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Inhalt (lt. amazon.de):
Bundeskanzlerin Merkel kritisiert die rechtsstaatliche Lage in der Ukraine. Bundespräsident Gauck sagt seine diplomatische Reise ab. Außenminister Westerwelle bietet medizinische Hilfe an: Es ist eine zarte, abgemagerte Frau, um die sich ganz Europa sorgt. Julia Timoschenko verkörpert den unerschütterlichen Willen, gegen die postsozialistische Staatsmacht anzukämpfen. Wer ist diese Frau, die als Ministerpräsidentin die Geschicke der Ukraine gelenkt hat und nun als politische Gefangene weggesperrt wird? Diese autorisierte Biografie zeigt das Leben und den Weg von Timoschenko als Galionsfigur der Orangenen Revolution, als Regierungschefin der Ukraine, ihr Sturz und ihre Verurteilung zu einer Gefängnisstrafe. Zugleich ist ihre Geschichte aber auch die ihres Heimatlandes, die auf dem Weg zur eigenen Identität und Souveränität nur mühsam vorankommt. Willensstark, unbeugsam, stolz, das ist ‚die eiserne Julia’. Selbst das jüngste Kapitel, der Hungerstreik hinter Gittern, legt Zeugnis ab von einer charismatischen Frau, deren Charakter Hoffnungsträger einer ganzen Region ist. Die Autoren Dmitri Popov und Ilia Milstein haben ihre Geschichte in vielen persönlichen Gesprächen mit Julia Timoschenko aufgezeichnet. Ihr Buch ist ein ergreifendes Dokument von Timoschenkos Unschuld und ein Ruf nach mehr Freiheit für die Ukraine.
Zitat:
An diesem Tag sprach Julia Timoschenko ihren wohl historisch gewichtigsten Satz in all diesen stürmischen Jahren. Als Vollblutpolitikerin achtete sie sogar auf den richtigen Zeitpunkt. “Es ist schon halb sieben”, verkündete sie nach einem raschen Blick auf die Uhr, “und Wladimir Putin hat Janukowitsch noch nicht gratuliert. Das heißt, für Juschtschenko ist alles in Ordnung.” (S. 253)
Kommentar:
Julia Timoschenko, ukrainische Politikerin, Oligarchin und Revolutionärin, hat gerade in den letzten Jahren viele Schlagzeilen gemacht. Jüngst wegen ihrer umstrittenen Inhaftierung bei zweifelhaften Haftbedingungen. In diesem Buch schreiben die Autoren Dmitri Popov und Ilia Milstein die Geschichte dieser Frau nieder, die eng verknüpft ist mit der Geschichte ihrer Heimat, der Ukraine. Anhand vieler Erzählungen Julias selbst entstand dieses Buch, das allerdings weniger Biografie der Person Julia Timoschenko ist, als vielmehr die Geschichte der Gallionsfigur und Politikerin Julia Timoschenko von ihrer frühen Kindheit an bis heute.
Dieses Buch beginnt mit einem offenen Brief von Timoschenkos Tochter Jewgenia, in der sie ihre Mutter direkt anspricht. Dieser Brief klingt ganz wie die Mutter: ein wenig emotional zwar, aber noch mehr berechnend, nüchtern, sachlich und überzeugend. Bis auf das 1. Kapitel und die letzten drei ist diese Biografie offiziell von Timoschenko selbst autorisiert worden, das wird dem Buch vorweg genommen.
Wie bereits eingangs erwähnt, erfährt man in diesem Buch weniger über Julia Timoschenko als Person und was man erfährt, ist größtenteils sehr wohlwollend geschildert, ganz so, wie man es von einer autorisierten Biografie auch erwarten würde. Über Timoschenkos Leichen im Keller wird nur spekuliert, genauso wie über viele andere Details ihres Werdegangs, was ich für eine Biografie dann doch etwas wenig finde, da hätte ich mir mehr erhofft. Als Zusatzlektüre wäre für eine kritischere Sicht vielleicht Frank Schumanns Buch Die Gauklerin: Der Fall Timoschenko ganz interessant, der zwar nicht autorisiert ist, dafür aber auch kein Blatt vor den Mund nimmt.
Stärker ist hier bei diesem Buch schon eher der Hang zur Geschichtsstunde. Wer bislang weniger Einblick in die wirtschaftlichen und politischen Verhältnisse in der Ukraine hatte, dem wird hier ein recht guter Überblick geboten, natürlich vor allem aus der Sicht Timoschenkos.
Sprachlich zeichnen die Autoren hier nämlich ein durchaus interessantes Bild. Die Kapitel sind gut gegliedert und in den Kapiteln werden die Fakten beinahe schon stichwortartig in kurzen Abschnitten abgehandelt. Das hat mir gut gefallen, ging es doch hauptsächlich um eine Thematik, über die ich bisher nur recht wenig detailliert wusste. So konnten die Massen an Information vom Leser einfach gut verarbeitet und gemerkt werden.
Insgesamt finde ich dieses Buch also Biografie also nicht sehr empfehlenswert. Wer allerdings Lust auf die Geschichte der Ukraine zu Zeiten Timoschenkos hat, der ist hier bestimmt gut aufgehoben. Von mir gibt es für das Gesamtwerk vier Sterne, zumal es sich auch wirklich gut lesen lies, hier haben die Autoren vieles richtig gemacht und ein sehr vertracktes Thema allgemein verständlich werden lassen.