Die Kinder von Wulf Dorn

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Heyne Verlag | Broschierte Ausgabe | ca. 320 Seiten | 16,99 Euro | September 2017 | ISBN: 978-3453270947

Inhalt

(lt. amazon.de):

Auf einer abgelegenen Bergstraße wird die völlig verstörte Laura Schrader aus den Trümmern eines Wagens geborgen. Im Kofferraum entdecken die Retter eine grausam entstellte Leiche. Als die Polizei den Psychologen Robert Winter hinzuzieht, wird dieser mit dem rätselhaftesten Fall seiner Karriere konfrontiert: Die Geschichte, die Laura Schrader ihm erzählt, klingt unglaublich. Doch irgendwo innerhalb dieses Wahnkonstrukts muss die Wahrheit verborgen sein. Je weiter Robert vordringt, desto mehr muss er erkennen, dass die Gefahr, vor der Laura Schrader warnt, weitaus erschreckender ist als jeder Wahn.

Gewähltes Zitat

»Ja, und das Erstaunliche dabei ist, dass diese Fische nicht groß darüber nachdenken. Sie sind nicht wie wir Menschen, die wahrscheinlich erst einmal diskutieren würden, wer welchen Platz einnehmen soll. Nein, sie tun es einfach. Instinktiv. Dann wird aus Hunderten von Individuen ein einziges kollektives Wesen.«

(S. 247)

Meine Meinung

Nachdem Laura Schrader aus einem Autowrack am Straßenrand gezogen wurde, im Kofferraum die Leiche ihrer Nichte, wird sie von einem Psychologen vernommen, der die wahnsinnige Geschichte, die sie bereits der Polizei erzählt hat, prüfen und die Wahrheit herausfinden soll. Die Zeit läuft, denn in dem Dorf, aus dem Laura mit dem Auto kam, sind alle Bewohner verschwunden und nur Laura könnte Aufschluss darüber geben, wo sich die ganzen Menschen befinden …

Von Wulf Dorn war ich bisher vor allem spannende Unterhaltung in Form von Psychothrillern gewohnt. “Die Kinder” wurde ebenfalls als Thriller betitelt, aber es geht doch in eine gänzlich andere Richtung als seine übrigen Thriller. Mir wäre es lieber gewesen, wenn ich darauf vorbereitet gewesen wäre und wenn demnach Mysterythriller oder sogar Horror auf dem Cover gestanden hätte statt einfach nur Thriller. So war ich die gesamte Zeit über am überlegen, was genau da auf psychischer Ebene ablaufen muss, das die Geschehnisse erklärt. Was natürlich total umsonst war, denn es ging ja ein eine andere Richtung.

Zu Beginn des Buches stoßen wir quasi schon auf das Ende der Geschichte. Von dort aus begleiten wir Laura, wie sie ihre Geschichte erneut dem hinzugezogenen Psychologen Robert Winter erzählt. In Rückblicken erleben wir also alles, was Laura bereits erlebt hat, nur hin und wieder unterbrochen durch kurze Ausflüge in die Gegenwart in der Winter Zwischenfragen stellt oder ähnliches.

Diese Art der Erzählung hat mir ziemlich gut gefallen, denn diese Häppchen, die einem als Leser dauernd zugeworfen werden, haben die Spannung wirklich bis ins unermessliche gesteigert. Man wollte einfach wissen, was genau denn passiert war, dass diese Ausgangssituation hervorrufen konnte. Und man wollte natürlich auch wissen, was mit den anderen Bewohner des kleinen Örtchens geschehen sein musste, dass sie spurlos verschwunden sind.

Mein Problem war, dass ich angenommen hatte, dass hier tatsächlich irgendwie seitens des Psychologen und der Polizei herauszufinden sein müsse, was tatsächlich geschehen war, dass Laura hier einfach eine phantastische, verwirrende, verrückte Geschichte erzählen würde. Die Geschichte von Laura war zwar genau so, absolut unglaublich, aber hier wurde eigentlich kaum darauf eingegangen, dass diese Ereignisse so einfach gar nicht statt gefunden haben können, wenn es nicht ins Übernatürliche gehen sollte. Also, sprich: Mir war die Interaktion zwischen Wahrheit und Trug einfach zu wenig. Selbst der Psychologe hat hier alles einfach geschluckt und wusste hinterher selbst nicht so wirklich was Wahrheit war oder auch nicht. Das hat sich zwar innerhalb des Buches natürlich noch geklärt, aber dafür hätte ich diesen Ablauf nun wirklich nicht gebraucht. Mich hat das ganze einfach in die Irre geführt, aber leider nicht nur auf diese überraschende und angenehme Art. Ich war eher ärgerlich, weil ich das Buch einfach unter falschen Voraussetzungen zu lesen begonnen habe. Und daran waren sowohl Klappentext schuld, als auch der fehlende Hinweis, dass sich  um einen Mystery-Thriller handelt. Solche mag ich allgemein nämlich meist eher weniger, weil die Erklärungen meistens einfach nur mit “ist so, weil ist eben so” abgehakt werden. Wenn ich es aber vorher weiß, dann kann ich mich zumindest darauf einstellen und erwarte gar keine nachvollziehbaren Erklärungen wie es hier der Fall war und wie ich sie leider auch nicht bekommen habe.

Die Gesellschaftskritik, die hier im Buch anklingt, finde ich total gut. Aber tatsächlich wird für mich am Ende hin alles ein wenig zu schwammig und auch leicht ad absurdum geführt. Der Umgang von uns mit Kindern, gerade auch hier in Deutschland, es muss ja nicht immer schlimmster Mißbrauch sein, aber an diesem Umgang sollte sich wirklich etwas ändern.

Insgesamt war es ein spannendes Leseerlebnis, was aber durch meine falsche Erwartungshaltung vor allem zum Ende hin recht getrübt wurde. Dennoch schreibt Wulf Dorn einfach toll!

Fazit

Trotz aller Kritik war Die Kinder von Wulf Dorn noch ein spannendes Leseerlebnis, was aber durch meine falsche Erwartungshaltung vor allem zum Ende hin recht getrübt wurde. Dennoch schreibt Wulf Dorn einfach toll!

Meine Wertung

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