Wir stopfen das Sommerloch mit Klassikern – Tag 16

Willkommen zu unserem heutigen Beitrag der Aktion Wir stopfen das Sommerloch mit Klassikern. Dieses ist nun mein zweiter Beitrag zur Aktion in dem ich euch einen Klassiker vorstellen werde. Wieder habe ich lange überlegt was ich euch noch vorstellen mag. Viele Bücher kamen in die engere Auswahl, das Rennen hat dann aber ein Klassiker gemacht, den vom Titel her wohl jeder kennen wird. Es ist eines der bekanntesten, längsten und auch meist zitierten und parodierten Gedichte unseres Landes. Die Rede ist von … Na? Wisst ihr es?

Das Lied von der Glocke von Friedrich Schiller

Das Lied von der Glocke von Friedrich Schiller wurde im 1799 geschrieben und begeisterte damals schon ebenso viele Menschen wie es Kritiker auf den Plan rief.

Lob:

„In keiner Sprache ist mir ein Gedicht bekannt, das in einem so kleinen Umfang einen so weiten poetischen Kreis eröffnet, die Tonleiter aller tiefsten menschlichen Empfindungen durchgeht und auf ganz lyrische Weise das Leben mit seinen wichtigsten Ereignissen und Epochen wie ein durch natürliche Grenzen umschlossenes Epos zeigt“
(Wilhelm von Humbolt)

Kritik:

Ach wie gefällt die ‚Glocke‘ dem Volk und ‚die Würde der Frauen‘!
Weil im Takt da klingt alles, was sittlich und platt.
(Friedrich Schlegel)

Von den ersten Entwürfen bis zur endgültigen Fertigstellung sollen allerdings 10 Jahre gelegen haben.

Johann Christoph Friedrich von Schiller wurde 1759 geboren. Er wuchs zusammen mit fünf Schwestern als einziger Junge auf und studierte zunächst Rechtswissenschaften, bevor er sich der Medizin zuwandte und darin promovierte.
1782 gab er mit Die Räuber sein Debüt am Theater, was bekanntlich ein riesen Erfolg wurde und ein bedeutender Beitrag zum Drama des Sturm und Drang. 
Zusammen mit Wieland, Herder und Goethe prägte Schiller die Weimarer Klassik wie wir sie heute kennen.
Viele seiner Theaterstücke gehören zum Standardrepertoire des deutschsprachigen Theaters. Seine Balladen zählen zu den bekanntesten deutschen Gedichten.
Von 1796 bis 1800 gab Schiller die Literaturzeitschrift Musenalmanach heraus, an der unter anderen Goethe, Herder, Tieck, Hölderlin und August Wilhelm Schlegel mitarbeiteten. Der junge Friedrich Schiller kam bereits als Schüler in den Kontakt mit dem Handwerk des Glockengießens. Bis um 1950 herum war Das Lied von der Glocke aus deutschen Gymnasien unumgänglich und universales deutsches Bildungsgut.
Im Mai 1805 starb Schiller infolge einer Tuberkuloseerkrankung an Lungenentzündung. Er gilt heute als einer der bedeutendsten deutschsprachigen Dramatiker, Lyriker und Essayisten.

Kurzform

Für Das Lied von der Glocke konnte ich mich erstmals begeistern, als ich irgendwann als kleines Dötzchen meinen Vater fragte, was Lyrik sei und er mir die Kurzform von Schillers Werk begeistert zitierte. Diese paar Zeilen habe ich bis heute nicht vergessen, auch wenn ich Das Lied von der Glocke mittlerweile natürlich auch vollständig kennen gelernt habe.

Loch in Erde,
Bronze rin.
Glocke fertig.
Bim bim bim.

Als Kind konnte ich mich dafür total begeistern und als Kind konnte ich natürlich nicht verstehen, dass da noch viel mehr hinter steckt als einfach nur die Fertigstellung der Glocke.

Der Aufbau

Schiller verbindet in seinem Gedicht die Darstellung des Handwerks der Glockengießer mit der Betrachtung des Menschenlebens allgemein. Während er mit Arbeitssprüchen des Glockengießermeisters den Prozess des Glockengießens detailliert und vollständig darstellt, stellt er in Reflexionen den gesamten Lebenszyklus eines Menschen von der Geburt bis zum Tod, seinem Familienleben und seinem gesellschaftlichen Leben gegenüber. Widmet sich der erste Teil des Gedichtes dem Menschen und seinem Familienleben, ist der zweite Teil, der mit Vers 274 beginnt, dem Leben in der Gesellschaft und dem Staat gewidmet.

Zu den Arbeitssprüchen des Meisters gehören 10 Strophen, die jeweils 8 Verse lang sind. Die Reflexionen umfassen 9 Strophen unterschiedlicher Länge. Bei den Arbeitssprüchen gehören je fünf Strophen zu den Vorbereitungen des Gusses einerseits und zur Durchführung des Gusses andererseits. Das Gedicht beginnt mit einem Arbeitsspruch. In der Folge wechseln sich die Arbeits- und die Refelxionsstrophen ab.

Handlung und Thematik

Schiller verbindet die kundige Darstellung eines handwerklichen Glockengusses mit allgemeiner Anschauung und Kommentierung des Menschenlebens, seiner Möglichkeiten und Gefahren. Schiller bringt hierin sittliche Vorstellungen des bürgerlichen Lebens zum Ausdruck und distanziert sich zugleich von den Eskalationen der französischen Revolution.

Geflügelte Worte

Viele Formulierungen des Gedichts sind längst in unseren Alltags-Sprachgebrauch übergegangen und werden auch von denjenigen genutzt, die von Schiller keine Ahnung haben. Hier mal ein paar Beispiele:

  • „Wo rohe Kräfte sinnlos walten“
  • „Da werden Weiber zu Hyänen“
  • „Denn das Auge des Gesetzes wacht“
  • „Der Mann muß hinaus ins feindliche Leben“
  • „Die Jahre fliehen pfeilgeschwind“
  • „Doch der Segen kommt von oben“
  • „Es schwelgt das Herz in Seligkeit“
  • „O zarte Sehnsucht, süßes Hoffen, Der ersten Liebe goldne Zeit“
  • „Von der Stirne heiß rinnen muß der Schweiß“
  • „Wehe, wenn sie losgelassen!“
  • „Er zählt die Häupter seiner Lieben“
  • „Drum prüfe wer sich ewig bindet, ob sich das Herz zum Herzen findet“
  • „Der Wahn ist kurz, die Reu’ ist lang“

Das Buch

dasliedvonderglockeInhalt:
Schillers Lied von der Glocke ist ein Lieblingsgedicht der Deutschen und gehört zu dem Schönsten, was lyrisch hervorgebracht wurde. Während der Dichter das Entstehen der Glocke Concordia durch kraftvoll dramatische Verse vorantreibt, stellt er diesem Entstehen das Leben des Menschen mit all seinen freudetrunkenen Höhen und schmerzvollen Tiefen – von der Geburt bis zum Tod und darüber hinaus – und seinem Streben nach Harmonie in Familie und Gesellschaft entgegen. Das Lied hat über die Zeit hinweg auch viele Künstler zur bildhaften Darstellung angeregt. Die vorliegende Ausgabe gibt die Verse des weltberühmten Gedichtes gemeinsam mit Illustrationen nach Gemälden des österreichisch-deutschen Malers Alexander von Liezen-Mayer wieder. Erweitert ist die Ausgabe um Goethes Epilog zu Schillers Glocke, in dem er seinen Schmerz über den Tod Schillers verarbeitet und eine Lobhymne auf Schiller und sein Glockenlied anstimmt. Ein Nachwort befasst sich mit der Entstehung des Gedichtes, gibt Angaben zu Schiller und Liezen-Mayer und erörtert zum besseren Verständnis des Glockenliedes den Herstellungsprozess einer Glocke

aionas Verlag | Heftausgabe | 58 Seiten | 4,95 Euro | ISBN: 978-1502780904

 

Ich hoffe, ich konnte euch ein wenig neugierig machen auf dieses bedeutendste Stück Lyrik unserer Geschichte. Wer Lust hat es sich anzuhören, der kann dies hier tun:

Gewinnspiel

Wer es allerdings lieber lesen mag – und zwar auf Deutsch – der hat nun die Gelegenheit, denn ich verlose dieses kleine Büchlein (natürlich neu!) ein mal unter allen, die mir bis einschließlich zum 03. September 2016 die folgende Frage in den Kommentaren beantworten:

Wie steht ihr zu Lyrik? Ich bin da eigentlich kein Fan von, aber wenn ich mich damit beschäftigen muss, dann gefällt es mir meistens dann doch :) Wie ist es bei euch?

Viel Glück und viel Erfolg!

 

Morgen geht es weiter bei Vanessa und ihrer Bücherecke, die euch ein wirklich tolles Buch vorstellen wird! Nicht verpassen Zwinkerndes Smiley

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