Diskussion: Warum liest man Jugendliteratur, obwohl man diesem Alter längst entwachsen ist?

Angestoßen durch die Ü30-Blogger-Umfrage von Nicole von Cinema in my head, habe ich angefangen mir Gedanken darüber zu machen, warum so viele ältere, eigentlich erwachsene Leser so gerne Jugendliteratur lesen. Mir war bis ich gestern diese Umfrage gesehen habe, gar nicht bewusst, dass es wirklich so viele ältere Blogger sind, die gerne Jugendbücher lesen. Ich dachte bislang tatsächlich, ich wäre mit dieser Vorliebe eine der wenigen und freue mich total, dass dies nicht so ist.

diskussion1Jetzt stellt sich mir allerdings die Frage: Wieso? Warum ist das so? Wieso gefallen mir Jugendbücher immer noch so sehr wie früher?
Und müsste ich nicht eigentlich langsam Mal erwachsen werden und nur noch erwachsene Literatur lesen?

So wirklich kann mir selbst diese Frage gar nicht beantworten. Zum einen ist es einfach so, dass ich Jugendbücher ganz häufig total spannend finde und die heutige Jugendliteratur für mich auch gar nicht mehr so kindlich und anspruchslos ist wie noch in meiner Kindheit.
Andererseits merke ich natürlich selbst, dass Jugendliteratur mich und meine Aufmerksamkeit natürlich nicht so extrem fordert wie Bücher für Erwachsene. Meistens jedenfalls ;). Und deswegen ist es für mich auch dann die pure Entspannung mich mit so einem Buch zurück zu ziehen. Mir fällt dies verstärkt auf, dass ich seitdem mein kleiner Sohn da ist, gerne mal etwas ’seichteres‘ lese und das meine ich jetzt keinesfalls abwertend! Vorher habe ich viel mehr zu anderer Literatur gegriffen als in den letzten drei Jahren.

Wie sieht das ganze denn bei euch aus? Warum lest ihr am liebsten Jugendliteratur, obwohl ihr eigentlich nicht mehr die eigentliche Zielgruppe seid? Wie fühlt ihr euch dabei? Und was sagt eure Umgebung dazu?
Mich interessiert dieses Thema und würde mich freuen, wenn sich viele von euch zu Wort melden. Ich bin auf eure Antworten gespannt! :)

16 thoughts on “Diskussion: Warum liest man Jugendliteratur, obwohl man diesem Alter längst entwachsen ist?

    • Oh, wie kam denn das? Wolltest du unbedingt Mamas Bücher lesen? *G* Ich wollte damals auch immer die Bücher meiner Mutter lesen, aber ich durfte nicht, ich musste in die Bücherei ;)

      • Wie Favola weiter unten auch gesagt hat, gab es die Jugendbücher damals SO nicht (oder sie war nicht so zugänglich).
        Mamas Bücher (Konsalik, King) lagen überall rum, dann habe ich die genommen :-)

        Ich kann den anderen nur zustimmen: Ich finde Jugendbücher unterscheiden sich von Spannung und Sprache oft mehr kaum von Erwachsenenbüchern.

        • Da hast du allerdings Recht! *find* Wenn ich so überlege, habe ich tatsächlich schon häufiger Mal Bücher aus dem Jugendbuch-Genre in der Hand gehabt, bei denen ich wirklich überlegt hatte, ob ich das meinem Kind wohl in die Hand drücken würde, wenn es Mal im empfohlenen Alter sein wird. Teils sind die Bücher ja doch schon recht hart.
          Und jau, wenn man so Chick-lit mit Jugendbüchern vergleicht, dann gibt es da eigentlich keinen großen Unterschied *g*

  1. Ich möchte einfach abschalten, in andere Welten eintauchen. Ich mag einfach Geschichten um junge Figuren und möchte nichts von geschiedenen Frauen mit zig Kindern lesen, die auf der Suche nach einem reichen, gutaussehenden Mr. Right sind… ;) Schöne, einfache Unterhaltung, außerdem sind die Jugendbuch-Geschichten ja nun auch nicht alle platt und anspruchslos. Mein Alltag ist anstrengend genug, da möchte ich in meiner Lesezeit nicht noch gesellschaftskritische oder politische Bücher lesen. Typische „Frauenromane“ kommen bei mir aber auch meist nicht an, die sind mir oft zu klischeehaft. So ganz genau kann ich es dir auch nicht erklären – es ist einfach so. :)

    LG,
    Andrea

    • Danke für den Erklärungsversuch, Andrea! :) Teils kann ich das total nachvollziehen, geht mir oftmals ebenso. Außer das mit den Frauenromanen, die finde ich meist auch klasse, aber ich greife trotzdem immer lieber zu Jugendbüchern *G* LG!

  2. Mir geht es da ganz ähnlich wie dir. Zum einen haben Jugendbücher oft auch für Ältere spannende Themen. Zum anderen lassen sie sich häufig leichter lesen und da ich ebenfalls einen kleinen Sohnemann habe, geht es mir da genau wie dir, dass ich gern auch mal was seichtes lese.

    Ich würde das aber auch so sehen, dass diese Bücher ab einem bestimmten Alter geeignet sind. Warum sollte man die Bücher nicht mehr toll finden, nur weil man „erwachsen“ ist? Ich finde es immer noch toll, in fantastische Welten abzutauchen und ich freue mich ja z.B. auch, wenn ich meinem Sohn schöne Kindergeschichten vorlesen kann.

    Wer meint, ab einem gewissen Alter nur noch hochintellektuelle Literatur lesen zu müssen: bitte sehr! Ich selbst fühle mich lieber noch ein bissel jung und lese auch mal jugendliche Geschichten.

    Im Übrigen sollte man auch bedenken, dass Jugendbücher ja auch von Erwachsenen geschrieben werden. Die fühlen sich ja auch nicht zu alt dafür ;-)

    LG Michaela

    • Hi Michaela! Dein Einwand ist gut, darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht. Aber stimmt ja schon, es gibt ja nur „ab“ Leseempfehlungen, kein „bis“. Ich habe eine Freundin, die kann gar nicht verstehen, dass ich in meinem Alter so viele Jugendbücher lese und ich versuche ihr dann auch immer zu erklären, was ich daran so faszinierend finde. Aber beeindrucken lasse ich mich davon auch nicht, ich lese einfach wonach mir ist ;) LG!

  3. Das ist eine gute Frage, die ich dir aber gerne beantworten kann :-)

    Früher habe ich nur erwachsene Belletristik gelesen. Damals gab es all age (oder junge Erwachsene) ja noch gar nicht und so begann ich mit +/- 18 Jahren die Bücher meiner Eltern zu lesen, also Rosamunde Pilcher *schäm*, Gaby Hauptmann und die Thriller meines Vaters ….

    Als ich dann vor zehn Jahren in der Bibliothek begann übernahm ich die Kinder- und Jugendbuchabteilung, was für mich als Lehrerin nahe liegend war. So war ich sicher immer im Kontakt mit Jugendbüchern, aber privat gelesen habe ich eigentlich nur Harry Potter … und dann kam die Biss-Reihe …. ich weiss, dass heute viele auf diese Reihe schimpfen, aber ich denke, sie wissen gar nicht, was wir Stephenie Meyer alles zu verdanken haben. Ich bin überzeugt, dass ihre Bestseller diese neue Alterskategorie ins Leben gerufen haben.

    Es ging aber noch eine Weile, bis ich dann fand, dass ich als Bibliothekarin die Twilight-Bücher auch lesen müsste … naja, Frühlingsferien … pro Nacht ein Band und ich war begeistert. Zuvor hatte ich nie Fantasy gelesen (naja, ausser „Herr der Ringe“, aber Ausnahmen bestätigen die Regel und dazu hatte mich mein Freund gedrängt).
    Danach las ich ab und zu Bücher, die wir für unsere Bibliothek einkauften, bevor ich sie dann ins Regal stellte.

    Die grosse Wende kam dann erst mit meinen Kindern und dann mit meinem Blog. Ich glaube, neben dem Alltag mit meinen zwei süssen (Gift)Zwergen brauche ich einfach etwas ganz anderes. Ich möchte vom Sabbern, Putzen, Waschen, Windeln wechseln in eine andere Welt eintauchen … ich möchte einfach lesen, ein Buch auch zügig beenden können und nicht jeden dritten Satz zweimal lesen müssen … und dafür sind diese Bücher einfach perfekt!

    lG Favola

    • Huhu Favola! Oh, beruflich damit zu beginnen ist natürlich auch eine Erklärung, später aus Überzeugung dabei zu bleiben finde ich gut *G* Und das mit den Kindern und vom Alltag in eine andere Welt abtauchen kann ich wie gesagt selbst total gut verstehen. Ich habe damals auch mit Harry Potter angefangen, da war ich allerdings tatsächlich selbst noch im Jugendalter, bzw. hatte ich davor bereits die Jugendbücher von Hohlbein verschlungen. Ich glaube, danach hat es ja auch angefangen mit den Jugendbüchern, oder? Twilight kam dann ja, wie du schon sagtest. Damit habe ich damals direkt weiter gemacht und seitdem gibt es ja ständig neue und gute Bücher, bzw. ganze Reihen :) LG!

  4. Ich mag einfach keine „Erwachsenenliteratur“. Das ist mir zu anstrengend und ich will einfach das fantastische, leichte. Ich möchte abtauchen und mich verführen lasssen. Ich möchte den Teil meines Herzens berühren, der immer 16 sein wird, der braucht sowas einfach. Wie sagte die Oma meines Mannes auf ihrem 75. : „Im Innern bin ich doch immer noch ein junges Mädchen“ Ich kann dem nur zustimmen. Irgendwo zwischen 20 und 25 bin ich steckengeblieben. Außerdem schreibe ich selbst in dem Genre(noch unveröffentlicht). Es macht Spaß noch mal 18 zu sein, in die Figuren abzutauchen und das auf unkomplizierte Weise. Okay, ich könnte auch Frauenliteratur lesen, aber das ist nicht meins. Ich brauche den Touch Fantasy. Mir sind diese Frauendinger viel zu Zuckerwatte, pink und künstlich witzig. Nein, ich will Jugendbücher! Und ich mache auch keinen Hehl daraus, sowas zu lesen. Es bringt mich zum träumen. Ich fühle mich gut dabei. Und ich habe auch das Gefühl, dass sich die Jugendbücher von heute auf einem anderen Niveau befinden, als vor 20 Jahren zu meiner Zeit. Was ich übrigens ganz interessant fand, dass bei meinen Interviews auf den Messen mich niemand komisch angeguckt hat, weil ich nicht der Zielgruppe entspreche. Was ist schon Alter? Zeit istt doch etwas, was der Mensch definiert hat. ;-)
    Jugendliche Grüße einer Mittdreißigerin. ;-)

    • Danke für deinen Kommentar. Ja, du sprichst auch noch ein wichtiges Argument an, das auf mich ebenso zutrifft. Ich fühle mich nämlich auch immer noch ab und an locker und unbeschwert, wie in meiner eigenen Jugendzeit, wenn ich Jugendbücher lese. Das macht natürlich auch einen großen Reiz aus, das stimmt! :) Viele Grüße zurück! ;)

  5. Ich finde die Bereiche gar nicht mehr so stark getrennt. Ob ein Buch jetzt eine Altersempfehlung „ab 14“ hat oder nicht, fällt beim Lesen oft kaum auf, auch nicht, ob der Buchhändler es jetzt beim Jugendbuch oder bei der Fantasy einsortiert hat – die Protagonisten sind eben jünger, das war es auch schon. Wobei viele ja auch Ali Shaws Bücher oder Dark Canopy als Jugendbücher bezeichnen, vielleicht, weil sie bei script5 erscheinen, was für mich allerdings dann auch wieder grenzwertig ist und zeigt, wie hauchdünn die Schwelle tatsächlich ist.

    Außerdem, „ab 14“ ist doch meine Altergruppe ;) Man hört ja auch nicht plötzlich auf, jung zu sein, im Kopf. Das merke ich immer mehr. Früher, als ich wirklich noch ein Teenie war, habe ich immer gedacht, man wäre so anders, wenn man älter wird, so viel steifer und erwachsener – dabei ist man immer noch derselbe Mensch. Warum sollte man nicht auch dieselben Bücher mögen?

    • Oh, da sagst du was, Sarah! Ich erinnere mich noch, dass ich damals total überrascht war, als ich nach einem Buch gesucht hatte und es dann bei den Jugendbüchern wieder fand statt wie erwartet bei den Fantasy-Romanen. Das war so die Zeit, wo das Jugendbuch-Genre so explodiert war *g* Ich weiß allerdings nicht mehr welches Buch das war, nur noch, dass mein damaliger Freund sich total gewundert hat, warum ich Jugendbücher lese *G* Danke für deinen Kommentar! :)

  6. Gute Frage! Ich bin (seit heute) 37 und verschlinge ebenfalls noch Bücher für Leser, die 20 Jahre (oder mehr) jünger sind als ich. Warum?

    Zum Einen, weil ich die Geschichten unheimlich spannend und fantasievoll finde – oft spannender und fantasievoller als bei Büchern für Erwachsene.

    Zum Zweiten, weil ich selber immer noch einen sehr guten Draht zu meinem inneren Kind habe! Heute morgen hab ich mir schon mal kurz gedacht: „Himmel, nur noch drei Jahre bis zur 40!“, aber eigentlich fühle ich mich wirklich viel jünger. Klar gibt es da Menschen, wie z.B. meinen Vater, die dazu meinen „Willst du nicht mal erwachsen werden?“… aber ehrlich gesagt, nö. Will ich nicht. Jedenfalls nicht, wenn es um das geht, was ich lese, schaue oder höre! Solange ich bei so Sachen wie „Miete zahlen“, „Geld verdienen“ und „Haus sauber halten“ erwachsen bin, reicht das doch. ;-)

    Naja, und dann ist es auch einfach so, dass es die Art Bücher, die ich am meisten liebe, selten mit Protagonisten in meinem Alter gibt! Ansonsten würde ich sicher auch diese Bücher lesen.

  7. Mikka, wow! Bei dir hätte ich auch nicht gedacht, dass du schon so alt bist! Und das soll jetzt auch als Kompliment verstanden werden, bitte ;)
    Und ja, du hast auf jeden Fall Recht! Solange man sich jung fühlt, ist alles gut ;) Und wenn man sich seine Jugendlichkeit durch entsprechende Bücher noch bewahren kann ist das auch eine super Sache!

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