Die Mutterglück-Lüge – Sarah Fischer

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Ludwig Verlag | Broschierte Ausgabe | ca. 240 Seiten | 16,99 Euro | Februar 2016 | Co-Autor: Shirley Michaela Seul | ISBN: 978-3453280793

Inhalt

(lt. amazon.de):

Sarah Fischer liebt ihre zweijährige Tochter – doch sie bereut es, Mutter geworden zu sein. Denn noch immer ist das Leben als Mutter mit vielen beruflichen und persönlichen Einschränkungen verbunden. Väter haben es da leichter. Frauen aber werden in die Mutterrolle gezwängt und zu einer Art aufopfernder Dienstleisterin, deren eigene Bedürfnisse bedeutungslos sind. Und als wäre das noch nicht genug, sollen sie darüber auch noch glücklich sein, denn Mutter zu sein ist erfüllend – wer anders empfindet, gilt als selbstsüchtig oder als Rabenmutter.
Sarah Fischer ist eine der wenigen Frauen, die öffentlich zugeben, ihre Mutterschaft zu bereuen. Gnadenlos ehrlich und bisweilen schockierend erzählt sie, wie ihr eigenes, selbstbestimmtes Leben seit der Geburt ihrer Tochter mehr und mehr verloren ging und warum wir dringend ein neues Mutterbild brauchen, das sich an den Bedürfnissen und Kräften der Frauen orientiert.
Der Erfahrungsbericht zur Debatte um „regretting motherhood“.

Gewähltes Zitat

Was für eine Gesellschaft wünschen wir uns? Wir sind es, die sie gestalten. Alle miteinander können wir eine freundlichere Gesellschaft prägen. Für uns alle, für unsere Kinder. Wenn ein Vater gern mehr Zeit mit seinen Kindern verbringen will, dafür aber im Job gemobbt wird, ist er in derselben Situation wie die Mutter, die gern weniger Zeit mit ihren Kindern verbringen will und als Rabenmutter gilt.

(S. 104)

Meine Meinung

Sarah Fischer erzählt in Die Mutterglück-Lüge ihre ganz persönliche Geschichte, die aber sicherlich viele Mütter ähnlich empfinden werden. Sarah Fischer liebt ihr Kind, aber das Muttersein hasst sie, denn es lässt sich nicht mit ihren Bedürfnissen und ihren Wünschen von einem erfüllten Leben vereinbaren.

Und genau das ist auch das Thema des Buches. Die Rolle der Mutter in unserer Gesellschaft ist teils wirklich widersprüchlich. Einerseits wird von Müttern verlangt, dass sie voll und ganz für ihre Kinder da sind und ihr Leben und ihre Bedürfnisse quasi ruhen lassen, ansonsten sind sie als Rabenmütter verschrien, gleichermaßen wird ihnen aber nicht die zustehende Anerkennung entgegengebracht für die Arbeit, die sie dadurch haben. Für Mütter ist es vollkommen normal, dass in ihrem Lebenslauf eine Loch klafft. Klar, es ist schön, dass es hier in Deutschland den Mutterschutz, Elternzeit etc. gibt, aber dennoch spiegelt sich das später bei der Rente wieder, denn viele Mütter sind nicht in der Lage auch nach der Elternzeit wieder voll arbeiten zu gehen.

Stichwort: Vereinbarung. Die meisten Kinderbetreuungszeiten haben nicht viel mit den tatsächlichen Arbeitszeiten zu tun. Ich persönlich kenne keine Mutter, die nach der Geburt wieder ganz normal in Vollzeit in ihrem alten Beruf arbeiten konnte. Es gab immer Abstriche und wenn nicht gleich der ganze Job gewechselt werden musste, dann wurden die Arbeitszeiten reduziert.

Natürlich kann man sagen, dass so etwas doch klar sei, dass Kinder nun einmal Arbeit machen. Aber: in anderen Ländern geht es doch auch! Da sind Mütter teils noch mehr arbeiten und dabei nicht so gestresst, denn dort ist die Kinderbetreuung einfach anders geregelt und bezahlbar.

Hier in Deutschland kann man es noch so sehr wollen, aber wenn man hinter sich nicht die halbe Familie stehen hat, die immer einspringen können, wenn es sein muss, dann ist es für eine Mutter kaum möglich sich selbst und ihre Rolle als Mutter gleichermaßen auszufüllen.
Das ist sehr schade, denn wie Sarah Fischer in ihrem Buch beschreibt, geht das bei den Vätern durchaus. Das liegt nicht nur an den möglichen Gegebenheiten in Deutschland, sondern auch ganz viel an der gesellschaftlichen Akzeptanz.

Überhaupt liegt heute viel an der Gesellschaft. Status ist wichtig, nicht nur im Berufsleben, sondern mittlerweile auch im Sandkasten. Mütter werden unter Druck gesetzt immer mehr und mehr Leistung zu bringen, die allerdings teils einfach total irrsinnig ist und auch kaum Spaß macht oder etwas mit Realität zu tun hat. Aber der Schein muss ja gewahrt werden. Wer da nicht mitmacht, ist raus.

Sarah Fischer ist eine Frau, die ihren Job liebt und auf ihre finanzielle Unabhängigkeit nicht verzichten will. Aber egal wie sehr sie jongliert und versucht, sie schafft es einfach mit ihrem Kind nicht ein Leben zu führen, dass es ihr ermöglicht sowohl ihren Job auszufüllen, als auch ihre Rolle als Mutter.
Ihre Tochter liebt sie, aber die Rolle, die ihr von unserer Gesellschaft aufgedrückt wird, die hasst sie.

Fazit

Sarah Fischer hat mit Die Mutterglück-Lüge ihre ganz persönliche Geschichte über ihre Mutterschaft erzählt und ihre Empfindungen dazu. Immer dabei schwingt eine gute Portion Gesellschafts- und auch Sozialkritik, ohne jedoch belehrend zu wirken. Es sind ihre Ansichten, in denen sich aber sicherlich viele Mütter auch wieder finden werden, auch wenn man bei der Aussage, man bereue es Mutter zu sein, erst einmal zusammen zuckt. Mit dem Kind und der Liebe zu eben jenen hat dies jedoch nicht viel zu tun, sondern eher mit der Rolle der Mutter in unserer Gesellschaft allgemein.

Meine Wertung

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