vorgängen in der damaligen DDR zu leiden haben. Es geht um Freundschaft und Vertrauen. Um Hilfsbereitschaft und Gefühle. Um Zugehörigkeit und Heimat. Es geht natürlich auch um Liebe, aber das eher am Rande.

Der Autor hat nicht zum ersten Mal bewiesen, dass er einen wunderbaren Schreibstil hat und mit Romeo & Romy hat er ein kleines Meisterwerk abgeliefert!

Fazit

Andreas Izquierdo hat sich mit Romeo & Romy mal wieder selbst übertroffen. Ich weiß  nicht, wie man auf solch wahnwitzige Ideen kommt, aber die Geschichte hat mich mitten ins Herz getroffen und total mitgerissen. Es ist eines der Bücher, die einen auch noch Wochen und Monate nach der Lektüre beschäftigen, die einfach rührend und herzerwärmend sind. Izquierdo hat es einfach drauf eine total unspektakuläre oder gar lächerlich scheinende Idee zu einem kleinen Meisterwerk zu formen! Wahnsinn! Jetzt schon eines meiner Jahreshighlights!

Meine Wertung

3 thoughts on “Romeo & Romy – Andreas Izquierdo

  1. Guten Morgen,
    das Buch liegt bei mir auch schon viel zu lange auf dem SuB. Ich muss es unbedingt lesen, denn ich habe, wie du, Vertrauen in den Autor. Er schreibt einfach wunderschöne Bücher.
    Danke für deine Rezi.
    LG
    Yvonne

  2. Das klingt ja super spannend. Bisher bin ich zwar öfter über das Buch gestolpert, aber es hat mich nie so angesprochen. Nach deiner wirklich sehr interessanten Rezension ist es jetzt aber in meinem Warenkorb gelandet.

    Liebe Grüße
    AnnaTeresa

  3. Hallo Nicole,

    am Anfang fand ich die Geschichte auch etwas grotesk, aber wie du sagst, wenn man sich mal auf die Geschichte eingelassen hat kann man nicht mehr anders als sie zu mögen. Die Alten, jeder von ihnen mit seiner schrulligen und eigenen Art schließt man sofort ins Herz und fliegt gerade so durch das Buch.

    Liebe Grüße Corinna

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